Heino Krannich, Spezialist für die stressfreie Distanzbetäubung
von Wild- und Nutztieren mit dem Narkosegewehr, äußert sich
zum Thema "Wolf in Niedersachsen". Foto: privat
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In den letzten Wochen verging kaum ein Tag, an dem es keine neuen Schlagzeilen über den Wolf gab. Angefangen von Schreckensmeldungen über gerissene Tiere bis zur Verharmlosung der vom Wolf ausgehenden Gefahren. Besondere Beachtung fand dabei ein Wolf, der Anfang Februar in der Nähe eines Waldkindergartens in Goldenstedt gesichtet wurde. Er zog dann weiter durch ein Wohngebiet in Wildeshausen, Großenkneten, Emstedt, bis er schließlich den Großraum Cloppenburg und das Emsland durchlief. Auf seiner Wanderung zeigte der Wolf keinerlei Angst vor den Menschen, und es gingen zahlreiche Sichtungsmeldungen ein. Am Dienstag, den 3. März 2015 teilte das Ministerium mit, dass so ein zutraulicher Wolf auch für den Menschen gefährlich sein könnte und entschied, dass das Tier mit Gummigeschoss vertrieben, betäubt und im Notfall auch getötet werden darf. Ab Freitag, den 6. März 2015 war Heino Krannich mit vor Ort, ein Experte in den Bereichen Tierfang und Tiernarkose. Bereits vor Jahren sicherte er erfolgreich den Wolf „Roy“, der aus einem Zoo in Osnabrück ausgebrochen war. Diesmal gelang es leider nicht den Wolf zu sichern, da er sich in den vergangenen Tagen schnell fortbewegte und die Grenze zu den Niederlanden überquerte. Heino Krannich bedauert sehr, dass das Tier nicht gesichert werden konnte. Denn nur durch eine DNA-Analyse hätte bestimmt werden können, woher der Wolf stammt. Möglich wäre es jedoch auch, das es sich nicht um einen Wolf, sondern um einen Tschechischen Wolfhund handelt. Heino Krannich hätte sich jedoch nach einer Sicherung des Tieres dafür eingesetzt, vorausgesetzt es handelt sich um einen Wolf, das es in einen Tierpark untergebracht wird. Das Besendern und Freilassen des Wolfes hätte er nicht begrüßt, da sich das Tier nicht wolfstypisch verhält und damit eine Gefahr für die Menschen ausgehen kann. „Ein Wolf der in eine Ortschaft geht und bettelt, ist bedenklich“ begründet Heino Krannich. „Es muss sich hierbei um einen sozialisierten Wolf handeln, der in einem Gehege aufgewachsen ist und nicht in der freien Natur.“ „Vielleicht ist der Wolf sogar ausgesetzt“, gibt Heino Krannich zu bedenken, „in jedem Fall ist das Verhalten des Wolfes nicht normal“. Heino Krannich hat die Hypothese aufgestellt, dass ein wilder, gesunder Wolf symmetrische, gerade Gebäude, wie Häuser, Hochsitze … meidet, weil der Wolf weiß, dass vom Menschen Gefahr ausgeht. "Leider ist der Wolf jedoch zu einem „Modetier“ geworden, und gerade in der heutigen Zeit werden Sichtungen, Fotos und Videos innerhalb kürzester Zeit im Internet geteilt. Bisher kann man von Glück sagen, dass bei diesem „Wolfstourismus“ noch kein Mensch verletzt wurde. »Immer wieder verbreitet werden jedoch auch Fotos und Berichte von gerissenen Haustieren. Hierbei sieht Heino Krannich besonders eine Gefahr von Einzelwölfen ausgehend. Denn ein einzelner Wolf schafft es nur selten, ein Wildtier zu reißen. Für ihn ist es leichter, Haustiere wie z. B. Schafe zu reißen, die sich in einem begrenzten Rahmen befinden. Treten Wölfe jedoch im Rudel auf, halten sie sich an die Wildtiere. Gesunde, wilde Wölfe würden beim ausreichenden Futterangebot, sich nicht den Menschen nähern.