Unser Trinkwasser wird überwiegend aus Grundwasser gewonnen, aber das ist im Agrarland Niedersachsen vielerorts mit Rückständen von Pflanzenschutzmitteln aus der Landwirtschaft belastet. Auch an jeweils drei Messstellen in den Landkreisen Celle und Uelzen wurde erhöhte Werte gefunden. Das geht aus einem heute veröffentlichten Bericht des Niedersächsischen Landesbetriebs für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN) hervor.
Basis der mit der Broschüre gelieferten Auswertung sind die Daten des landeseigenen Grundwassernetzes mit fast 1.200 Messstellen, die ein repräsentatives Bild zur Grundwasserqualität Niedersachsens ermöglichen. Danach wurden im Betrachtungszeitraum der Jahre 2008 bis 2013 an 135 Messstellen (elf Prozent) Pflanzenschutzmittelwirkstoffe nachgewiesen. So genannte „nicht relevante Metaboliten" (Reste beziehungsweise Abbauprodukte von Pflanzenschutzmitteln, die keine Pestizidwirkung oder Toxizität aufweisen) wurden an 498 Messstellen (42 Prozent) gefunden.
Die meisten Funde ergaben sich im Nahbereich von vorrangig landwirtschaftlich genutzten Flächen. Unter den zehn am häufigsten im Grundwasser nachgewiesenen Pflanzenschutzmitteln sind die noch zugelassenen Wirkstoffe Bentazon, Isoproturon und Mecoprop mit herbizider Wirkung sowie das Fungizid Metalaxyl. Nachgewiesen wurden auch geringe Spuren von Pflanzenschutzmitteln, die längst verboten sind.
"Der derzeitige Zustand zeigt deutlich, dass wir Belastungen haben, die teilweise über die Grenzwerte gehen", sagte Prof. Dr. Joseph Hölscher vom NLWKN im NDR-Interview. Umweltminister Stefan Wenzel erklärte, er sehe in diesem Zusammenhang „akuten Handlungsbedarf". Für Verbraucher bestehe zwar keine Gefahr, weil die Wasserversorgungsunternehmen durch eigene Untersuchungen des Trinkwassers sicherstellen, dass die Grenzwerte für derartige Wirkstoffe eingehalten werden. „Dennoch: Pflanzenschutzmittel gehören nicht ins Grundwasser – auch nicht in Spuren", sagte der Minister heute. Wenzel setzt sich dafür ein, dass die Anwendung der Mittel eingeschränkt und die Zulassungspraxis durch das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit überprüft wird.
„Nun wird es darauf ankommen, im Dialog mit den Anwendern, den Pflanzenschutzberatern und den zuständigen Wasserbehörden die Ursachen für die Befunde zu klären, damit Gegenmaßnahmen eingeleitet werden können", sagte für den koordinierenden NLWKN Hubertus Schültken. Die Broschüre „Themenbericht Pflanzenschutzmittel" (NLWKN-Autoren Anouchka Jankowski und Andreas Roskam) kann beim NLWKN bestellt werden. www.nlwkn.niedersachsen.de (Service -Veröffentlichungen).