Werner Pfeil bei der „Wein-Lese“ über seine Erlebnisse in den ersten Tagen des Kosovo-Krieges
„Ich spürte Übelkeit, hatte plötzlich Angst. Sie machte sich vom Zeh bis in den Kopf breit wie ein Tsunami. Erst kleinere Wellen, dann immer größer werdend, bis sie über mir zusammenschlugen. Der Puls raste, und obwohl ich tief atmete, blieb die Sorge, nicht ausreichend Sauerstoff zu bekommen. Ich war gefangen – in der Situation, im Panzer und in der engen Luke. … Das Herz schlug wie wild, der Kopf leerte sich zunehmend, keine Gedanken, nur noch nackte Angst. Ich kämpfte gegen das Versinken in Apathie ... war regungslos wie das Kaninchen vor der Schlange.“
Es war der 12. Juni 1999. An diesem Tag vor fast exakt 25 Jahren begann der Einmarsch der Bundeswehr in den Süden des Kosovo. Mit der „Operation Joint Guardian“ sollte die Bundeswehr als Teil der NATO-Sicherheitstruppe Kosovo Force (KFOR) den Abzug der jugoslawischen Truppen überwachen und durch diese Entmilitarisierung das Leben für die Menschen in diesem Gebiet ein klein wenig sicherer machen. Einer von denen, die das friedliche Leben in Deutschland gegen die Unsicherheit, die Angst, ja, die Lebensbedrohung eintauschte, war Werner Pfeil.
Werner Pfeil berichtet in Uelzen über seine Erlebnisse im Kosovo-Krieg. Foto: privat |
Am Dienstag, 25. Juni, wird er, der Berufssoldat, im Rahmen der von Folkert Frels in Uelzen im Martin-Luther-Haus, Pastorenstraße 6, angebotenen „Wein-Lese“ der Vinothek ,Gutenberg’ aus seinem Buch lesen, das seinem Tagebuch von damals folgt und das er zwanzig Jahr nach seinem Einsatz im Post-Jugoslawien schrieb. Dazu wird es einiges an Bildmaterial geben, womit er das Grauen des Krieges veranschaulichen, andererseits aber auch die stillen Momente zeigen will. Möglich, dass auch die abends in den Nachrichten verbreiteten Nachrichten über den Krieg in der Ukraine dadurch eine andere Wertung erfahren.
Werner Pfeil, geboren im März 1957, erlebte eine unbeschwerte Kindheit in Hövelhof bei Paderborn. Nach der Lehre zum Dreher und einigen Gesellenjahren trat er 1978 als Wehrpflichtiger in die Bundeswehr ein, wurde später Berufssoldat und holte in Hamburg die für die Offizierslaufbahn erforderliche Hochschulreife nach. Nach 32 Dienstjahren schied er 2010 aus der Bundeswehr aus. Er lebt und arbeitet in Hövelhof, am Tor zur Senne und an den Quellen der Ems. Seit September 2015 hat er neben anderen Romanen acht Regional-Krimis in der Senne-Krimi-Reihe geschrieben. Pfeil ist Mitglied im Syndikat, der Autorengruppe deutschsprachiger Kriminalliteratur.
Die Lesung am Dienstag, 25. Juni, beginnt um 19 Uhr. Das besondere an der „Wein-Lese“ ist, dass in dem Eintrittsgeld von 14 Euro ein Glas Wein (oder etwas anderes) als Begrüßungs-Getränk inkludiert ist. Anmeldungen zu dieser Lesung bitte per Mail an frels-uelzen@web.de