Montag, 2. Oktober 2017

Kinder ernteten Knollen für Kartoffelpuffer

Erntedankfest im Museumsdorf Hösseringen
Mit Hilfe ihrer Eltern holen Kinder Kartoffeln aus der Erde.
CHRISTINE KOHNKE-LÖBERT / Text / Fotos
Lilli, Matthes und Joris schwärmen für Kartoffelpuffer. Und besonders lecker schmecken diese, wenn man die Knollen selbst aus der Erde geholt hat. Mit ihren Eltern waren die drei Kinder am Wochenende im Museumsdorf Hösseringen beim Erntedankfest dabei und ließen es sich nicht nehmen, mit vielen anderen Kindern den kleinen Kartoffelacker beim Brümmerhof abzuernten. Seit zehn Jahren wird hier die rote „Laura“ angebaut, eine „robuste Sorte“, wie Museumswart Jarek Kosiello betont. An diesem Sonntag hat er ein wenig Mühe, den kleinen Traktor mit dem Roder über den Acker zu steuern, denn dieser ist dank der vielen Regentage ziemlich aufgeweicht. Das aber macht Lilli, Matthes und Joris nichts aus, zumal sich die Sonne an diesem Erntedankfest  nicht lange bitten lässt. Auch Jonne aus Südergellersen meint, dass noch ein paar mehr Kartoffeln in seinen Erntesack passen. „Sonst kaufen wir die immer bei Bauer Müller“, erzählt der Sechsjährige, der nach getaner Arbeit mit den Großeltern Ellen und Günter Reimers erst einmal Pause mit frischen Kartoffeln aus dem Dämpfer macht. Auch Moritz übt sich im Pellen. „Schmeckt prima“, meint der Elfjährige aus Bargfeld und gibt noch ein bisschen Kräutersalz über seine Kartoffel.
Ein Stück weiter werden Zapfentierchen und Wurfkastanien gebastelt, und die Eltern haben Gelegenheit, an den vielen Ständen zu stöbern. Es gibt Keramik und Körbe, Lebensmittel aus der Region und Herbstdekoration. Die große Dreschmaschine ist in Betrieb, und nebenan sind die Fjordpferde von Familie Kassebaum aus Hösseringen im Einsatz. Sie bewegen den großen Göpel und setzen so die alte Häckselmaschine in Gang. Auch in der Schmiede wird gearbeitet. Jasper und Tjark aus Räber haben schon Ringe geschmiedet und üben sich nun im Ziegenmelken. Tjark muss allerdings feststellen, dass das gar nicht so einfach ist. „Du musst drücken“, klärt ihn sein großer Bruder auf. Er hat auf dem Bauernhof nämlich schon gesehen, wie das geht. „Heute wird das aber mit Maschinen gemacht“, ist er sich sicher.
Timo Beer (links) und Marten Eggers von der Landjugend begrüßten die Besucher am Eingang des Museumsdorfes mit Äpfeln.

Ausgerichtet wurde das Erntedankfest in guter Tradition gemeinschaftlich vom Museumsteam und der Landjugend des Kreises Uelzen. Die wurde in diesem Jahr unter anderem von Marten Eggers und Timo Beer aus Rosche vertreten, die die Gäste gleich beim Eingang mit Äpfeln aus eigener Ernte begrüßen und über ihre Arbeit informieren. „Solche Aktionen machen Spaß und stärken die Freundschaft. Wir sind für jeden offen“, sagt Marten und klaubt einen dicken roten Apfel aus seinem Korb. Nadine und Birthe, die ebenfalls für die Landjugend dabei sind, haben unterdessen im Kaffeezelt beim Brümmerhof alle Hände voll zu tun. Ein Tortenstück nach dem anderen wandert über den Tresen. „Die Kuchen haben wir alle selbst gebacken“, erzählen sie, das Geld soll für gemeinschaftliche Aktionen verwendet werden. Eine haben sie schon geplant: Zu Pfingsten soll es an die Ostsee gehen.
Den Erntedankgottesdienst im Brümmerhof hielt Pastor Jörn Averbeck aus Gerdau. Mit Worten des Propheten Jesaja sprach er darüber, was es heute heißt, Gutes zu tun und welche Gesichter dies haben könnte. „Ich möchte Ihnen Lust darauf machen, Gutes zu tun“, sagte der Pastor, den den gesamten Gottesdienst auf plattdeutsch hielt. Auch gesungen wurde auf platt – und wer sich da nicht ganz textsicher war, sang trotzdem mit. Die Melodien waren ja bekannt.