20 Jahre Calluna

Entschleunigt und nachhaltig

Das Südheide-Magazin Calluna ist ein durch und durch regionales Produkt.

INKA LYKKA KORTH

1999, das war Ende des vergangenen Jahrtausends, und das klingt wie vor einer halben Ewigkeit. Tatsächlich werden in der schnellebigen Medienbranche, in der  jeden Monat neue Print- und Online Magazine auf den Markt gebracht werden und bei kommerziellem Nichterfolg bereits zum nächsten Quartalsende wieder eingestellt werden, 20 Jahre durchaus als halbe Ewigkeit empfunden. In der "Calluna-Zeitrechnung" bedeuten 20 Jahre 80 Quartale und damit 80 Hefte mit vielen Natur- und Kulturgeschichten aus der Südheide.

Das Erscheinungsbild der Hefte hat sich im Laufe der 20 Jahre geändert, nicht jedoch die Konzeption und der Anspruch, ein authentisches, ehrliches und nachhaltiges Magazin zu produzieren.
Als im Frühling 1999 das erste Heft des Vier-Jahreszeiten-Magazins der Südheide erschien, stecken sowohl die Digitalfotografie als auch das Desktop Publishing, also das Publizieren von Büchern und Broschüren vom Schreibtisch aus, gewissermaßen noch in den Kinderschuhen. Das Internet spielte noch keine Rolle, und die sozialen Medien waren noch gar nicht erfunden. Die Tageszeitungen erschienen überwiegend in Schwarzweiß, leisteten sich nur gelegentlich Seiten mit Farbfotos, und durchgehend farbig illustrierte Zeitschriften mit regionaler Verbreitung gab es zwar den Metropolen in Form sogenannter Stadtmagazine, nicht jedoch im ländlichen Raum. Entsprechend groß waren die Vorbehalte, als Calluna an den Start ging. So ein aufwendig produziertes, auf hochwertigem Papier gedrucktes Magazin koste doch mehr als es einbringt, hieß es, und tatsächlich waren die ersten Jahre wirklich hart, zumal es nie einen Sponsor im Hintergrund gab, der half, die unvermeidliche, schwierige Startphase finanziell zu überbrücken. Da wurde auf Urlaubsreisen verzichtet und der private Konsum eingeschränkt, um das nächste Heft produzieren zu können. Aber der berühmte lange Atem der Herausgeberinnen wurde belohnt. Immer mehr Geschäftsleute fanden es reizvoll, in Farbe in einem größeren Verbreitungsgebiet werben zu können, dessen Kerngebiet im Dreieck der Städte Celle, Gifhorn und Uelzen liegt, aber sich darüber hinaus bis Bad Bevensen im Norden und Meine im Süden erstreckt. Zwar werden mit dem Magazin nach wie vor keine nennenswerten Gewinne erwirtschaftet, aber das Geld reicht, um alle Rechnungen und Steuern zu zahlen. Ohnehin war es nie der Anspruch der Herausgeberinnen, mit Calluna das "große Geld" zu verdienen. Vielmehr wollten sie dem unsere Gesellschaft krank machenden und die Lebensgrundlagen zerstörenden, rücksichtslosen Streben nach Profit und stetigem Wachstum etwas Authentisches, Ehrliches und Nachhaltiges entgegensetzen, und das ist ihnen vielleicht mit dem Südheide-Magazin und den im Calluna-Verlag publizierten Büchern aus und für die Regionhalbwegs gelungen. Immerhin sind viele Abonnentinnen und Abonnenten ebenso wie viele Anzeigenkunden aus der Startphase dem Verlag bis heute treu verbunden.
Der Motor, der das Projekt Calluna am Laufen hält, ist die Liebe zu Land und Leuten und die Lust auf Entdeckungen, wobei es besonders die kleine Welt am Wegesrand ist, für die sich die Blattmacherinnen begeistern können. Sogenannte "Events", deren Erfolg allein an der Zahl der Besucherinnen und Besucher gemessen wird, reizen sie hingegen nicht, wie ihnen auch alles Laute, Marktschreierische fremd ist. Seit jeher haben sie Calluna als einen Beitrag zur Entschleunigung verstanden, und das schon lange bevor dieser Begriff in Mode kam. Im Südheide-Magazin wird nicht über Ereignisse und Veranstaltungen berichtet, sondern es werden Geschichten erzählt von einem Landschaftsraum und seinen Bewohnerinnen und Bewohnern, und zu denen gehören, was oft vergessen wird, auch Tiere und Pflanzen. Geschichten, die – sei es ein Streifzug durch Wald und Wiesen oder ein einfühlsames Künstlerporträt – ohne Zeitdruck abseits aller Alltagshektik entstehen und oft so zeitlos sind, dass sie auch nach Jahren noch gerne gelesen werden.
Ebenso wie das Nachhaltigkeitsprinzip für den Inhalt gilt, findet es auch in der Produktion Anwendung: Calluna ist das erste und einzige periodisch erscheinende Print-Produkt der Südheide, das sich mit dem begehrten Umweltsiegel Blauer Engel schmücken darf. Das Magazin wird umwelt- und ressourcenschonend hergestellt und auf hochwertigem Recyclingpapier gedruckt. Das bei der Produktion in der Druckerei freigesetzte CO2 wird durch Investitionen in zertifizierte Klimaschutzprojekte kompensiert. Und da sich die gesamte Produktionskette in der Südheide befindet und damit sowohl Einnahmen als auch Ausgaben hier in dieser Gegend verbleiben, ist Calluna ein durch und durch regionales Produkt.