Ausstellung im Schloss Holdenstedt eröffnet
FOLKERT FRELS / Text / Fotos
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Otto Lukat, Vorsitzener des
Museums- und Heimatvereins,
begrüßte die Gäste. |
„Allein die große Zahl der Anwesenden“ – Otto Lukat
macht eine weit ausholende Armbewegung – „bringt zum Ausdruck, dass
diese Stadt ihr Heimatmuseum braucht.“ Großer Applaus der weit über 100
Gäste der Eröffnung der Ausstellung „Uelzen zur Zeit der Weimarer
Republik“ am Sonntagvormittag im Schloss Holdenstedt bestärkt ihn, den
ehemaligen Bürgermeister Uelzens und langjährigen Vorsitzenden des
Museums- und Heimatmuseums des Kreises Uelzen, in dieser Ansicht. Und,
ja, dies Schloss ist in der Tat wunderbar geeignet, Ausstellungen zu
präsentieren. Sei es die zeitgleich gezeigte Bildersammlung „Uelzen ins
Gesicht geschaut“ oder die jetzt gerade zur Eröffnung anstehende.
In
seiner Begrüßung greift Lukat weit zurück in die Geschichte: Nach Ende
des Ersten Weltkrieges kam es überall in Deutschland – auch in Uelzen –
zur Bildung von Arbeiter- und Soldatenräten. Bereits am 8. November 1918
lud der Arbeiterrat zu einer öffentlichen Versammlung ins
„Central-Hotel“ in der Bahnhofstraße (heute Sparkasse) und mahnte zu
Ruhe und Ordnung. Einen Tag später dankte Kaiser Wilhelm I ab, und die
Republik wurde ausgerufen. Als besondere republikanische Errungenschaft
erwähnt Lukat das allgemeine Wahlrecht auch der Frauen.
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Ein altes Fahrrad veranschaulicht das Thema Mobiliät in der Zeit der Weimarer Republik. |
Was sich
in dieser Zeitspanne bis zur Machtübernahme durch die NSdAP 1933 in
Uelzen tat, wie sich hier der Wechsel von der Monarchie zur späteren,
nach dem Ort der ersten verfassungsgebenden Nationalversammlung
genannten „Weimarer Republik“ auswirkte, darüber berichtet mit
umfassendem Sachverstand und Fachwissen der Projektbearbeiter Tilman
Grottian. Er geht auf die vom untergegangenen Kaiserreich geerbten, kaum
zu bewältigenden Probleme ein und klärt anhand der Ausgangssituation in
Auszügen darüber auf, was in den wenigen Jahren der Weimarer Republik
alles geschaffen wurde.
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Besucher der Ausstellungseröffnung beim
Studium der Schautafeln. |
Die sorgsam zusammengetragene und
anschaulich gestaltete Ausstellung verstärkt mit ihrer Fülle an
Informationen das von Grottian Gesagte. Der Besucher erfährt etwas über
gesellschaftliche Zusammenhänge beim Bau neuer Wohnquartiere, begreift
die Modernisierung bestehender und die Gründung neuer Unternehmen in
Uelzen wie auch den Bau der Kanalisation als Verbindung technischer
Innovation mit zivilisatorischem Fortschritt. „Wichtig war es uns,“ so
Grottian, „durch die Ausstellung mit der üblichen Erzählung einer
gescheiterten Republik zu brechen“. Denn „Weimar“ sei nicht an seiner
Demokratie gescheitert, sondern an den Feinden der Demokratie. Und
deshalb „… lassen wir zugleich diejenigen zu ihrem Recht kommen, die vor
jetzt bald 100 Jahren für Demokratie gestritten haben – und nicht
selten dafür in den Jahren der Nazi-Diktatur büßen mussten.“
Elke
Beyer, Gesang, und Erika Iwanow liefern die musikalische Umrahmung, und
da Dr. Ulrich Brohm schon die Eingangsworte gesprochen hat, bleibt es
auch bei ihm, die Ausstellung für eröffnet zu erklären. Bis zum 30.
Oktober 2016 sind die Dokumente und Infotafeln während der
Öffnungszeiten des Museums
Schloss Holdenstedt zu sehen: dienstags bis sonnabends von 14:30 bis 18 Uhr, sonn- und feiertags von 11 bis 18 Uhr.