Isenhagener Klosterlinde als Nationalerbe-Baum ausgerufen – Feierstunde mit zahlreichen Gästen
INKA LYKKA KORTH /Text und Fotos
Vor genau 30 Jahren wurde sie zum Naturdenkmal ernannt und heute zum Nationalerbe-Baum ausgerufen: Die Isenhagener Klosterlinde, mit 17 Meter Höhe und einem Stammumfang von 7,15 Metern ein stattliches Exemplar, zählt nun zu Deutschlands bedeutendsten Baumveteranen. Im Rahmen einer Feierstunde vor dem Kloster Isenhagen, an der mehr als 50 Gäste teilnahmen, wurde eine Tafel enthüllt, die diese fast 500 Jahre alte Holländische Linde – eine Kreuzung aus Sommer- und Winterlinde – würdigt.
Prof. Dr. Andreas Roloff und Äbtissin Cornelia Renders hatten die Kinder Amelie und Jonathan gebeten, die Tafel vor der Klosterlinde zu enthüllen. Rechts im Bild Kreisrätin Ute Spieler. |
Der aus Hankensbüttel stammende Berliner Architekt und Städtebauer Hugo Holger Busse hatte die Klosterlinde, deren Blätterdach sich "wie ein Baldachin über den Eingangsweg zur Klosterkirche spannt", im Jahr 2019 dem damals gerade neu gegründeten Kuratorium Nationalerbe-Bäume gemeldet. Seitdem sind nun bundesweit 30 Baumveteranen als Nationalerbe-Bäume ausgerufen worden. Die Isenhagener Klosterlinde ist die Nummer 29, in Niedersachsen die Nummer 3. Das Kuratorium will mit der Initiative Nationalerbe-Bäume erreichen, dass alte Bäume stärker beachtet, besser geschützt und sensibler gepflegt werden. Im Vergleich zu anderen Ländern gäbe in Deutschland zu wenige uralte Bäume, bedauerte der Vorsitzende des Kuratoriums, Prof. Dr. Andreas Roloff vom Institut für Forstbotanik und Forstzoologie der Technischen Universität Dresden, bei seiner Ansprache unter der Linde. Als Grund nannte er "die deutsche Gründlichkeit", die durch übertriebene Baumpflegemaßnahmen verhindere, "dass wir mehr tausendjährige Bäume haben". In England beispielsweise werde vor einem alten Baum, vom dem trockene Äste herunterfallen könnten, allenfalls ein Warnschild aufgestellt. In Deutschland hingegen werde gleich zur Motorsäge gegriffen. Auch die Klosterlinde blieb nicht vor zweifelhaften "Sicherungsmaßnahmen" verschont. Vor etwa 40 Jahren wurde der hohle Bereich innerhalb des Stamms tatsächlich mit Beton ausgegossen. Heute gilt so etwas als Baumfrevel.
Kreisrätin Ute Spieler gab in ihrem Grußwort zu bedenken, dass der Klimawandel für die Klosterlinde eine besondere Herausforderung bedeute: "Ich blicke da ein wenig sorgenvoll in die Zukunft." Prof. Dr. Roloff entgegnete, Holländische Linden könnten besser mit der Trockenheit umgehen als Sommer- und Winterlinden und viele andere Baumarten. "Ich bin optimistisch, dass es diese Linde packen wird." Er freue sich schon jetzt auf die Riesenparty, wenn die älteste lebende Bewohnerin des Landkreises Gifhorn 500 Jahre alt wird."
Äbtissin Cornelia Renders zitierte aus Astrid Lindgrens Geschichte "Klingt meine Linde" und erinnerte daran, dass die Linde bei den Germanen als Symbol für Liebe und Schutz, Frieden und Gemeinschaft der Fruchtbarkeitsgöttin Freya geweiht war und kulturhistorisch stets eine große Bedeutung hatte. Unter Linden wurde getanzt, aber auch Recht gesprochen.
"Was könnte uns dieser alte Baum so alles erzählen?", fragte Hankensbüttels Samtgemeindebürgermeister Henning Evers. Er wünschte der Linde für die nächsten Jahrhunderte "Standfestigkeit".
Unter den Gästen waren auch der Landtagsabgeordnete Christian Schroeder (Grüne), der allerdings nicht um ein Grußwort gebeten wurde, sowie Vertreter des Gemeinderates und zahlreiche Baumfreundinnen und Baumfreunde. Die Deutsche Dendrologische Gesellschaft war mit einem Informationsstand vertreten und verteilte frisch gedruckte Faltblätter mit Wissenswertem über die Klosterlinde und die Initiative Nationalerbe-Bäume.
Mehr über die Klosterlinde gibt es im aktuellen Herbstheft des Südheide-Magazins Calluna und in der bereits 2010 erschienenen, aber immer noch aktuellen Klostergarten-Broschüre "Beere, Blüten, Beete". Beides ist im Calluna-Online-Shop erhältlich.