Ehemalige Kulturfrauen erinnern an die “Stunde Null“ im Heidewald
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Kulturfrauen bei der Arbeit. Foto: Catarina Freitag |
Der Wald in Niedersachsen stammt in weiten Teilen aus Frauenhand: Frauen pflanzten in der Nachkriegszeit nach 1946 Millionen kleiner Bäume und forsteten damit riesige Kahlflächen wieder auf. Um diese Leistung in der Lüneburger Heide zu würdigen, folgten zwanzig ehemalige Kulturfrauen einer Einladung der
Niedersächsischen Landesforsten zu einem „Kulturfest“ in das Forstamt Oerrel bei Munster (Heidekreis).
In Folge der starken Übernutzung der Wälder seit den 1930er Jahren bis etwa 1950 entstanden in Niedersachsen unvorstellbare 140.000 Hektar Kahlflächen im Wald. In den Landesforsten allein 60.000 Hektar, die Jahr für Jahr mit etwa 24 Millionen Setzlingen bepflanzt wurden – eine unglaubliche Leistung. „Ohne die Kulturfrauen, den Trümmerfrauen des Waldes, gäbe es wahrscheinlich den Wald, wie wir ihn heute kennen, nicht“, hebt Forstamtsleiter Rainer Soyka die historische Leistung hervor.
In Oerrel bei Munster pflanzten die Gäste zur Erinnerung an diesen Tag zunächst gemeinsam mit dem Team des Forstamtes eine große Winterlinde. Einige ehemalige Kolleginnen trafen sich nun nach vielen Jahrzehnten wieder. Bei einem gemeinsamen Mittagessen führten die Teilnehmerinnen angeregte Gespräche über alte Erlebnisse in der „Stunde Null“ im Heidewald. Nach historischen Rückblicken überreichte Forstdirektor Soyka jeder ehemaligen Kulturfrau eine eigens geprägte Gedenkmedaille und einen Bildband. Für die musikalische Unterhaltung und den gemeinsamen Gesang sorgte Walter Sobszak aus Munster mit seinem Akkordeon.
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Auf der 50-Pfennig-Münze wurde die Leistung der Kultur-
frauen gewürdigt. Foto: Niedersächsische Landesforsten
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Während des zweiten Weltkrieges kam es zu einer starken Übernutzung der Wälder. Besonders betroffen waren in Niedersachsen die Kiefern- und Fichtenwälder in der Lüneburger Heide, im Solling, Harz und Weser-Ems. Nach Kriegsende verschärfte sich dann die Lage noch. „Um den Wiederaufbau zu stemmen, wurde in kurzer Zeit viel Holz benötigt, während gleichzeitig ein Teil der Reparationszahlungen mit Holz beglichen wurde“, beschreibt Soyka die schwierige Situation nach Kriegsende. Für den Wiederaufbau der zerstörten Städte und Häuser und die Wiederaufnahme wichtiger industrieller Produktionszweige, aber auch das Heizen mit Brennholz in den harten Nachkriegswintern wurden Unmengen an Holz benötigt. Daneben machten die Reparationsleistungen etwa 11 Prozent des gesteigerten Holzeinschlags aus. Um die zurückgebliebenen Kahlflächen wieder aufzuforsten, bedurfte es anschließend großer Anstrengungen. Weil es an Arbeitskräften mangelte, wurden für diese Pflanzarbeiten sogenannte „Kulturfrauen“ eingesetzt. Bereits Ende der 1950er Jahre gab es im Landeswald nahezu keine Blößen mehr.
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In Oerrel bei Munster pflanzten rund 20 ehemalige Kulturfrauen und Mitarbeiter des Forstamtes eine Winterlinde. |