Mittwoch, 22. September 2021

Geschichten von Wasser, Hygiene und Plumpsklo

Museumsdorf Hösseringen und der Tourismusverein Suderburger Land beteiligen sich an den Tagen der Industriekultur am Wasser

CHRISTINE KOHNKE-LÖBERT / Text und Fotos

Insgesamt 110 historische Industrieanlagen und Museen zwischen Cuxhaven und Schwerin beteiligen sich in diesem Jahr an den von der Metropolregion Hamburg initiierten „Tagen der Industriekultur am Wasser“ – und auch das Suderburger Land ist dabei. 

Eine Führung „Geschichten von Wasser, Hygiene und Plumpsklo“ mit Fokus auf den ländlichen Raum im Museumsdorf Hösseringen sowie die Vorführung des Stauwehres auf der Rieselwiese zwischen Suderburg und Räber stehen am Sonnabend, 25. September, im Mittelpunkt der örtlichen Aktionen anlässlich des „Tages der Industriekultur am Wasser“. Die Führung im Museumsdorf Hösseringen mit Professor Dr.-Ing. Klaus Röttcher von der Ostfalia Hochschule, Campus Suderburg findet ab 14 Uhr statt. Röttcher schlägt den Bogen von Aussagen der Bibel über die Wasserkultur in der Antike bis hin zum Doppellokus auf dem Brümmerhof, der mobilen Toilette in der Sonderausstellung und der Hundertwasser-Toilette.


Plumpsklo auf Schienen: Diese Toilettenlore, aktuell zu sehen im Museumsdorf Hösseringen, stand einst Torfarbeitern im Moor zur Verfügung.

Im Anschluss an die Führung lädt der Tourismusverein Suderburger Land zur Vorführung der „Rieselwiese“ bei Suderburg mit Öffnung des Stauwehres und Erläuterungen zur Technik dieser Bewässerungsanlage ein (ab 16 Uhr). An der Rieselwiese gibt es Kaffee und Kuchen, solange der Vorrat reicht. 

Das Stauwehr an der Rieselwiese wird geöffnet.

Rieselwiesen dienten im 19. und bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts der Bewässerung und Düngung der Wiesen im Hardautal. Einfache Bewässerungsanlagen hatte es in unserer Gegend bereits vor 1800 gegeben, nun wurde diese Anlagen umgestaltet und die letzten noch nicht kultivierten Talbereiche erschlossen: Der Suderburger Rückenbau hielt Einzug. Rückenbau deshalb, weil die Erde zu „Rücken“ aufgeschüttet wurde. Über Zuleitungsgräben konnte dann das Wasser auf die „Rücken“ geleitet werden, anschließen floss es in den dazwischen liegenden Entwässerungsrinnen wieder ab. Das künstliche Gefälle der Rücken sorgte dafür, dass das Bewässerungswasser immer in Bewegung blieb und für eine ständige „Berieselung“ der Wiesenflächen sorgte – daher der Name Rieselwiese. Gegen Ende des vorigen Jahrhunderts war das Hardautal von der Quelle bis zur Mündung von Rückenbauanlagen durchzogen. Nach dem Zweiten Weltkrieg waren die meisten Rieselwiesen jedoch bereits wieder aufgegeben. Mit der Begradigung der Hardau in den 1950er-Jahren verschwanden auch die letzten Reste dieser Bewässerungsanlagen. Inzwischen werden viele Wiesen nur noch extensiv beweidet, manche sind brach gefallen. In einigen Talabschnitten wächst wieder Bruchwald mit seltenen Pflanzen. Im Jahre 2001 wurden einige Flächen der ehemaligen Rieselwiesen rekonstruiert, zu sehen nicht weit vom südlichen Ortsrande Suderburgs in Richtung Räber.

Treffpunkt ist an der Rieselwiese, weitere Informationen und eine Wegebeschreibung sind in der Touristinfo im Haus des Gastes in Hösseringen erhältlich.