Freitag, 23. Oktober 2020

Kraftvoller Interpret seiner Zeit

 Thema beim nächsten Montagstreff am 2. November: Max Beckmann

FOLKERT FRELS

Max Beckmann ist „in“. Seit dem 25. September und noch bis zum 24. Januar 2021 zeigt die Hamburger Kunsthalle – sofern Corona keinen Strich durch die Rechnung macht – die Max-Beckmann-Ausstellung „weiblich – männlich“. Das Frankfurter Städel-Museum hat just Beckmanns „Selbstbildnis mit Sektglas“ erworben. Und beim nächsten Montagstreff des Kunstvereins Uelzen am 2. November, 19 Uhr, erzählt Claudia Krieghoff-Fraatz im Neuen Schauspielhaus aus Leben und Werk des Künstlers. Zudem berichtet sie über die Ausstellung in Hamburg. Das ganze unterstützt sie mit Bildmaterial.

Max Beckmann (1884–1950) zählt zu den großen Künstlern der Moderne. In zahlreichen seiner Bilder zeigt er die Widersprüchlichkeit im Rollenschema Frau / Mann. In seinem Werk finden sich immer wieder Grundkonstanten menschlichen Zusammenseins. Philipp Demandt, Leiter des Städel, versah das „Selbstbildnis mit Sektglas“ mit dem Prädikat „Ikone das 20. Jahrhunderts“ und wertete es als „Auftaktbild der Weimarer Republik“. 


Max Carl Friedrich Beckmann wurde am 12. Februar 1884 als jüngstes von drei Kindern in Leipzig geboren und verbrachte seine frühe Kindheit dort. Später, nach des Vaters Tod, zog die Familie  nach Braunschweig. 1900 setzte sich der 16jährige Max gegen den Willen der Familie durch – er wollte Künstler werden, wurde Schüler an der Großherzoglich–Sächsischen Kunstschule Weimar. Auf einem Fest an der Kunstschule traf er 1902 Minna Tube; sie war eine der ersten Frauen, die dort zum Studium zugelassen wurden. 1905 richtete sich Beckmann ein Atelier in Berlin-Schöneberg ein, wo er „Junge Männer am Meer“, sein erstes großformatiges Gemälde, malte. 1906 nahm er erstmals an Ausstellungen teil und heiratete im September Minna Tube, die ihm zuliebe die Malerei aufgab und stattdessen Gesangsstunden nahm. Bis zum Frühjahr 1907 lebte das Paar in Florenz. 1908 wurde Beckmann Ordentliches Mitglied der Berliner Secession, trug 1912 in der Zeitschrift „PAN“ eine Diskussion mit Franz Marc Über zeitgemäße Malerei aus. 1914 wurde er Mitbegründer und Vorstandsmitglied der Freien Secession in Berlin, die von Max Liebermann geleitet wurde. Im Ersten Weltkrieg diente Beckmann als Sanitätssoldat, erlitt 1915 einen physischen und psychischen Zusammenbruch und wurde 1917 offiziell aus dem Militärdienst entlassen. Dennoch entstanden in dieser Zeit zahlreiche Zeichnungen. In den Jahren 1918–1923 schuf Beckmann seine berühmten Mappenwerke. 1921 versuchte er sich als Autor – er schrieb die Dramen „Ebbi“ und „Das Hotel“, ein Jahr später folgte das Theaterstück „Der Damenfreund“ und die Lithografie-Mappe „Berliner Reise 1922“. Kurze Zeit später begann er eine Verbindung mit  Hildegard Melms, die aber endete, als Beckmann im Frühjahr 1924 die um 20 Jahre jüngere Mathilde von Kaulbach, genannt Quappi, kennenlernte. Obwohl noch mit Minna verheiratet, verlobte er sich zu Beginn des Jahres 1925 mit Mathilde. Nach der Scheidung von Minna heiratete Beckmann Mathilde im September 1925. Einen Monat später, im Oktober 1925, übernahm er die Leitung der Meisterklasse für freie Malerei an der Frankfurter Kunstschule (Städel Schule). 1928 erreichte sein Ruhm in Deutschland den höchsten Stand – neben anderen Ehrungen wurde er mit dem Reichsehrenpreis Deutscher Kunst ausgezeichnet. Doch nach nur ein paar Jahren hatte das Deutsche Reich nichts mehr mit Beckmann im Sinn: 1937 entsprachen 28 seiner Gemälde und mehr als 500 grafische Werke nicht mehr dem Geschmack der regierenden Nationalsozialisten. Beckmann und Frau gingen nach Amsterdam ins Exil.


Max Beckmann 1928. Foto: Hugo Erfurth

Nach dem Krieg hätte Beckmann Professuren an den Kunstschulen München, Darmstadt, Frankfurt und Berlin übernehmen können, doch er lehnte ab. Stattdessen siedelten die Beckmanns in die USA über – in Saint Louis (Missouri) nahm er seine Lehrtätigkeit auf, festigte seinen Ruf als derzeit bedeutendster deutscher Künstler in den USA. 1949 wurden seine Werke in 23 Ausstellungen in Amerika und Europa gezeigt. 1950 bezogen Max und Mathilde eine Atelierwohnung in New York. Jedoch sollte Beckmann dieses Jahr nicht mehr beenden – bei einem Spaziergang am Central Park erlitt er am 27. Dezember 1950 einen tödlichen Herzinfarkt.

Der Kunstverein und die Referentin würden sich über einen regen Besuch dieser Veranstaltung im Neuen Schauspielhaus freuen. Der Beginn ist um 19 Uhr und der Eintritt wie immer frei. Spenden für die Arbeit des Montagstreffs werden gern entgegengenommen. Aufgrund der begrenzten Anzahl an Plätzen bittet Claudia Krieghoff-Fraatz Interessierte an diesem Vortrag, sich für den Montagstreff im Vorfeld anzumelden unter Telefon 05826 958436 oder mit E-Mail an kunstverein-uelzen-ckf@t-online.de