Donnerstag, 1. Februar 2018

Gesamtkunstwerk in der Heide

Vortrag von Dr. Gudula Mayr beim Montagstreff des Kunstvereins Uelzen
FOLKERT FRELS / Text 
Nahe Jesteburg in der Nordheide befindet sich mitten in einem Wald ein einzigartiges Refugium der Kunst – die Kunststätte Bossard. Über dieses außergewöhnliche künstlerische Kleinod wird die Leiterin des Museums Bossard, Dr. Gudula Mayr, am Montag, 5. Februar, beim Montagstreff des Kunstvereins Uelzen im Theaterkeller des Theaters an der Ilmenau in Uelzen berichten.
Der Anfang der Kunststätte Bossard kann auf das Jahr 1912 zurückgeführt werden, als der Künstler Johann Michael Bossard hier mit dem Bau eines Atelierhauses begann. Ab 1926 wurde er dabei von seiner jungen Ehefrau Jutta unterstützt. Bis zu seinem Tod im Jahre 1950 bauten beide unentwegt an diesem Gesamtkunstwerk, in dem verschiedene Kunstrichtungen ein Zuhause fanden – Architektur, Malerei, Bildhauerei, Kunstgewerbe und auch Gartenkunst. 1926 entstand der Kunsttempel mit eindrucksvollen Wandmalereien und einer Architektur im expressionistischen Stil. Sowohl das Atelierhaus als auch der Kunsttempel sind beeindruckende Beispiele für den Backsteinexpressionismus.

Kunsttempel und Atelierhaus sind beeindruckende Beispiele für den Backsteinexpressionismus. Foto: Kunststätte Bossard

Johann Bossard wurde 1874 in der Schweiz geboren und gelangte über Umwege an die Hochschule für bildende Kunst in Berlin und an die Unterrichtsanstalt für Kunstgewerbe in Berlin. Bald schon machte er mit Kleinplastiken und Grafiken auf sich aufmerksam und wechselte 1907 als Lehrer an die Kunstgewerbeschule in Hamburg. Bis 1944 war er dort Professor für Plastiken. 1926 heiratete er seine Schülerin Jutta Krull, geb. 1903 in Buxtehude. Sie schuf ebenfalls Plastiken, arbeitete mit Keramik und bemalte Porzellan. Beide strebten eine Durchdringung von Kunst und Leben im Alltag an und wollten mit ihrer Kunststätte einen Ort der inneren Einkehr schaffen, nicht nur für sich, sondern auch für andere Künstler. So ist die Kunststätte Bossard auch heute noch eine Begegnungs- und Ausstellungsstätte, in der vermehrt aber auch kunsthistorische Forschung betrieben wird. Johann Bossard starb 1950, seine Frau Jutta 1996. Beide sind auf dem Gelände der Kunststätte begraben. Nach dem Tod von Jutta Bossard wurde das gemeinsame Werk des Paares in eine Stiftung überführt.
Der Kunstverein und die Referentin würden sich über einen regen Besuch freuen. Die Veranstaltung beginnt um 19 Uhr. Der Eintritt ist wie immer frei. Spenden für die Arbeit des Montagstreffs werden gern entgegengenommen.