Dienstag, 26. Februar 2019

Arthur Illies – ein norddeutscher Maler

Vortrag beim Montagstreff des Kunstvereins Uelzen am 4. März

FOLKERT FRELS

Der Künstler Arthur Illies ist heute nicht mehr jedem geläufig, in der Lüneburger Heide jedoch ist er bekannter als anderswo. Grund genug, diesen Maler und sein umfangreiches Werk beim nächsten Montagstreff des Kunstvereins Uelzen am 4. März im Theaterkeller des Theaters an der Ilmenau vorzustellen. Claudia Krieghoff-Fraatz ist es gelungen, Hans-Christian Schimmelpfennig für einen Vortrag zu gewinnen. Er gehört dem Vorstand der Arthur- und Georgie-Illies-Stiftung aus Lüneburg an und weiß viel aus dem Leben des 1870 in Hamburg geborenen Künstlers zu erzählen und mit Bildmaterial zu illustrieren. Die Stiftung hat einen Bestand von über 210 Gemälden, die zum Teil aus dem Nachlass von Arthur und Georgie Illies stammen und einen Querschnitt seines umfangreichen Schaffens bilden.

Das Bild "Spielende Kinder" malte Arthur Illies im Jahr 1907. Foto: Arthur- und Georgie-Illies-Stiftung

Arthur Illies war ein Maler der Moderne, doch hing er auch noch sehr der vorangegangenen Epoche an. Er vereint Impressionismus, Jugendstil, Fauvismus und Pointillismus in seiner Malweise, die auch Einflüsse der Worpsweder Künstlergruppe erkennen lassen. Seine Motive umfassen Stillleben, Landschaften, Tiere und typische Ansichten von Hamburg und dem norddeutschen Raum. Er schuf Radierungen für diverse Zeitschriften und machte sich als Grafiker einen Namen.
„Ostern 1892 stand ich während eines Aufenthaltes in Hamburg vor einem niedersächsischen Bauernhof in Langenhorn, und da fiel es mir wie Schuppen von den Augen, dass ich hier etwas sah, das mir innerlich näher stand als alles, was die Akademie und München mir allenfalls geben konnten.“ So schreibt er im Mai 1940 in seiner Selbstbiographie. Grund genug für ihn, ein Kunststudium in München abzubrechen und nach Hamburg zurückzukehren. Hier nahm er  Unterricht im Malen und Zeichnen. In Alfred Lichtwark, dem damaligen Direktor der Kunsthalle, fand er einen wichtigen Fürsprecher. Sein Frühwerk besteht großteils aus Landschaftsdarstellungen der Heide und des Hamburger Umlandes. Illies war Mitbegründer des Hamburger Künstlerclubs und verdiente nebenbei seinen Lebensunterhalt, indem er Unterricht an einer Kunstschule für Frauen gab. Später unterrichtete er auch an der Kunstgewerbeschule in Hamburg
Illies erste Ehefrau Minna starb 1901, im Jahr nach der Hochzeit, bei der Geburt der Tochter Helga. Vier Jahre danach heiratete er ein zweites Mal. Mit seiner Frau Georgie hatte er vier Kinder – Kurt, Herta, Harald und Anke. Während des ersten Weltkrieges wurde er an der Ostfront als Kriegsmaler eingesetzt. 1934 zog Illies mit seiner Familie nach Lüneburg, wo er 1952 starb. In seinem Spätwerk wandte er sich verstärkt religiösen Themen zu, auch seine Porträts fanden viel Beachtung. Seine Werke unterlagen keinem Ausstellungsverbot, woraus geschlossen werden kann, dass er dem Nationalsozialismus wohl positiv gegenüber gestanden hat. Lange Zeit hatte Illies ein Atelier im Alten Kaufhaus in Lüneburg. Als dieses abbrannte, gingen auch viele seiner Werke verloren. Dennoch hat Illies eine Vielzahl von Bildern und Grafiken hinterlassen, die heute von einer Stiftung in Lüneburg verwaltet werden. Seine Werke sind in vielen Sammlungen,  Museen und Galerien in Norddeutschland zu finden.
Sein Sohn Harald Illies († 1985) wurde ebenfalls Maler und Lehrer. Er unterrichtete an der Realschule in Ebstorf und ist daher vielen Einheimischen noch ein Begriff.
Der Kunstverein und der Referent Hans-Christian Schimmelpfennig würden sich über einen regen Besuch freuen. Die Veranstaltung beginnt um 19 Uhr. Der Eintritt ist wie immer frei. Spenden für die Arbeit des Montagstreffs werden gern entgegengenommen.

Dienstag, 12. Februar 2019

Mehr Artenvielfalt in der Aller – neue Lebensräume für die Barbe

Im Otter-Zentrum in Hankensbüttel wurde heute das Projekt „Artenvielfalt in der Aller – Neue Lebensräume für die Barbe“ vorgestellt. Die Präsidentin des Bundesamtes für Naturschutz (BfN), Prof. Beate Jessel, und Frank Doods, Staatssekretär im niedersächsischen Umweltministerium, leiteten die Umsetzungsphase ein. Mit dem vom Bundesumweltministerium und vom niedersächsischen Umweltministerium geförderten Vorhaben werden in den kommenden sechs Jahren sowohl Maßnahmen am Gewässer umgesetzt, als auch Bildungs-und Öffentlichkeitsarbeit für die Entwicklung der Barben-Vorkommen an der Aller und ihren Nebengewässern im südöstlichen Niedersachsen durchgeführt. Vertreter und Vertreterinnen der Behörden, der Unterhaltungsverbände und der Naturschutz- und Angelvereine informierten sich über die Projekt-Ziele und geplante Aktivitäten.
„Die Barbe ist eine typische Art klarer, sauerstoffreicher Gewässer, die in größeren Gruppen am kiesigen oder sandigen Boden lebt. In vielen Bundesländern ist sie gefährdet, in einigen in der Roten Liste als ausgestorben geführt. Deutschland hat für die Barbe europaweit eine besondere Verantwortung, die Lebensräume dieser Fischart zu erhalten und zu entwickeln. Vorhaben, die der Wiederausbreitung der Barbe dienen, sind deshalb von bundesweitem Interesse. Da die Barbe insbesondere im südöstlichen Niedersachsen selten geworden ist, ist das Projekt für die Aller und deren Nebengewässer von besonders großer Bedeutung“, betont Prof. Beate Jessel.
„Mit dem Barben-Projekt will die Aktion Fischotterschutz durch aktiven Naturschutz und Einbindung örtlicher Akteure wieder Lebensräume für die Barbe entlang der Aller sichern und entwickeln. Hierfür ist eine breite Unterstützung von Behörden, Verbänden und Vereinen vor Ort unabdingbar. Aber wir wollen auch die Menschen für die Bedeutung naturnaher Fließgewässer als Lebensraum unzähliger Lebewesen sensibilisieren und sie für das faszinierende Ökosystem vor der Haustür begeistern“, so der Vorstandsvorsitzende der Aktion Fischotterschutz Dr. Oskar Kölsch.

Stellten das Barben-Projekt vor (von links): Umwelt-Staatssekretär Frank Doods, Sören Brose (wissenschaftlicher Mitarbeiter im Projekt), Prof. Beate Jessel (Bundesamt für Naturschutz, Dr. Oskar Kölsch (Vorstandsvorsitzender der Aktion Fischotterschutz) und Projektleiterin Anke Willharms. Foto: Aktion Fischotterschutz e.V.


Mit dem Vorhaben verfolgt die Aktion Fischotterschutz das Ziel, die Nebenflüsse der Aller ihrem natürlichen Zustand wieder näher zu bringen, um neue Lebensräume für die selten gewordene Fischart Barbe zu entwickeln und die biologische Vielfalt in und an den Gewässern zu fördern. Hierfür werden Maßnahmen umgesetzt, die auf die hohen Lebensraumansprüche der Barbe abgestimmt sind. Im Projektgebiet, den Nebengewässern der Aller, sollen beispielsweise Kiesbänke, flach abfallende Gewässerabschnitte (sogenannte Rauschen) und strömungsarme Flachwasserzonen angelegt werden. Durch den Einbau von Totholz und neu zu schaffende, landwirtschaftlich ungenutzte Randstreifen wird die Eigendynamik der Flüsse zusätzlich gefördert und der Stoffeintrag reduziert.
Die Umsetzung der Naturschutzmaßnahmen erfolgt in Zusammenarbeit mit den lokalen Akteuren. Es werden sogenannte Verantwortungspartnerschaften gegründet, in denen Unterhaltungsverbände, Angelvereine und die Aktion Fischotterschutz gemeinsam Maßnahmen erarbeiten und wichtige Barben-Lebensräume ausweisen. Begleitet wird die Umsetzung der Naturschutzmaßnahmen durch Öffentlichkeitsarbeit und Umweltbildung mit einem Fluss-Fisch-Mobil, das im gesamten Projektgebiet im Einsatz ist. Hiermit sollen den Menschen die heimischen Fischarten nähergebracht werden.
Das Barben-Projekt wird über das Bundesamt für Naturschutz im Rahmen des Bundesprogramms Biologische Vielfalt mit Mitteln des Bundesumweltministeriums und des Landes Niedersachsen bis zum Jahr 2024 gefördert.

Freitag, 1. Februar 2019

Celler Erklärung der VIELEN veröffentlicht

Celler Erklärung der VIELEN veröffentlicht

Heute haben Erstunterzeichner*innen unter der Federführung von Andreas Döring (Intendant des Schlosstheaters) und Dr. Jens-Christian Wagner (Leiter Stiftung niedersächsische Gedenkstätten) die CELLER ERKLÄRUNG DER VIELEN im Malersaal des Schlosstheaters vorgestellt.
Kulturschaffende aus Stadt und Landkreis Celle haben sich zusammengeschlossen, um „mit dieser Erklärung ein gesellschaftspolitisches Signal“ zu setzen und „gemeinsam eine Haltung für Toleranz, Vielfalt und Respekt“ zu zeigen, wie der Präambel der Erklärung zu entnehmen ist. „Bundesweit haben sich unter dem Dach der „VIELEN“ Kulturschaffende zusammengeschlossen, um sich mit allen solidarisch zu zeigen, die Opfer rassistischer Hetze und rechtpopulistischer Angriffe auf die Freiheit von Kunst und Wissenschaft sind.“ Die Celler Erklärung wurde in breiter Diskussion gemeinsam verfasst und stellt eine eigenständige Erklärung dar.

Gruppenbild der anwesenden Erstunterzeichner*innen der Celler Erklärung der VIELEN. Foto: Andrea Hoffmann

Bisher waren es vor allem Kulturinstitutionen großer Städte und ganzer Bundesländer, die eine ‚Erklärung der VIELEN’ beschlossen haben. Derzeit sind Berlin, Hamburg, Dresden und Nordrhein-Westfalen auf der bundesweiten Website www.dievielen.de vertreten, am 1. Februar treten nun Celle und Lüneburg mit eigenen Erklärungen an die Öffentlichkeit. Insgesamt haben bis zum 30. Januar rund 500 Institutionen ähnliche Erklärungen abgegeben, 20 weitere folgen am 1. Februar.
In Celle wird angestrebt, auf regionaler Ebene ein breites Bündnis der Kulturschaffenden zu bilden, die sich zu einem offenen, aufklärenden, kritischen Dialog mit Mitwirkenden und Publikum verpflichten mit dem Ziel, unsere Gesellschaft im Sinne des Grundgesetzes und einer offenen, liberalen Demokratie fortzuentwickeln.
Die unterzeichnenden Institutionen und Initiativen begreifen, den Werten des Grundgesetzes folgend, Kultur und ihre Einrichtungen – die Museen, Theater, Ateliers, Clubs und urbanen Orte – als offene Räume, die Vielen gehören. In unserer Gesellschaft treffen viele unterschiedliche Interessen aufeinander und finden sich oft im Dazwischen. Demokratie heißt, miteinander zu verhandeln – immer unter einer Voraussetzung: Es geht um Alle, um jede*n Einzelne*n als Wesen der vielen Möglichkeiten.
Mit dem Start dieser Initiative in Celle sind alle Kulturschaffenden, Initiativen und Vereine in Stadt und Region Celle eingeladen, sich der Erklärung und damit einem Netzwerk des kulturellen Dialogs anzuschließen, Chöre ebenso wie Bibliotheken, Konzertveranstalter wie Bands u.v.m., auch Einzelpersonen können sich der Erklärung anschließen. Eine gemeinsame Aktion aller Beteiligten ist für den Herbst in Planung.

Die Celler Erklärung der VIELEN. Foto: Anna Jander

DIE VIELEN e.V. ist ein eingetragener, gemeinnütziger Verein. Er wurde im Juni 2017 gegründet. Ziel und gemeinnütziger Zweck ist die Beförderung internationaler Gesinnung, der Toleranz auf allen Gebieten der Kultur und des Völkerverständigungsgedankens sowie der Förderung der Volksbildung.

Zeitreise in die Steinzeit

Am Dienstag, 12. Februar , folgt ein weiterer Vortrag im Rahmen der Veranstaltungsreihe "Archäologie im Landkreis Gifhorn und Umgebung". Ab 19 Uhr berichtet der Archäologe Dr. Stephan Veil im Historischen Museum Schloss Gifhorn über die früheste Geschichte Niedersachsens zwischen etwa 300.000 und 5.000 v. Chr.

Rekonstruktion einer altsteinzeitlichen Landschaft. Grafik: Landesmuseum Hannover
Die Menschen der Altsteinzeit mussten als Jäger, Sammler und Fischer mit teilweise extremen Klima- und Landschaftsveränderungen klarkommen. Zu den bedeutsamsten Funden dieser Zeit zählen unter anderem die weltweit ältesten Holzwaffen aus dem Braunkohletagebau Schöningen. Sie zeigen, wie erfolgreich sich schon die frühen Neandertaler an das Leben in einer tundrenähnlichen Klimazone angepasst hatten. Etwa 200.000 Jahre später treffen wir auf Spuren ihrer Nachfahren an einem ehemaligen See bei Lehringen unweit von Verden an der Aller während einer ähnlich warmen Periode wie heute. Der Fund eines Elefantenskeletts mit noch darin steckender Holzlanze ist ein einmaliger Beleg für die Großwildjagd in dieser frühen Zeit. Auch während der folgenden letzten Eiszeit bis zum ersten großen Kälteeinbruch vor 50.000 Jahren können hochspezialisierte Neandertaler ihr Auskommen finden.
Am Ende der letzten Eiszeit vor rund 14.700 Jahren breiten sich wieder Wälder und Tiere nach Norden aus und mit ihnen Menschen unserer Art. Die Zahl der Lagerplätze nimmt stetig zu. Aus dieser Zeit stammen die ältesten Kunstwerke der norddeutschen Tiefebene. Mit der Einwanderung von Bauern mit festen Häusern, Vieh und Ackerbau aus dem Süden vor etwa 7500 Jahren verändern sich schließlich die Jägerkulturen, bis sie schließlich ganz verschwinden.
Dr. Stephan Veil war bis Juli 2018 Oberkustos am Niedersächsischen Landesmuseum in Hannover. Dort kuratierte er die Sammlung prähistorischer Altertümer und war u.a. für international bedeutsame Ausgrabungen verantwortlich.
Die Veranstaltung wird von der Kreisarchäologie Gifhorn, den Museen des Landkreises und der Archäologie-AG des Museums- und Heimatvereins Gifhorn gemeinsam organisiert. Der Eintritt ist frei.

Auch im Landkreis Gifhorn haben die Neandertaler ihre Spuren hinterlassen. Dieser Faustkeil stammt aus dem Gifhorner Ortsteil Winkel. Grafik: Z. Grindel, NLD Hannover