Mittwoch, 24. Juni 2015

Pestizide im Grundwasser: Bioland fordert Konsequenzen

Muss das sein? Tot gespritztes Gras auf einem Acker in der Nähe von
Hankensbüttel.
In weiten Teilen Niedersachsens ist, wie gestern berichtet, das Grundwasser mit Rückständen von Pflanzenschutzmitteln  belastet. Der Niedersächsische Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN) hat an fast jeder zweiten Messtelle (42 Prozent) Pestizidrückstände gefunden. Einige der Werte lägen dabei auch über den zulässigen Grenzwerten. Der Verband Bioland fordert vor diesem Hintergrund Konsequenzen bei der Zulassung und beim Einsatz von Pestiziden.
„Pestizide haben im Grundwasser nichts zu suchen. Die Messungen zeigen, wie sehr Pestizide in unserer Umwelt verbreitet sind und mit welchen Folgekosten der breite Pestizideinsatz in der Intensivlandwirtschaft verbunden ist“, stellt Harald Gabriel, Geschäftsführer vom Bioland Landesverband Niedersachsen/Bremen fest. „Pestizide gefährden unsere Gesundheit, beeinträchtigen die Artenvielfalt und machen Bauern abhängig von Chemiekonzernen.“
Trotzdem landen immer mehr Gifte auf den Äckern. Der Einsatz von Pestiziden hat in den vergangenen Jahren zugenommen. Im Zeitraum von 2002 bis 2012 stieg der Umsatz an Pestizid-Wirkstoffen in Deutschland um ein Drittel von 34.678 auf 45.527 Tonnen, obwohl die eingesetzten Mittel immer wirksamer werden.
Strengere gesetzliche Regelungen für den Pestizideinsatz und die Weiterentwicklung von Alternativen hält Bioland deshalb für überfällig.
Der Biolandbau zeigt, dass eine Landwirtschaft ohne den Einsatz von synthetischen Pestiziden möglich ist und leistet damit einen wichtigen Beitrag zum Umwelt- und Wasserschutz. Doch durch die weitere Zunahme des Pestizideinsatzes auf konventionellen Betrieben werden auch ökologische Betriebe verstärkt mit Belastungen durch Pestizide konfrontiert und die ökologische Erzeugung zunehmend erschwert, z. B. durch Abdrift und Einschränkung der biologischen Vielfalt.
Bioland hält deshalb ein Umsteuern in der Pestizidpolitik durch die Einführung einer Pestizidabgabe nach dem Verursacherprinzip sowie strengere Vorgaben für die Zulassung und Anwendung von Pestiziden für dringend erforderlich.
„Die Pestizidindustrie muss als Verursacher endlich an den externen Kosten des chemisch-synthetischen Pflanzenschutzes beteiligt werden“, fordert Harald Gabriel. Damit gemeint ist die Beteiligung an den versteckten Kosten für Umweltschäden, Artenverlust, Krankheitsbehandlungen oder auch Brunnenschließungen. Eine Pestizidabgabe, wie sie z.B. in Dänemark eingeführt wurde, könnte nach Einschätzung von Bioland dazu beitragen, dass diese Kosten nicht mehr von der Allgemeinheit getragen werden müssten.
Neben einer Pestizidabgabe hält Bioland strengere Zulassungskriterien für wichtig. Besonders umweltschädliche Pestizide, wie z.B. Glyphosat, dürften erst gar nicht zugelassen werden. Besser bekannt ist Glyphosat unter dem Namen Roundup der Firma Monsanto. Es ist das meist verkaufte Totalherbizid weltweit und wird auf 40 Prozent der deutschen Äcker meist vor der Aussaat ausgebracht. Durch das gleichzeitige Töten der Wildpflanzen trägt der Einsatz von Breitbandpestiziden wesentlich zum dramatischen Artenverlust bei. Auch zum Schutz der Bevölkerung ist ein Verbot von Glyphosat zwingend notwendig: Die Internationale Agentur für Krebsforschung (IACR) der WHO stuft es als „wahrscheinlich krebserzeugend“ ein.