Mit Ansprache von Margot Käßmann am Südheide-Bahnhof Eschede
Bereits seit drei Jahrzehnten finden auf dem früheren Hof des NPD-Aktivisten Joachim Nahtz am Ortsrand von Eschede große Neonazi-Treffen statt. Besonders die „Sonnwendfeiern“ und das „Erntefest“ haben eine lange Tradition. Die Neonazis bezeichnen diese Feste als „Brauchtumsfeiern“. Ihr eigentliches Ziel sei es aber, auf diesen Zusammenkünften der norddeutschen Neonazi-Szene Kontakte zu pflegen, Termine abzusprechen und neue Aktionen vorzubereiten, erläutert Pastor i.R. Wilfried Manneke als Sprecher des Netzwerks Südheide gegen Rechtsextremismus. Somit seien diese „Brauchtumsfeiern“ alles andere als harmlos.
Vor fünf Jahren hat die NPD Niedersachsens den Hof gekauft. Die Treffen auf dem Hof haben dadurch eine neue Qualität erhalten. „Das ist für uns ein Grund mehr, jedes Mal, wenn Rechtsextreme dort zusammenkommen, vor dem Hof zu demonstrieren, vor allem gegen die menschenverachtende Ideologie der extremen Rechten“, sagt Wilfried Manneke.
Erstmals haben sich in diesem Jahr Rechtsextreme aus mehreren europäischen Ländern auf dem Hof Eschede getroffen. Laut Veranstalter nahmen insgesamt 115 Personen aus Deutschland, Spanien, Frankreich, England, Ungarn, Serbien, Griechenland und Bulgarien an dem europäischen Zeltlager teil. Das Treffen diente den Rechtsextremen als Auftakt zum Europawahlkampf 2024.
Die Demonstrationen gegen die Treffen auf dem NPD-Hof werden von einer politisch breit aufgestellten, vielfältigen, aber entschlossenen Allianz getragen. Zu diesem breiten Spektrum gehören Gewerkschafter und Kirchenleute, Angehörige verschiedener Parteien, Initiativgruppen gegen Rechtsextremismus, auch „Omas gegen Rechts“ und Leute aus dem „Bunten Haus“ Celle. Die Teilnehmenden repräsentieren auf den Demos eine große Spannweite der Gesellschaft und setzen ein deutliches Zeichen dafür, dass die überwiegende Mehrheit unserer Gesellschaft rechtsextremes Gedankengut unmissverständlich ablehnt.
Die Demo gegen rechtsextreme Sonnwendfeier in Eschede beginnt am Sonnabend, 22. Juni, um 13 Uhr vor dem Südheide-Bahnhof in Eschede mit einem Musik-Vorprogramm. Es treten auf der Gitarrist und Sänger Tom Kirk und die Pianistin und Sängerin Anastasia Novoselova. Nach der Kundegebung (ab 14 Uhr) setzt sich der Demonstrationszug zum NPD-Hof in Bewegung. In Sicht- und Hörweite sollen dort Protest und Unmut geäußert werden. Anschließend geht es zurück zum Bahnhof, wo die Demo gegen 17 Uhr endet.
Geplant sind Ansprachen von
- Dr. Margot Käßmann, frühere Landesbischöfin und EKD-Ratsvorsitzende (Hannover)
- Heinrich Lange, Bürgermeister in Eschede
- Angela Hohmann, Mitglied des Deutschen Bundestages (Celle)
- Dr. Matthias Richter-Steinke, DGB-Geschäftsführer Region Nord-Ost-Niedersachsen (Lüneburg).
Das Netzwerk Südheide gegen Rechtsextremismus hofft auf möglichst viele Teilnehmende