Donnerstag, 13. Oktober 2016

Die Fichte ist der Baum des Jahres 2017

Die Fichte ist in Niedersachsen die zweithäufigste
Baum
art. Zunehmend werden die Fichten-Mono-
kulturen, wie hier im Emmer Leu bei Hankensbüttel,
mit Laubbaumarten durchmischt.
Das Jahr 2017 steht botanisch im Zeichen einer Baumart, die wie keine andere die niedersächsischen Mittelgebirge in den letzten zwei Jahrhunderten geprägt hat: die Fichte. Seit 27 Jahren ruft das Kuratorium ‚Baum des Jahres‘ einen Jahresbaum aus.
Die Fichte polarisiert: Für die einen ist sie der Brotbaum der Forstwirtschaft, für die anderen der Inbegriff naturferner Monokulturen. In Niedersachsen ist sie nach der Kiefer die zweithäufigste Baumart. In Harz und Solling ist sie Zeuge der gelungenen Wiederbewaldung: Holznot im 18. und 19. Jahrhundert, Reparationshiebe und Wiederaufbau nach dem Krieg machten diese Baumart durch gute Holzerträge viele Jahre unersetzlich. Fichten gedeihen auch auf ärmeren Böden, vertragen aber keine Trockenheit. Reine Fichtenbestände sind besonders anfällig für Sturmwurf und Borkenkäferbefall. Sie gilt als die heimische Baumart mit dem ungünstigsten Anpassungspotenzial an Klimaveränderungen.
 „In den Niedersächsischen Landesforsten setzen wir auf stabile und artenreiche Wälder, die den zukünftigen Herausforderungen des Klimawandels gewachsen sind. Durch die naturnahe Waldwirtschaft nach den Grundsätzen des LÖWE-Programms (Langfristige ökologische Waldentwicklung) sank der Anteil der Fichte in den letzten Jahrzehnten“, sagt Peter Wollborn, Abteilungsleiter Waldbau der NLF. Im Gegenzug zur Abnahme der Nadelbäume nahmen die Laubbäume, insbesondere die Buche, weiter zu. „Die Fichte wird auf geeigneten Standorten und in Mischung mit anderen Baumarten aber auch zukünftig eine wichtige Rolle in unseren Wäldern spielen“, so Wollborn.

HINTERGRUND Nach der letzten Eiszeit wanderte die Fichte (Picea abies) rasch nach Mitteleuropa zurück und besiedelte in dieser Zeit auch Harz und Lüneburger Heide. Der Mensch drängte sie früh zurück und förderte Mittel- und Niederwaldwirtschaft. Ende des 18. Jahrhunderts war ein großer Teil der Wälder heruntergewirtschaftet, der Bedarf an Bauholz, Brennmaterial und Weidefläche groß. Die Fichte eignete sich als anspruchslose Baumart hervorragend zur Wiederaufforstung devastierter Standorte. Wo ursprünglich Laubwälder stockten, wuchsen bald reine Wälder aus gleichaltrigen Fichten heran, die große Mengen Holz lieferten. Seit knapp zwei Jahrhunderten prägt die Fichte den deutschen Wald.
 Typisch sind ihr gerader Stamm und der etagenweise Aufbau der Äste. Die länglichen, braunen Zapfen hängen von den Zweigen herab und fallen im September zu Boden. Bei den gemeinhin bekannten „Tannenzapfen“, die am Waldboden zu finden sind, handelt es sich um Fichtenzapfen, denn Tannen werfen ihre Zapfen nicht als Ganzes ab. Fichtennadeln sind spitz und stechen bei Berührung. Der Nähstoffanspruch der Baumart ist gering, die Fichte mag es kühl und feucht. Steht sie auf den falschen Standorten, ist sie anfällig für Sturmwurf, Holzfäule und Borkenkäferschäden.
Zahlreiche Insektenarten, wie Käfer, Schmetterlinge und Waldameisen sind von der Fichte als Nahrungsquelle abhängig. Viele Vögel, wie beispielsweise Fichtenkreuzschnabel und Sperlingskauz, sind zur Nahrungssuche, zum Brutgeschäft oder zur Jungenaufzucht auf die immergrüne und gute Deckung von Fichten angewiesen.
Das Holz ist relativ leicht, fest und elastisch. Es eignet sich als Bauholz, für Möbel und als Rohstoff in der Papierindustrie.