Anis kann ab Ende April im Garten ausgesät werden. Foto: NHV Theophrastus |
"Die ersten Belege für die Verwendung von Anis gehen bis ins Altertum zurück", schreibt die Pharmazeutin Maria Vogel in ihrem Heipflanzenporträt für den NHV Theophrastus: Ausgrabungen auf der griechischen Insel Santorini lassen einen Gebrauch bereits im 16. Jh. v. Chr. vermuten. Er war Bestandteil des Theriak, einer Wunderarznei, die laut Plinius (23 n. Chr.) gegen alle Krankheiten und Vergiftungen wirksam sein sollte. Bei den Römern war Anis als Verdauungshilfe bekannt. Sie benutzen gezuckerte Anisfrüchte nach üppigen Mahlzeiten. Wie andere Heilpflanzen auch, sollen Benediktinermönche den Anis mit nach Europa gebracht haben, wo er dann in vielen mittelalterlichen Schriften lobend erwähnt wird: Paracelsus (1493-1541) nennt ihn zusammen mit Fenchel und Christrose als Stärkungsmittel in einer Abführ-Rezeptur. Hieronymus Bock (1498-1554) verweist auf Anis als Mittel gegen Wassersucht, Magenbeschwerden oder Schluckauf. Und Leonhard Fuchs (1501-1566) schreibt in seinem Kräuterbuch: „Ist nutz jngenomen den wassersüchtigen, unnd vertreibt das aufbleen des bauchs. Er ist auch gut zu den gifftigen thieren, auff ihre biß gelegt.“
Später verwendete Christoph Wilhelm Hufeland (1762-1836) Anis als schleimlösendes, milchtreibendes und magenanregendes Mittel. In Lexika und Fachbüchern aus dem 19. Jh. bezeichnete man den Spanischen oder Alicantischen Anis als „der beste, welchen man auch am theuersten bezahlt …“ und welcher „…sehr süß und gewürzhaft“ ist.
Der mit Anis und anderen Kräutern geschmacklich aufgewertete Absinth kam im 19. Jh. als Anregungsmittel in Mode. Wegen des häufigen Missbrauchs und des vermutlich minderwertigen Alkohols, welche den „Absinthismus“ auslösten, wurde er zu Beginn des 20. Jh. wieder verboten. Seit 1998 ist das Verbot des Absinth-Schnapses innerhalb der EU wieder aufgehoben.
Anis
ist eine Pflanze aus der Familie der Doldenblütengewächse (Apiaceae),
die insgesamt über 3000 Mitglieder umfasst. Eng verwandt ist er mit
Gewürzpflanzen wie Dill, Fenchel oder Koriander, aber auch mit der
Karotte als Gemüsepflanze.
Die einjährige Anispflanze wird
30 bis 60 Zentimeter hoch und hat eine dünne, spindelförmige Pfahlwurzel
mit einem aufrechten, gerillten, oben verzweigten ästigen Stängel. Im
Juli/August blühen zahlreiche kleine weiße Blüten auf, die aus fünf
kleinen Kronblättchen bestehen und sich zu flachen, lockeren
Doppeldolden zusammenfügen. Im Spätsommer entwickeln sich die länglichen
Früchte, die aufgrund des hohen Anteils an ätherischem Öl für
medizinische Zwecke und in der Lebens- und Genussmittelindustrie (z. B.
für Ouzo) Verwendung finden.Ursprünglich kommt Anis vermutlich aus dem östlichen Mittelmeergebiet. Heute ist Anis aber kaum noch in seiner ursprünglich wildwachsenden Form anzutreffen. Hauptanbaugebiete sind die Türkei, Spanien und Italien, aber auch Asien, Mittel- und Südamerika.
Wer Anis im eigenen Garten anpflanzen möchte, sollte dafür einen relativ trockenen Standort mit schneller Erwärmung im Frühjahr wählen. Ausgesät wird ab Ende April. Besser sind jedoch im Gewächshaus vorgezogene Pflanzen, die dann nach dem letzten Frost ins Freie gepflanzt werden. Die Pflanze mag Wärme, mäßige Feuchtigkeit und einen langen, sonnigen Herbst, damit die Samen reifen.
Wegen der ungleichmäßigen Reife der Samen werden die ganzen Pflanzen bereits abgeschnitten, wenn die Früchte der mittleren Hauptdolde braun werden und die Stängel sich gelb färben. Da die Früchte leicht ausfallen, sollte die Ernte bei Tau am Morgen erfolgen. Nach der Nachreife und dem Trocknen können die Früchte durch Klopfen über einem Tuch gewonnen werden.
Anis wirkt expektorierend, schwach spasmolytisch, antibakteriell und fördert die Speichel- und Magensaftsekretion und wird deshalb bei dyspeptischen Beschwerden und Katarrhen der Luftwege empfohlen. Die Erfahrungsheilkunde setzt ihn außerdem bei stillenden Müttern zur Förderung des Milchflusses ein. Ferner wird Anis zum Aromatisieren von Zahnpasten, Mundwässern und von Pfeifentabak verwendet, sowie zum Verdecken unangenehmer Gerüche in Arzneimitteln und kosmetischen Produkten. In Mexiko ist er als Mittel bei Menstruationsbeschwerden bekannt und in Marokko ist Anis mit Sesam und Honig vermischt ein wohlschmeckendes Medikament gegen Erkältungen.
Hierzulande ist Anis vorwiegend als Brot- und Kuchengewürz oder für Weihnachtsgebäck, wie Anisplätzchen und Lebkuchen, bekannt. Fette Fleisch- oder Fischgerichte schmecken mit Anis gewürzt frischer und sind leichter bekömmlich. Er ist in fertigen Würzmischungen, u. a. in Curry-Pulver, Kräuter der Provence oder für Wurst, zu finden. Am bekanntesten ist der Anis jedoch als Bestandteil alkoholischer Getränke wie im griechischen Ouzo oder Mastika, im französischen Pastis oder Pernod oder im türkischen Raki.
Weitere Informationen zur Heilpflanze Anis gibt es beim Verein NHV Theophrastus.