Alte Buchdruckmaschine aus Uelzen zieht nach Suhlendorf um
Am 1. August 1926 gründete der Buchdruckermeister Hermann Meyer in Uelzen in der Rademacherstraße 9 eine Druckerei. Am 10. Februar 1995 sah sich Enkel Folkert Frels als Betreiber der Druckerei in dritter Generation gezwungen, den Handwerksbetrieb aufzugeben. Die kleine Druckerei war, wie so viele andere, von der technischen Entwicklung überholt worden. „Jeder hatte seinen eigenen Drucker auf dem Schreibtisch und brauchte nicht mehr den Drucker nebenan“, erinnert er sich mit Wehmut an den Tag der Betriebsaufgabe. Nun, ein Vierteljahrhundert später, zeichnet sich ab, dass es für eine der einst vier Heidelberger Buchdrucktiegel im Betrieb eine Zukunft geben wird.
Unter den 24 Werk- und Arbeitsstätten auf dem Gelände des Handwerksmuseums Suhlendorf, in denen zahlreiche Handwerksberufe und ihre Entwicklung in den vergangenen hundert Jahren gezeigt und dokumentiert werden, befindet sich seit einiger Zeit auch eine Buchdruckerwerkstatt. Diese erhält nun von Folkert Frels den einen aus Nostalgie-Gründen behaltenen Heidelberger Tiegel, der irgendwann um 1963/64 als Neuteil in der Druckerei Meyer aufgestellt worden war, als Dauer-Leihgabe. Dazu ein komplettes, mit Schriften in unterschiedlichen Größen gefülltes Schriftregal und eine Papier-Schneidemaschine.
Das Farbwerk der alten Druckmaschine. Foto: Folkert Frels |
Das Museum wurde 1974 gegründet mit dem Schwerpunkt „Mühlenhandwerk“. So ganz weit weg ist der Bezug zu den Mühlen nicht – verdankt der Original Heidelberger Tiegel (OHT) seinen propellerförmigen Greifern doch den Spitznamen „Windmühle“. 1921 ging der Tiegel bei der damaligen Schnellpressenfabrik AG Heidelberg in Serie, wurde ab 1926 am Fließband gefertigt. Keine andere Druckmaschine hat den industriellen Buchdruck des 20. Jahrhunderts so geprägt wie dieser Tiegeldruckautomat. Ein besonderes Merkmal der Maschine ist das charakteristische Schnaufen der pneumatischen Sauger, mit denen der Bogen im Anleger angehoben wird, an die windmühlenartigen Greifer übergeben und nach dem Druckvorgang wieder abgelegt wird. Interessierte Besucherinnen und Besucher werden nach dem Wieder-Aufbau der Maschinen im Handwerksmuseum den Drucker Norbert Knoblauch daran arbeiten sehen können. Derzeit allerdings ist er noch damit beschäftigt, zusammen mit Sven Frels, dem Urenkel des einstigen Druckereigründers, den Tiegel und die Schneidemaschine zu zerlegen und für den Transport aufzubereiten.
Am Zerlegen der Druckmaschine für den Transport ins Handwerksmuseum beteiligten sich (von links): Norbert Knoblauch, Klaus Friedrich, Tiedeke Heilmann und (hockend) Sven Frels. Foto: Folkert Frels |
Mit Folkert Frels, dem daran gelegen ist, die Tradition des Buchdrucks zu bewahren, freut sich Tiedeke Heilmann vom Museumsverein Suhlendorf darüber, dass das Handwerksmuseum mit dem rund 55 Jahre alten Buchdrucktiegel demnächst einen weiteren Anziehungspunkt haben wird – auch wenn diese Maschine vom Alter her nicht mit der über 200 Jahre alten Bockwindmühle "Auguste" mithalten kann, die, für ihr Alter erstaunlich munter, nach wie vor Korn zu Mehl verarbeitet.