CHRISTINE KOHNKE-LÖBERT / Text / Foto
Totholz ist für das Ökosystem wichtig, denn es bietet viel-
fältigen Lebensgemeinschaften Raum. Die Zersetzung
der Bäume erfolgt durch Käfer, Pilze, Moose und Flechten.
|
„Wilde Wälder sind eine Wiege für den Artenschutz. Ich freue mich, dass es noch vor Ende der Wahlperiode gelungen ist, auch in unserer Region die zusätzlichen Flächen im Landeswald zu benennen, die sich künftig frei von menschlichen Eingriffen entwickeln können“, so Heiner Scholing, Abgeordneter aus dem Landkreis Uelzen.
Rund 5400 Hektar werden zusätzlich bis 2020 aus der forstwirtschaftlichen Nutzung genommen. Insgesamt werden dann rund 33.000 Hektar Landeswald Naturwald sein, das entspricht 10 Prozent der Landeswaldfläche.
„Damit schützen wir die natürlichen Artenvielfalt und die Vielfalt der Lebensräume im Wald: Alt-und Totholz sind in Wirtschaftswäldern selten, entsprechend bedroht sind entsprechende Käferarten wie z.B. der Große Eichenbock oder der Hirschkäfer sowie holzzersetzende Pilzarten“, so Scholing.
Der Lohn, ein wertvoller alter Waldbestand bei Bad Bevensen, ist das bedeutendste niedersächsische Tieflandvorkommen eines Waldmeister-Buchenwaldes. Heute sind im Landkreis Uelzen nur noch wenige Standorte des früher weit verbreiteten Waldmeisters bekannt. Der Lohn bietet zudem Lebensraum für eine ganze Reihe inzwischen selten gewordener Tiere und Pflanzen: Insgesamt mehr als 150 Pflanzenarten, davon 20 geschützte, konnten durch Flurbegehungen entdeckt werden, so die sehr seltene Hohe Schlüsselblume, das Wechselblättrige Milzkraut, das Gelbe Windröschen und Dunkles Lungenkraut. Im Lohn leben zudem etwa 90 Schmetterlingsarten, von denen 20 auf der Roten Liste gefährdeter Arten stehen.
Der Bobenwald bei Ebstorf ist einer der größten zusammenhängenden Hainsimsen-Buchenwälder der Lüneburger Heide. Der hohe Anteil an Buchenaltholz bietet Vogelarten wie Schwarzspecht, Dohle und Hohltaube sowie Fledermäusen Lebenraum.
Nach der Nationalen Strategie zur Biologischen Vielfalt sollen Wälder mit natürlicher Entwicklung bis 2020 fünf Prozent der gesamten deutschen Waldfläche bzw. 10 Prozent der Waldfläche der öffentlichen Hand des Bundes, der Länder und Kommunen ausmachen. Zum Regierungswechsel 2013 waren nur etwa fünf Prozent des Landeswalds nutzungsfrei. Nachdem die rot-grüne Landesregierung in den letzten Jahren weitere Gebiete ausgewiesen hatte, konnten auch Bürgerinnen und Bürger Vorschläge für weitere Landesflächen machen. 95 Prozent der Waldflächen werden weiterhin bewirtschaftet, sodass die Versorgung mit Holz als nachwachsendem Rohstoff sichergestellt ist.