Vivien Malec forschte im Museumsdorf Hösseringen
Vivien Malec beschäftigte sich während ihres Praktikums mit dem Schicksal der Zwangsarbeiter in der Heide. |
CHRISTINE KOHNKE-LÖBERT / Text / Foto
Gestern hatte sie ihren letzten Tag im Museumsdorf Hösseringen. Vier Wochen lang hat Vivien Malec im Freilichtmuseum Praxisluft geschnuppert, bevor es nun wieder zurück nach Halle an die Uni geht. Kunstgeschichte und Orientarchäologie studiert die junge Frau seit 2013 in der altehrwürdigen Saalestadt, da wirkt das Praktikum in Hösseringen doch eher bodenständig. Trotzdem lag Hösseringen nahe, denn für Vivien ist ihr Praktikum eine Art Heimspiel – sie stammt aus Uelzen. „Die vier Wochen wohne ich wieder zuhause“, lacht sie, „das ist auch schön. Außerdem wollte ich gerne etwas im ländlichen Raum machen, wo man rausgehen kann und der Betrieb nicht ganz so groß ist.“
Für das Museum kam die unerwartete Unterstützung gerade recht, denn Vivien half bei weiteren Recherchen für eine Ausstellung über Kriegsgefangene und Zwangsarbeiter während des Ersten und Zweiten Weltkrieges, die schon lange in Planung ist. Besonders mit einer Person hat sich Vivien beschäftigt: Antoni Miklas aus dem Kreis Torun in Polen. Vivien hat nämlich selbst Verwandte dort. „Mein Opa ist in der Region geboren, aus der der Herr Miklos kommt“, erzählt sie, die Großeltern leben heute noch dort. Sie haben sich für Vivien bei den Behörden vor Ort eingesetzt und in den Ämtern nachgefragt und so konnte die junge Praktikantin tatsächlich viele Details aus dem Lebenslauf des ehemaligen Zwangsarbeiters zusammentragen. „Wie er nach Deutschland gekommen ist, weiß man nicht mehr“, erzählt sie. Wie viele Leidensgenossen arbeitete Antoni Miklas in einem landwirtschaftlichen Betrieb, nach Sülze bei Celle hatte es ihn verschlagen. Nach dem Krieg ging er zurück in seine Heimat und gründete eine Familie. Er starb im Jahr 1973.
Neben den Nachfragen in der Heimat von Anton Miklas wertete Vivien Unterlagen aus dem Museumsarchiv aus. Dokumente des Hofes in Sülze wie etwa Quittungen und Bilder gehören dazu. „Wir sind seit mehreren Jahren mit den Recherchen zu diesem Thema beschäftigt“, freut sich Museumsleiter Dr. Ulrich Brohm über die Informationen. Viele Schicksale von ehemaligen Zwangsarbeitern seien nur in wenigen Details bekannt und die Recherche sehr aufwendig. Für das Museumsdorf ist das Thema besonders interessant, da auch im Nebengebäude des Brümmerhofes im Ersten Weltkrieg ein Kriegsgefangener aus Belgien untergebracht gewesen ist. Er hat eine Nachricht an einem Fensterladen hinterlassen. Hier soll später eine Dauerausstellung zum Thema Zwangsarbeit entstehen.
Für Vivien Malec war ihre Praktikumszeit auch eine gewisse Erdung. „Ich habe mich hier mit einem Thema beschäftigt, das dann weiterbearbeitet wird und das in eine Ausstellung münden soll. Das finde ich gut und es ist ein willkommener Unterschied zur Theorie“, sagt sie. Nach dem Praktikum gehe es mit der Bachelorarbeit in Halle weiter. Nebenbei absolviert die junge Frau noch ein Fernstudium der Tierheilkunde in Soltau. „Mir ist aufgefallen, dass ich Kunstgeschichte und Wissenschaft gerne als Hobby betreibe“, erzählt sie, „Aber im Berufsleben möchte ich jeden Tag mit Tieren zu tun haben.“ Auf die künftige Ausstellung ist sie natürlich schon neugierig – ein guter Anlass, wieder einmal ins Museumsdorf zurück zu kommen.