Mittwoch, 8. November 2023

Vom „Spuk im Hexenhaus“ und der Faszination des „magischen Auges“

Neue Ausgabe des historischen Jahrbuchs der Reihe „1885“ ab Freitag erhältlich


An diesem Freitag, 10. November, beginnt der Verkauf der neuen Ausgabe des Historischen Jahrbuchs der Reihe „1885 – Geschichten aus der Geschichte des Landkreises Gifhorn“. Das von Landrat Tobias Heilmann herausgegebene, 132 Seiten starke Buch mit Beiträgen zahlreicher in der Heimatforschung aktiven Autorinnen und Autoren  ist für 12 Euro in den Buchhandlungen sowie direkt beim Calluna-Südheide-Verlag unter www.calluna.media erhältlich. 

Das Cover der neuen Ausgabe des historischen Jahrbuchs für 2024.


Wozu dienten die beiden Scheunenfunde aus massiver Eiche? Warum führt ausgerechnet der kleine Ort Ohof ein Posthorn im Wappen? Was ist von der einst blühenden Bahnlinie durchs Ohretal geblieben? Wie kam es dazu, dass die Wittinger ihr Geschenk für den Herzog erst mit dreimonatiger Verspätung überreichten? Weshalb mussten zwei mannshohe Grabplatten aus Sandstein auf jahrelange Wanderschaft gehen, bevor ihre buchstäblich bewegte Geschichte endlich endete? Hat es im Isenhagener Hexenhaus wirklich gespukt? Und wer hätte gedacht, dass Recycling vor fast 300 Jahren so selbstverständlich war, wie es in Zukunft sein sollte? All diese und noch viele weitere spannende Fragen beantworten die Beiträge in der neuen Ausgabe des historischen Jahrbuchs, das seit 2021 nahtlos an die Reihe der Gifhorner Kreiskalender anknüpft. Besonders interessant seien für ihn die persönlichen Lebenserinnerungen, schreibt Landrat Tobias Heilmann in seinem Vorwort. „Durch sie wird Geschichte lebendig und farbig, und wir erfahren aus erster Quelle, wie der Alltag der Menschen in früherer Zeit aussah.“ So etwas könne ein „normales“ Geschichtsbuch, das wichtige Jahreszahlen und bedeutende Ereignisse in den Vordergrund stelle, nicht leisten. Manche dieser persönlichen Geschichten, so der Herausgeber, „erzählen ergreifend von Krieg und Flucht, vom Ankommen und Einleben in der neuen Heimat und mahnen uns zum Frieden.“ Andere dieser Geschichten veranschaulichten uns das einst entbehrungsreiche Leben auf dem Land, „das aber durchaus auch seine heiteren Seiten hatte“. So wird in der neuen 1885-Ausgabe beispielsweise von der faszinierenden Strahlkraft des „magischen Auges“ in Opas Radio und vom aufregenden ersten Telefongespräch am Fernsprecher im Dorfgasthof erzählt.
Bereichert werden die Geschichten durch eingestreute Gedichte und Anekdoten in hoch- und plattdeutscher Sprache.

Donnerstag, 2. November 2023

Henri Toulouse-Lautrec – Wegbereiter der modernen Malerei

Veronika Kranich stellt den Künstler beim Montagstreff des Kunstvereins Uelzen vor

FOLKERT FRELS

Beim nächsten Montagstreff des Kunstvereins Uelzen am 6. November auf der Studiobühne des Theaters an der Ilmenau wird Veronika Kranich den Künstler Henri Toulouse-Lautrec in Wort und Bild vorstellen. Die ursprünglich für diesen Abend geplante Lesung aus dem neuen Buch von Veronika Kranich wird aus technischen Gründen in den Februar 2024 verschoben.

Als Wegbereiter des Impressionismus werden Van Gogh, Munch, Gauguin, Cézanne genannt. Doch auch wenn seine Bilder auf andere Weise auf die neue Richtung in der Kunst wiesen, ist der am 24. 11. 1864 in Albi geborene Henri de Toulouse-Lautrec gleichfalls in diese Reihe aufzunehmen.

Toulouse-Lautrec im Jahr 1890 in seinem Atelier bei der Arbeit an seinem Werk "Moulin Rouge". Foto: gemeinfrei

Im Gegensatz zu seinen Maler-Kollegen wählte Toulouse-Lautrec nicht die Natur, sondern ausschließlich den Menschen zum Thema. Er lebte in der Zeit der Belle Epoque im Paris des
19.Jahrhunderts und war ein Meister der Beobachtung. Seine Inspiration bezog er speziell aus der Vergnügungswelt des Montmartre. 

Von den Bildern der japanischen Holzschnittkunst angeregt, entwickelte er einen plakativen Flächen- und Linienstil, der das Dargestellte auf wesentliche Formen reduziert. Er malte die Glitzerwelt der Kabaretts, der Tanzlokale, der Bars und des Zirkuslebens und verewigte Tänzerinnen, Schauspieler, Chansonniers, Prostituierte auf Ölbildern oder Theaterplakaten. Es gelingt ihm, dem Betrachter einerseits das pralle Leben einer anderen Welt nahe zu bringen, andererseits aber gleichzeitig den Blick in die Seele der Abgebildeten zu  ermöglichen.

"Jane Avril", Plakat von 1892. Foto: gemeinfrei

Henri Toulouse-Lautrec starb bereits mit 37 Jahren auf Grund seiner labilen Konstitution und seiner Alkoholsucht.

Der Montagstreff am 6. November beginnt um 19 im Theaterkeller auf der Studiobühne. Der Eintritt ist frei – für die Arbeit des Montagstreffs sind Spenden allerdings gern gesehen.

Mittwoch, 1. November 2023

Einladung zur Ausstellungseröffnung

Lost Places am Schienenstrang:  Fotokünstler Hermann Präger zeigt in Wittingen Fotografien aus seinem Bildband »NÄCHSTER HALT: NIRGENDWO«

Hermann Präger bei der Bildauswahl für seine Ausstellung in Wittingen.

Was ist geblieben von der einst blühenden Kleinbahn Celle–Wittingen–Oebisfelde, von den Bahnhöfen, den Haltestellen, den Schienen und Signalanlagen? Hermann Präger aus Zasenbeck, der in seiner Jugend als Fahrschüler auf der Strecke pendelte, hat sich auf Spurensuche begeben und dabei Zeugnisse einer vergangenen Zeit entdeckt und dokumentiert. Fasziniert vom morbiden Charme der alten Bahnanlagen, gelingt es ihm, in seinen Fotografien den Zauber, der dem Vorgefundenen, insbesondere dem Verlassenen innewohnt, zum Ausdruck zu bringen. Eine Auswahl seiner großformatigen Schwarzweißbilder, die in dem im Oktober im Calluna-Verlag erschienenen Bildband »Nächster Halt: Nirgendwo« enthalten sind, werden nun im Café Zeitlos im Haus Kreyenbergin Wittingen, Lange Straße 59, gezeigt. Im Rahmen der Ausstellungseröffnung, die am Freitag, 10. November, von 19 Uhr an stattfindet, hält Klaus Peter Sebastian einen Kurzvortrag zur Geschichte der Kleinbahn, die weitgehend dem Verlauf zweier Flüsse folgt und deshalb im westlichen Abschnitt (zwischen Celle und Wittingen) Lachtetalbahn und im östlichen Abschnitt zwischen Wittingen und Oebisfelde Ohretalbahn genannt wird.

Blick durch zerborstene Scheiben in den alten Hankensbütteler Lokschuppen.

Seitdem sich Hermann Präger aus seiner Zahnarztpraxis in Wittingen zurückgezogen hat, findet er nun endlich mehr Zeit für seine beiden Leidenschaften, die Fotografie und die Malerei.  Für das Buch und die Ausstellung hat er sich mit einer Mittelformatkamera, die äußerst scharfe und detailgetreue Aufnahmen ermöglicht, im Februar dieses Jahres, als keine Blätter an den Bäumen die Sicht auf die alten Bahnhöfe und Bahnanlagen behinderten, auf eine Bahnreise von Celle nach Oebisfelde begeben. Da auf der Strecke der  Lachtetalbahn keine Personenzüge mehr fahren und die Ohretalbahn vollständig stillgelegt ist – lediglich Draisinen sind dort gelegentlich noch unterwegs –, musste er notgedrungen mit dem Auto und zu Fuß die Strecke bewältigen. Unterwegs fand er viele Motive, die nicht nur echte Eisenbahnfans emotional ansprechen werden, sondern auch faszinierende Details wie Bäume, die im Gleisbett wachsen. Das beeindruckendste Bild dürfte das einer Eisenbahnbrücke bei Rühen sein. Eine dicke Eiche hat sich dort im Laufe der Jahrzehnte das Brückengeländer aus massivem Stahl buchstäblich einverleibt.

Das Andreaskreuz in Zasenbeck, diesmal im Winter fotografiert. Bei dem Gebäude links handelt es sich um das ehemalige Dienstgebäude der Altmärkischen Eisenbahn. In Zasenbeck hatte die von Rohrberg kommende Altmärkische Kleinbahn Anschluss an die Strecke Wittingen–Oebisfelde. Foto: Hermann Präger

Wenngleich viele Menschen, die entlang der Strecke wohnen, beim Betrachten der Fotos wehmütig an die Zeit zurückdenken werden, als das Pfeifen der herannahenden Züge ein wohlvertrautes Geräusch war und sie mit dem  Zug aus ihren Dörfern in die Stadt fahren konnten, hat es durchaus auch etwas Tröstliches, zu sehen, wie sich die Natur von Menschen Geschaffenes zurückholt und überwuchert, bis irgendwann von der Bahninfrastruktur kaum noch etwas übriggeblieben sein wird.

Das Andreaskreuz in Zasenbeck, diesmal im Winter fotografiert. Bei dem Gebäude links handelt es sich um das ehemalige Dienstgebäude der Altmärkischen Eisenbahn. In Zasenbeck hatte die von Rohrberg kommende Altmärkische Kleinbahn Anschluss an die Strecke Wittingen–Oebisfelde. Foto: Hermann Präger

Für vieles von dem, was nicht dem Verfall preisgegeben wurde, fanden sich neue Nutzungskonzepte: So beherbergt der ehemalige Bahnhof Lachendorf heute ein Restaurant, und der Bahnhof Tülau-Fahrenhorst dient nach umfangreicher Sanierung nun als Wohnhaus. Hermann Prägers Fotos zeigen also neben vielen "lost places" auch ehemalige Haltepunkte, die jetzt wieder voller Leben sind.

Die Fotos in der Ausstellung in Wittingen können vom 10. November bis zum 31. Dezember während der Öffnungszeiten des Cafés Zeitlos betrachtet werden. Das Buch mit vielen weiteren Bildern auf insgesamt 112 Seiten ist im Buchhandel erhältlich, kann aber auch direkt bei Calluna unter der Adresse www.calluna.media bestellt werden. Die Lieferung erfolgt versandkostenfrei.