Ulenspiegel vor dem Markgrafen u.a., Illustration
von Erich Kahn. Foto: Bomann-Museum Celle
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In mehreren Arbeitsphasen arbeitete Erich Klahn von 1935 bis kurz vor seinem Tod 1978 an diesem ungewöhnlichen und in seinem Umfang herausragenden Illustrationswerk. Die nur etwa postkartengroßen Blätter zeigen eine erstaunliche Vielfalt an Gestaltungsmitteln. Sei es in filmartigem Detailreichtum vielblättriger Serien oder mit einem Einzelblatt, mal episch, mal in drastischer Verkürzung, gefühlvoll, theatralisch, witzig oder ergreifend: Klahn hat sich in immer neuen Varianten auf den Roman eingelassen.
Wer allerdings Till Eulenspiegels lustige Streiche erwartet, der wird enttäuscht: Charles de Coster versetzte die Legendengestalt des Tyll in die Niederlande des 16. Jahrhunderts, in die Zeit des Aufstands gegen die spanischen Besatzung. Dieser historische Rahmen bedingt Erzählungen und Illustrationen zu Unterwerfung und Aufbegehren, Inquisition und Intrigen, Verbrechen und Grausamkeiten. Der Schelm mutiert zum Scharfschützen.
Aber auch das strahlend Heldenhafte sucht man vergebens: Tyll und die Seinen sind einfache Menschen in ärmlicher Kleidung, von Entbehrungen gezeichnet. Die Tyrannen werden als düstere Gesellen dargestellt und sind kaum zu unterscheiden von den Rebellenführern, die den pfiffigen Narren Tyll für den Kampf gegen die Spanier anheuern.
Die aktuelle Auswahl stellt die Protagonisten vor und zeigt, wie Klahn, dem Erzählstrang de Costers folgend, seinen persönlichen Ulenspiegel zu Papier brachte.
Eine Auseinandersetzung mit Klahns zeichnerischem Hauptwerk bieten die Texte in der Ausstellung sowie ein Katalog. Die Ausstellung ist vom 27. Februar. bis 29. Mai 2016 in der Ehrenhalle des Bomann-Museums zu sehen.