Die Extremwetterlagen bei uns in Mitteleuropa nehmen immer mehr zu. Noch vor dem Unwetter mit Sturm und Starkregen am Sonntagabend hat Niedersachsens Umweltminister Stefan Wenzel Ende vergangener Woche erklärt: „Der Klimawandel und seine Folgen werden sich auch in Niedersachsen verschärfen."
Zwar lasse sich zwischen Wetterereignissen und Klimaveränderungen keine wissenschaftlich belastbare Kausalität im Einzelfall herstellen, gleichwohl gebe es immer mehr Grund anzunehmen, dass diese Veränderungen des Wettergeschehens deutliche Anzeichen des menschengemachen Klimawandels sind, so Wenzel am Freitag in Hannover.
Die Zunahme von außergewöhnlichen Wetterereignissen seien Indiz und Warnung zugleich: "In den Sommern 2013 und 2014, vor einem Jahr also, standen wir vor den Herausforderungen von Hochwasserlagen und Überschwemmungen, heute hingegen müssen wir mit Trockenheit und Hitzebelastungen umgehen. Für diese wachsenden Schwankungen und Verschärfungen von Wetter und Klima müssen wir Mensch und Natur in Niedersachsen also noch besser wappnen.“
Um der Herausforderung Klimaanpassung begegnen zu können, plant das Land Niedersachsen nach Aussage des Umweltministers ein Klimakompetenzzentrum als zentrale Beratungs- und Unterstützungsstelle für den Klimawandel und seine vielfältigen Folgen.
Hier wird eine umfassende Klimarisikoanalyse für das Land entwickelt, bei deren Erarbeitung neben der Landesverwaltung auch externe Fachleute eingebunden werden. Diese Klimarisikoanalyse soll die besonders akuten Handlungsfelder identifizieren und die bestehende Anpassungsstrategie ergänzen und fortentwickeln. Zudem soll in dem Klimakompetenzzentrum das gesamte Klimawissen für Niedersachsen gebündelt und zugänglich gemacht werden, damit zum Beispiel Landwirte, Naturschützer, Kommunen, Unternehmen und letztlich alle Bürgerinnen und Bürger einen zentralen Ansprechpartner haben, wenn sie Informationen und Unterstützung im Hinblick auf den Klimawandel und seine Folgen benötigen.
Die Landregierung befasst sich darüber hinaus auch mit der Umsetzung der niedersächsischen Strategie zur Anpassung an die Folgen des Klimawandels. Diese erstreckt sich auf eine Vielzahl von Handlungsfeldern – vom Naturschutz über die Wasserwirtschaft und den Küstenschutz bis hin zur Katastrophenvorsorge und gesundheitlichen Vorsorgemaßnahmen. Insgesamt enthält die Strategie rund 120 Einzelmaßnahmen.
Vor dem Hintergrund der aktuelle Trockenperiode – nach Aussage des Deutschen Wetterdienstes (DWD) war der Frühling 2015 der sechste zu trockene Frühling in den vergangenen sieben Jahren – sind insbesondere folgende Maßnahmen und Aktivitäten des Landes hervorzuheben:
Die Grundwasserstände sinken: Im Bereich Lüneburg beispielsweise lagen sie im Juni 2015 rund 55 Zentimeter unter den langjährigen Mittelwerten. Dennoch stellt die derzeit andauernde Niederschlagssituation noch kein ungewöhnliches Ereignis dar. Auch für die Trinkwasserversorgung, die zu rund 85 Prozent aus dem Grundwasser erfolgt, sind derzeit keine Engpässe zu erwarten. Allgemein ist die Grundwasserbewirtschaftung in Niedersachsen über einen Mengenbewirtschaftungserlass geregelt, der die Wasserbehörden bei der Vergabe von Wasserrechten bindet.
Auch im Hinblick auf die Wasserqualität in Fließgewässern und Seen sind die Auswirkungen des zu erwartenden Klimawandels deutlich. Ein wesentliches Ziel des wasserwirtschaftlichen Handelns ist darauf ausgerichtet, die hier wirksamen Belastungsfaktoren wie zum Beispiel Kühlwassereinleitungen oder Sauerstoffzehrung durch biochemische Belastungen zu minimieren.
Zudem ist seit Wochen ein Rückgang der Wasserstände der Elbe zu beobachten. Hiervon ist auch der niedersächsische Streckenabschnitt von Schnackenburg bis Geesthacht betroffen. Der Wasserspiegel liegt derzeit deutlich unter dem, was in dieser Jahreszeit üblich ist. Die niedrigen Wasserstände haben Auswirkungen auf die Schifffahrt und die Gewässergüte. Die Gewässergüte der Elbe wird im Rahmen des sogenannten „Messprogramms Extremereignisse“ regelmäßig überwacht.