Mittwoch, 1. November 2023

Einladung zur Ausstellungseröffnung

Lost Places am Schienenstrang:  Fotokünstler Hermann Präger zeigt in Wittingen Fotografien aus seinem Bildband »NÄCHSTER HALT: NIRGENDWO«

Hermann Präger bei der Bildauswahl für seine Ausstellung in Wittingen.

Was ist geblieben von der einst blühenden Kleinbahn Celle–Wittingen–Oebisfelde, von den Bahnhöfen, den Haltestellen, den Schienen und Signalanlagen? Hermann Präger aus Zasenbeck, der in seiner Jugend als Fahrschüler auf der Strecke pendelte, hat sich auf Spurensuche begeben und dabei Zeugnisse einer vergangenen Zeit entdeckt und dokumentiert. Fasziniert vom morbiden Charme der alten Bahnanlagen, gelingt es ihm, in seinen Fotografien den Zauber, der dem Vorgefundenen, insbesondere dem Verlassenen innewohnt, zum Ausdruck zu bringen. Eine Auswahl seiner großformatigen Schwarzweißbilder, die in dem im Oktober im Calluna-Verlag erschienenen Bildband »Nächster Halt: Nirgendwo« enthalten sind, werden nun im Café Zeitlos im Haus Kreyenbergin Wittingen, Lange Straße 59, gezeigt. Im Rahmen der Ausstellungseröffnung, die am Freitag, 10. November, von 19 Uhr an stattfindet, hält Klaus Peter Sebastian einen Kurzvortrag zur Geschichte der Kleinbahn, die weitgehend dem Verlauf zweier Flüsse folgt und deshalb im westlichen Abschnitt (zwischen Celle und Wittingen) Lachtetalbahn und im östlichen Abschnitt zwischen Wittingen und Oebisfelde Ohretalbahn genannt wird.

Blick durch zerborstene Scheiben in den alten Hankensbütteler Lokschuppen.

Seitdem sich Hermann Präger aus seiner Zahnarztpraxis in Wittingen zurückgezogen hat, findet er nun endlich mehr Zeit für seine beiden Leidenschaften, die Fotografie und die Malerei.  Für das Buch und die Ausstellung hat er sich mit einer Mittelformatkamera, die äußerst scharfe und detailgetreue Aufnahmen ermöglicht, im Februar dieses Jahres, als keine Blätter an den Bäumen die Sicht auf die alten Bahnhöfe und Bahnanlagen behinderten, auf eine Bahnreise von Celle nach Oebisfelde begeben. Da auf der Strecke der  Lachtetalbahn keine Personenzüge mehr fahren und die Ohretalbahn vollständig stillgelegt ist – lediglich Draisinen sind dort gelegentlich noch unterwegs –, musste er notgedrungen mit dem Auto und zu Fuß die Strecke bewältigen. Unterwegs fand er viele Motive, die nicht nur echte Eisenbahnfans emotional ansprechen werden, sondern auch faszinierende Details wie Bäume, die im Gleisbett wachsen. Das beeindruckendste Bild dürfte das einer Eisenbahnbrücke bei Rühen sein. Eine dicke Eiche hat sich dort im Laufe der Jahrzehnte das Brückengeländer aus massivem Stahl buchstäblich einverleibt.

Das Andreaskreuz in Zasenbeck, diesmal im Winter fotografiert. Bei dem Gebäude links handelt es sich um das ehemalige Dienstgebäude der Altmärkischen Eisenbahn. In Zasenbeck hatte die von Rohrberg kommende Altmärkische Kleinbahn Anschluss an die Strecke Wittingen–Oebisfelde. Foto: Hermann Präger

Wenngleich viele Menschen, die entlang der Strecke wohnen, beim Betrachten der Fotos wehmütig an die Zeit zurückdenken werden, als das Pfeifen der herannahenden Züge ein wohlvertrautes Geräusch war und sie mit dem  Zug aus ihren Dörfern in die Stadt fahren konnten, hat es durchaus auch etwas Tröstliches, zu sehen, wie sich die Natur von Menschen Geschaffenes zurückholt und überwuchert, bis irgendwann von der Bahninfrastruktur kaum noch etwas übriggeblieben sein wird.

Das Andreaskreuz in Zasenbeck, diesmal im Winter fotografiert. Bei dem Gebäude links handelt es sich um das ehemalige Dienstgebäude der Altmärkischen Eisenbahn. In Zasenbeck hatte die von Rohrberg kommende Altmärkische Kleinbahn Anschluss an die Strecke Wittingen–Oebisfelde. Foto: Hermann Präger

Für vieles von dem, was nicht dem Verfall preisgegeben wurde, fanden sich neue Nutzungskonzepte: So beherbergt der ehemalige Bahnhof Lachendorf heute ein Restaurant, und der Bahnhof Tülau-Fahrenhorst dient nach umfangreicher Sanierung nun als Wohnhaus. Hermann Prägers Fotos zeigen also neben vielen "lost places" auch ehemalige Haltepunkte, die jetzt wieder voller Leben sind.

Die Fotos in der Ausstellung in Wittingen können vom 10. November bis zum 31. Dezember während der Öffnungszeiten des Cafés Zeitlos betrachtet werden. Das Buch mit vielen weiteren Bildern auf insgesamt 112 Seiten ist im Buchhandel erhältlich, kann aber auch direkt bei Calluna unter der Adresse www.calluna.media bestellt werden. Die Lieferung erfolgt versandkostenfrei.