Montag, 16. Mai 2016

Mit dem Pfingstkarren auf Schnorrertour durch Bokel


Bokeler Kinder zogen mit ihrem Pfingstkarren
durchs Dorf.
FOLKERT FRELS / Text / Fotos
„Guten Tag, ihr lieben Leut‘
der Pfingstkarrn ist gekommen heut!
Er hat gebracht ein Bäumelein,
damit ihr sollet fröhlich sein.
Heraus, heraus, die Eierlein –
Und sind es keine Eierlein,
so lasst es doch ein kleines Trinkgeld sein!
Amen das Letzte,
Tanzen und Springen das Beste!“

Seit wenigstens einem Jahrhundert gibt es diesen Brauch, am Pfingstsonntag mit einem birkengrün-geschmückten, mit Fähnchen, Blumen und mit aus ausgeblasenen Eiern  gefertigten Girlanden behängten „Baum“ durchs Dorf zu ziehen. Das Ziel: Eier oder entsprechendes Kleingeld zu erbetteln, um die Ausbeute dann gerecht unter den Teilnehmern aufzuteilen. Doch erhalten hat sich diese Art der Schnorrerei, bei dem der „Baum“ statt von einem Karren von einem darin steckenden Jugendlichen getragen wird und bunte Plaste-Eier im Behang die echten ersetzt haben, ganz augenscheinlich nur noch in Bokel und – wie spontane Recherchen ergaben – in Schostorf bei Bodenteich.
Bokel, dieser beschauliche Ort in der Südheide, in der nordöstlichen Ecke des Landkreises Gifhorn gelegen, ist vielen bekannt durch den 318 Meter hohen Sendemast, die nahegelegene Heide, das Quellgebiet der Ilmenau und die sagenumwobene „Bullenkuhle“, ein in der letzten Eiszeit entstandenes schwarzes, sehr tiefes Wasserloch. Am Pfingstsonntag war Bokel für die jüngeren Bewohner Schauplatz zur Betätigung als Eiersammler. Die Ausbeute konnte sich sehen lassen, war doch das Heide-Café, an dem die Kids Station machten, an dem Tag gut besucht … und viele Gäste ließen sich nicht lange bitten und gaben freiwillig ihren Obulus. Selbst an- und abreisenden Autofahrern stellte sich der „Baum“ in den Weg und gab ihn erst nach Zahlung einer „Maut“ wieder frei. Man muss ja sehen, wie man „zu was“ kommt …
Sieht er nicht ein wenig aus wie ein mit Ostereiern behängter Weihnachtsbaum?