Freitag, 21. Februar 2020

Wintervergnügen vor der Klimakrise

Als die kalte Jahreszeit noch zuverlässig mit Eis und Schnee daherkam – Sammlung im Museumsdorf Hösseringen gibt Einblicke

Aus dem Klassenzimmer hinaus in den Schnee: Schulklasse mit Schlitten. Foto: Sammlung Bohlsen
Eine ganze Sammlung von Schlittschuhen hat Marten Thomsen auf den großen Holztisch im Magazin des Museumsdorfes Hösseringen ausgebreitet. Vorsichtig hebt der Dokumentar ein paar hölzerne Sohlen und weist auf einen Dorn am hinteren Ende. „Dieser wurde in die Schuhsohle gedrückt, so dass der Schuh nicht verrutschen konnte. Mit Lederriemen wurde er zusätzlich festgebunden und dann konnte es losgehen.“ Marten Thomsen hat auch gleich einen alten Lederschuh bei der Hand, mit dem er die Handhabung vorführt. Die Metallkufen der Schlittschuhe sind von einer Rostschicht überzogen – kein Wunder, denn sie wurden schon seit Jahren nicht mehr getragen. Sie stammen aus der Sammlung von Axel Beeker in Uelzen und wurden dem Museumsdorf vor einigen Jahren übergeben. Nun ist es Zeit, die Sammlung einmal durchzusehen und die Stücke zu reinigen. Sie sind Zeugnisse vom winterlichen Vergnügen oder auch dem einfach nur dem Umgang mit der kalten Jahreszeit in der Lüneburger Heide zu Zeiten, als Eis und Schnee noch zuverlässig jedes Jahr zum Winter gehörten.

Marten Thomsen zeigt ein Paar alter Schlittschuhe mit hölzernen Sohlen.

 „Schlittschuhe mit hölzernen Sohlen waren mindestens seit dem 19. Jahrhundert hier in der Gegend in Gebrauch, vermutlich auch schon früher“, weiß der Sammlungsleiter des Museumsdorfes und greift nach einem Paar, das bereits ganz aus Metall besteht. Es stammt aus den 1930er-Jahren und wuchs mit dem Eigentümer mit. „Hier kann man mit einem Schlüssel die Größe verstellen.“ Wobei von „Schlittschuhen“ eigentlich noch gar keine Rede sein kann, denn es handelt sich um einfache Kufen, die unter das Schuhwerk geschnallt wurden. In diesem Fall muss es allerdings wenig Gelegenheit dazu gegeben haben, denn die Kufen sind noch ungeschliffen, wurden also wohl noch kein einziges Mal benutzt, ebenso wie das Paar „Hudora Schlittschuhe“, das sogar mitsamt der Originalverpackung ins Museum gegeben wurde. „Dieses Paar haben wir 1995 von einer Familie aus Suderburg erhalten“, so Thomsen, der die Beschäftigung mit den winterlichen Exponaten zum Anlass nimmt, sich ein wenig mit den alten Gebräuchen der Region zu beschäftigen. Viel gebe die Quellenlage nicht her, meint er. Heimatforscher Eduard Kück beschreibt in seinem 1906 erschienenen „Bauernleben der Lüneburger Heide“ als Wintervergnügen der Kinder lediglich das „Glittschen“, also Rutschen oder Schlittern, das Schneeballwerfen und Schlittenfahren. Auch dazu hat das Museumsdorf einige schöne Stücke zu bieten, zum Beispiel einen liebevoll gebauten Kinderschlitten, der dem Museum 2015 gespendet wurde. Und wie der hölzerne Kinderschlitten, der fast wie ein gemütlicher Sessel gearbeitet ist, wohl gezogen wurde? „Weite Strecken legte man damit wohl nicht zurück, hierfür wurden größere von Pferden gezogene Kutschenschlitten verwendet“, weiß Marten Thomsen und zieht ein Paar dicker Kutscherstiefel hervor, die mit ihren hölzernen Sohlen und dem dicken Futter davon erzählen, dass es auf längeren Fahrten schon ungemütlich kalt auf dem Kutschbock werden konnte. 

Die Schlittschuhe wurden unter solche halbhohen Schnürstiefel geschnallt.

Skier wurden übrigens früher gerne aus Fassdauben gebaut und mit Lederriemen an den Schuhen befestigt. Die Stöcker holte man einfach aus dem nächsten Gehölz. Solche Exemplare sind nicht in der Museumssammlung, wohl, weil sie ganz einfach nicht aufgehoben worden sind, wohl aber ein Paar hölzerne Skier mit Bambusstöcken. Diese stammen aus Bad Bevensen und wurden dem Museum 1999 übergeben. Angesichts er milden Winter der vergangenen Jahre werden Zuwächse aus jüngerer Zeit in der winterlichen Sammlung des Museumsdorfes wohl kaum zu erwarten sein. Und so sind die Sammlungsstücke nicht nur Zeugnisse früherer Lebensumstände, sondern auch von klimatischen Veränderungen, die sich auf das Leben in unserer Region auswirken.

Auf so einem Schlitten, der über Schnee und Eis geschoben wurde, konnten sowohl Personen als auch Einkäufe transportiert werden. In Skandinavien werden moderne Varianten dieses Schlittens in Leichtbauweise von älteren Menschen im Winter als Rollator-Ersatz genutzt. 


Mittwoch, 19. Februar 2020

Fridolin und Mai wiedervereint

Storchenpaar ist deutlich früher als üblich zurückgekehrt


Mai und Fridolin bei der Paarung in ihrem Nest auf dem Schornstein des NABU-Artenschutzzentrums in Leiferde.
  Foto: NABU/Bärbel Rogoschik

Bei stürmischem Wetter mit vereinzelten Schneeregenschauern, landete am Dienstag gegen 15 Uhr Mai, die Partnerin von Fridolin, auf dem Schornstein des NABU-Artenschutzzentrums in Leiferde bei Gifhorn. 
Fridolin, der es sich auf dem Boden des Nestes gemütlich gemacht hatte, um dem Westwind so wenig Angriffsfläche wie möglich zu bieten, schien sie erwartet zu haben. Zunächst blieb er sogar sitzen und wurde von Mai am Halsgefieder gekrault. Dann stand er auf und beide klapperten synchron zur Begrüßung. Nach 30 Minuten gab es schon die ersten Paarungen und beide Störche fingen eifrig an Äste im Nest zurecht zu rücken.
„So früh hatten wir hatten wir eigentlich noch nicht mit Mai gerechnet“, berichtet Bärbel Rogoschik vom NABU-Artenschutzzentrum. „Im letzten Jahr kam Mai am 8. März und davor am 23. März in Leiferde an. Da in diesem Jahr aber zahlreiche Vogelarten früher als sonst üblich da sind, ist es nicht so verwunderlich“.
Damit hat die Storchensaison in Leiferde begonnen und das Storchenpaar kann nun das Nest herrichten und dies gemeinsam gegen zahlreiche Störche verteidigen.

Das NABU-Artenschutzzentrum Leiferde bietet eine Live-Webcam an, mit der das Leben von Fridolin und Mai von zu Hause aus verfolgt werden kann.

Donnerstag, 6. Februar 2020

Vogelkundliche Wanderungen

Auch in diesem Jahr besteht wieder die Möglichkeit, kostenlos auf einem morgendlichen Spaziergang rund um Müden (Örtze) die Balzgesänge heimischer Vögel kennenzulernen oder vorhandene Kenntnisse aufzufrischen. Am
Die vogelkundlichen Wanderung finden jeweils sonnabends statt. Die Termine: 21. März, 25. April und 16. Mai. Geleitet werden die Wanderungen von Joachim Webel, einem pensionierten Biologielehrer und Mitarbeiter im Regionalen Umweltbildungszentrum NABU Gut Sunder. Teilnehmer können ihr Wissen über die heimische Vogelwelt selbstverständlich ebenfalls weitergeben.


Der Rundgang beginnt jeweils um 7:30 Uhr am Winkelhof vor dem Hofcafé, Alte Dorfstraße 12, und endet dort gegen 9 Uhr. Alle, die Freude an der singenden Natur haben, sind willkommen, Groß und Klein, Jung und Alt! Festes Schuhwerk wird empfohlen, vorhandene Ferngläser können mitgebracht werden. Wer Lust hat, kann anschließend im Hofcafe zum Preis von 11 Euro frühstücken,
Anmeldungen zum Frühstück (Zahl der Plätze begrenzt) bis zum 17. März (bzw. bis zum  14. April bzw. 11. Mai für den zweiten und dritten Termin) per E-Mail an kontakt@winkelhof-mueden.de oder unter Telefon  05053 94077 erfolgen.

Dienstag, 4. Februar 2020

Barben-Projekt der Aktion Fischotterschutz ausgezeichnet

Das Projekt „Artenvielfalt in der Aller – Neue Lebensräume für die Barbe“, kurz Barben-Projekt, der Aktion Fischotterschutz ist als offizielles Projekt der UN-Dekade Biologische Vielfalt ausgezeichnet worden. Der Neujahrsempfang im Otter-Zentrum bot den Rahmen für die Würdigung. Bernd Neukirchen, Leiter des Fachgebietes „Binnengewässer, Auenökosysteme und Wasserhaushalt“ im Bundesamt für Naturschutz lobte das Projekt. Die Auszeichnung wird an vorbildliche Projekte verliehen, die sich in besonderer Weise für die Erhaltung der biologischen Vielfalt in Deutschland einsetzen.

Beim Neujahrsempfang im Otter-Zentrum nahmen die Aktion Fischotterschutz und die Projektpartner im Barben-Projekt die Auszeichnung entgegen (von links): Dr. Oskar Kölsch (Vorstandsvorsitzender der Aktion Fischotterschutz), Walter Wimmer (Leiter der NLWKN Betriebsstelle Süd), Bernd Neukirchen (Leiter des Fachgebietes „Binnengewässer, Auenökosysteme und Wasserhaushalt“ im BfN), Anke Willharms (Projektleiterin) und Sören Brose (wissenschaftlicher Mitarbeiter im Projekt). Foto: Aktion Fischotterschutz e.V. 

Die Barbe ist eine anspruchsvolle Fischart, die im südöstlichen Niedersachsen selten geworden ist. Sie zählt zu den Fischarten, für die Deutschland eine besondere Verantwortung besitzt. Mit dem Barben-Projekt verfolgt die Aktion Fischotterschutz das Ziel, im niedersächsischen Einzugsgebiet der Aller wieder Lebensräume für die Barbe zu entwickeln und insgesamt zum Erhalt der biologischen Vielfalt in den Gewässern beizutragen. Hierfür werden verschiedene Projektbausteine umgesetzt. Durch die Umsetzung abgestimmter Naturschutzmaßnahmen sollen wieder strukturreiche Gewässerabschnitte entstehen. Durch Zusammenarbeit mit Unterhaltungsverbänden und Angelvereinen soll diese Entwicklung ergänzt werden. Begleitet wird dieses Vorhaben durch Öffentlichkeitsarbeit und Umweltbildung mit einem Fluss-Fisch-Mobil, das im gesamten Projektgebiet im Einsatz ist. Hiermit sollen den Menschen die heimischen Fischarten nähergebracht und für die Bedeutung naturnaher Fließgewässer sensibilisiert werden. Das Barben-Projekt wird über das Bundesamt für Naturschutz im Rahmen des Bundesprogramms Biologische Vielfalt mit Mitteln des Bundesumweltministeriums und vom Land Niedersachsen bis zum Jahr 2024 gefördert.
„Dies ist eine schöne Anerkennung für unsere Arbeit im Rahmen des Barben-Projektes, über die wir uns sehr freuen. In den kommenden Jahren möchten wir den Blick weiter auf die heimischen Fischarten lenken, die Menschen für die Bedeutung naturnaher Fließgewässer sensibilisieren und sie für das faszinierende Ökosystem vor der Haustür begeistern“, so der Vorstandsvorsitzende der Aktion Fischotterschutz, Dr. Oskar Kölsch.
Diese Aktivitäten haben die UN-Dekade-Fachjury nachhaltig beeindruckt. Mit diesem vorbildlichen Projekt wird ein deutliches Zeichen für das Engagement zur Erhaltung biologischer Vielfalt in Deutschland gesetzt. Neben der offiziellen Urkunde und einem Auszeichnungsschild wurde der Aktion Fischotterschutz ein „Vielfalt-Baum“, der symbolisch für die Naturvielfalt steht, überreicht. Ab sofort wird das Projekt auf der Webseite der UN-Dekade in Deutschland unter www.undekade-biologischevielfalt.de vorgestellt.
 Die Vereinten Nationen haben den Zeitraum von 2011 bis 2020 als UN-Dekade Biologische Vielfalt ausgerufen, um dem weltweiten Rückgang der Naturvielfalt entgegenzuwirken. Ein breit verankertes Bewusstsein in unserer Gesellschaft für den großen Wert der Biodiversität ist eine wichtige Voraussetzung. Die UN-Dekade Biologische Vielfalt in Deutschland lenkt mit der Auszeichnung vorbildlicher Projekte den Blick auf den Wert der Naturvielfalt und die Chancen, die sie uns bietet. Über die Auszeichnung von Projekten entscheidet eine unabhängige Fachjury, an der Vertreter/innen aus unterschiedlichen gesellschaftlichen Gruppen beteiligt sind.


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