Weiter verbreitet, als bisher gedacht: der Bierschnegel.
Foto: Walter Wimmer
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Aus dem Ostfriesischen war der Bierschnegel gar nicht bekannt, sodass sich Wimmer, NABU-Schneckenexperte, besonders über diesen Fund freut: „Dass wir den Bierschnegel im äußersten Nordwesten von Niedersachsen gefunden haben, zeigt, dass er noch viel weiter im Lande verbreitet ist als wir bisher wissen.“ Besonders die Tatsache, dass die Tiere in Greetsiel auch an den relativ neuen Hafenmauern leben, lässt den Biologen hoffen, dass diese seltene Schnecke noch vielerorts im Lande lebt und nur wegen seiner nächtlichen Lebensweise bisher nicht entdeckt wurde.
In Niedersachsen gab es über mehr als 90 Jahre keinen Nachweis des Bierschnegels, dann entdeckte Karl-Heinz Teichler vom NABU Harzvorland im Jahr 2004 ein Vorkommen an der Stadtmauer von Einbeck. In der Folge gelangen noch Funde in Alfeld und Lamspringe. Das bisher größte Vorkommen besteht aber in der Altstadt von Goslar mit vielen alten Mauern.
Diese bis zehn Zentimeter lange Nacktschnecke wurde schon im Altertum aus dem Mittelmeerraum zu uns verschleppt. Der Bierschnegel lebt an alten Mauern und gern in feuchten Kellern. Hier fressen die Tiere besonders Flechten und Pilze. In Niedersachsen und bundesweit gilt er als vom Aussterben bedroht. Ein Problem bei der Erfassung ist die Tatsache, dass der Bierschnegel nur nachtaktiv ist. Vor 22 Uhr kommen die Tiere kaum aus ihren Schlupfwinkeln hervor. Doch schon beim morgendlichen Gang durch den Ort hatten es die alten Mauern rund um die Kirche Walter Wimmer angetan. „Hier müssen wir heute Abend nach dem Bierschnegel schauen“, stellte der Schneckenexperte fest. Gesagt, getan! Gegen 21.50 Uhr entdeckten dann Walter Wimmer, Annemarie, Frank, Sören und Sven Krause die ersten beiden jungen Bierschnegel an einer Mauer unweit der Kirche. Doch dabei sollte es nicht bleiben. An den Mauern um die Kirche und an den Hafenmauern konnten die Forscher zahlreiche junge und alte Bierschnegel (Limacus flavus) feststellen. Zu den häufigsten Begleitern gehörten die Mittelmeerackerschnecke und die Spanische Wegschnecke, aber auch Bänder- und Gefleckte Schüsselschnecken waren dabei.
Die Schneckenforscher sind sich sicher: Wenn mehr Menschen nachts alte Mauern absuchen, wird es noch viele weiter Bierschnegel-Funde in Niedersachsen geben.