Donnerstag, 15. November 2018

Alternativen zur Massentierhaltung

Die Bürgerinitiative  Flotwedel setzt sich für einen respektvollen Umgang mit "Nutztieren" ein und lädt zu einer Informations- und Disskussionsveranstaltung ein, die am Mittwoch, 22. November, von 19 Uhr an auf dem Antikhof Drei Eichen in Bröckel, Hauptstraße 56, stattfindet. Es geht nicht nur um Alternativen zur Massentierhaltung, sondern auch um Klima- und Umwltschutz im Allgemeinen.
Themen sind nicht nur Massentierhaltung sondern auch Umwelt oder Klima.
Für Fragen steht Heiko Kleyböcker unter Telefon 05082 2193280 zur Verfügung.

Montag, 12. November 2018

Ehemaliger Standortübungsplatz als Naturerbefläche gesichert

Viele seltene Tier- und Pflanzenarten finden in der halboffenen Landschaft der DBU-Naturerbefläche Wesendorf einen Lebensraum. Foto: Sonja Maehder/BIOS
Der Übertragungsprozess des ehemaligen Standortübungsplatzes Wesendorf an das DBU Naturerbe ist abgeschlossen: Mit der notariellen Beurkundung des Schenkungsvertrages ist der letzte Schritt getan, um das gemeinnützige Tochterunternehmen der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) als Eigentümer ins Grundbuch einzutragen. Ursprünglich gehörte die ehemals militärisch genutzte Fläche der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BImA). „Als neuer Eigentümer steht für uns der Naturschutz an erster Stelle“, betonte Josef Feldmann, Prokurist des DBU-Naturerbes. „Unser Ziel ist es, die rund 300 Hektar große Fläche im Nationalen Naturerbe in einem möglichst optimierten Zustand für nachfolgende Generationen zu erhalten.“

Strukturvielfalt schafft Lebensraum für seltene Pflanzen- und Tierarten

Seit 1936 wurde die Fläche militärisch genutzt. 2006 räumte letztlich die Bundeswehr die Hammerstein-Kaserne. Geblieben ist schützenswerte Natur, die nun Teil des Nationalen Naturerbes ist: Die offenen und halboffenen Bereiche der DBU-Naturerebfläche Wesendorf seien für die Artenvielfalt sehr wichtig, sagte Feldmann. Magerrasen, Heidereste und Besenginster sowie die vereinzelten Sträucher und Bäume stellen eine selten gewordene Strukturvielfalt dar und bieten Lebensraum für viele verschiedene Pflanzen- und Tierarten. So haben Experten hier knapp 450 Schmetterlingsarten beobachten können. Die Naturschutzfläche bietet aber auch für Zauneidechsen, einige seltene Heuschrecken wie dem Heidegrashüpfer oder auch für Vogelarten wie dem Baumpieper und Raubwürger einen passenden Lebensraum. Seit 2013 helfen Galloway-Rinder, Moorschnucken und Ziegen bei der Landschaftspflege: Indem sie die Spätblühende Traubenkirsche oder auch junge Kieferntriebe fressen, bleibt der offene Charakter der Fläche erhalten. Etwa die Hälfte der Liegenschaft ist vor allem mit Kiefern bewaldet.

Naturerlebnisse ermöglichen und gleichzeitig Natur schützen

Auf zahlreichen Wegen lässt sich die Fläche erkunden. „Diesen Naturschatz im Landkreis Gifhorn wollen wir bewahren. Gleichzeitig wollen wir Naturerlebnisse für die Bürger möglich machen“, so Feldmann. Das DBU Naturerbe erarbeitet dafür Konzepte, die einerseits Naturerleben zulassen, andererseits aber auch besonders sensible Zonen sichern. „Obwohl wir mit dem notariellen Übertragungsakt und der folgenden Grundbucheintragung erst jetzt Eigentümerin dieser DBU-Naturerbefläche sind, haben wir seit 2017 die Verantwortung für die Liegenschaft und auch notwendige Schritte im Sinne der Natur eingeleitet“, erläuterte Feldmann. So schlugen beauftragte Unternehmen und Mitarbeiter des Bundesforstes in den Nadelwäldern Holz ein, um Licht und Raum für junge Laubbäume zu schaffen. Ziel ist es, den strukturarmen Kiefernforst in einen naturnahen Laubmischwald umzubauen. Weitere Maßnahmen für die kommenden zehn Jahre sowie das Besucherlenkungskonzept wird das DBU Naturerbe in einem Managementplan, dem Naturerbe-Entwicklungsplan, erarbeiten. Ansprechpartner vor Ort bleibt der Bundesforstbetrieb Niedersachsen.

DBU-Tochter übernimmt 71 Flächen mit rund 70.000 Hektar vom Bund

Die Stiftungstochter ist im Rahmen des Nationalen Naturerbes verantwortlich für bundesweit 71 Flächen mit rund 70.000 Hektar in zehn Bundesländern. Die größtenteils ehemaligen Militärflächen sollen offene Lebensräume mit seltenen Tier- und Pflanzenarten durch Pflege bewahren, Wälder möglichst ohne menschlichen Eingriff ihrer natürlichen Entwicklung überlassen, artenarme Forste zu naturnahen Wäldern umwandeln und Feuchtgebiete sowie Gewässer ökologisch aufwerten oder erhalten.

Mittwoch, 7. November 2018

Bewegende Lebensgeschichte einer Heimatlosen

Angelika Hoff liest aus ihrem Buch „Wohin, Natascha?“

Die Autorin Angelika Hoff aus Suderburg liest am Freitag, 16. November, im Antik-Café im Haus Kreyenberg in Wittingen aus ihrem im Calluna-Verlag erschienenen Buch „Wohin, Natascha?“. Sie erzählt darin die bewegende Lebensgeschichte einer Heimatlosen zwischen Serow in der ehemaligen Sowjetunion und Suderburg in der Südheide. Renate Witte, geborene Johannsen, kam 1922 als uneheliches Kind in Duisburg zur Welt. Die  ersten vier Lebensjahre verbrachte sie in Kinderheim und Pflegefamilie. Zurück bei den Eltern, musste sie als sechsjährige den frühen Tod des Vaters verkraften. Die Mutter heiratete wieder – einen Deutschrussen – und zog mit Mann und vier Kindern  1931 in die Sowjetunion nach Serow im Ural. Als die ethnischen »Säuberungen« unter Stalin begannen, wurde die Familie auseinandergerissen und in unterschiedlichen Lagern interniert. Die Mutter starb in der qualvollen Lagerhaft. Renate musste ihren deutschen Namen ablegen, wurde fortan Natascha genannt. 1958 erhielt sie die so lang ersehnte Ausreisegenehmigung nach Deutschland. Nach Zwischenstationen in Frankfurt/Oder und Bayern kam sie 1979 nach Suderburg, wo sie bis zu ihrem Tod lebte.

Angelika Hoff liest in Wittingen aus ihrem Buch "Wohin, Natascha?"
Angelika Hoff schildert in ihrem Buch ein persönliches Schicksal, das beispielhaft für die systematische Vertreibung von Millionen von Menschen im 20. Jahrhundert steht und nicht nur betroffen, sondern auch Mut macht. Gerade in der heutigen Zeit, in der Migration wieder eines der großen, die Politik bestimmenden Themen ist, gibt das Buch wertvolle Denkanstöße.
So wie Renate Witte trotz der traumatischen Erfahrungen das Lachen nie verlernte, versteht es die Autorin, die  durchaus ernste Geschichte kurzweilig und unterhaltsam zu erzählen. Die mit zeitgeschichtlichen Hintergrundinformationen angereicherte Lesung beginnt um 15 Uhr. Der Eintritt ist frei.

Freitag, 2. November 2018

Zuflucht in einer „ungastlichen Hütte“

Museumsdorf Hösseringen ist Drehort für einen Film über die Hugenottenvertreibung

Dreharbeiten im Museumsdorf. Fotos: Christine Kohnke-Löbert

„Ruhe bitte, wir drehen“, ruft es neben dem Hofschafstall am Brümmerhof. Der Tontechniker dreht ein paar Knöpfe, große Scheinwerfer flammen auf – und Anja Antonowicz und Isabelle Barth alias Susanne Loyal und Mechthild Vogel treten aus der Seitentür des Schafstalles, um an einem großen Holztisch Platz zu nehmen. Ein Gespräch bahnt sich an, über Verfolgung, Vertreibung und die Schwierigkeiten, eine neue Heimat zu finden. Es ist Drehtag im Museumsdorf Hösseringen, das zurzeit Winterpause hat: Die Gebrüder Beetz Film Produktion ist mit ihrem Team mehrere Tage lang im Museumsdorf zu Gast und arbeitet im Auftrag von NDR und ARTE an einem Film über die Verfolgung der Hugenotten im Frankreich des 17. Jahrhunderts. Narrative Seuqenzen werden hierbei mit einem dokumentarischen Teil kombiniert. „Im Fokus steht das Schicksal der Familie Loyal, die es nach der Flucht aus Frankreich zunächst nach Brandenburg, dann nach Ostpreußen verschlägt“, erzählt Regisseurin Saskia Weisheit. Sie ist für den filmischen Teil zuständig und kann vielfältige Erfahrungen mit Motiven aus der Geschichte einbringen. „Historische Themen sind mein Steckenpferd“, sagt sie, bleibt in der Aufbereitung aber nicht in der Vergangenheit verhaftet: „Es ist auch ein sehr modernes Thema mit vielen Parallelen zu den Schicksalen von heutigen Flüchtlingen. Es ist spannend, wie sich die Geschichte wiederholt“.
Der Film erzählt das Schicksal der Familie Loyal, die als Anhänger des Protestantismus – sogenannte Hugenotten – im 16. und 17. Jahrhundert in Frankreich drangsaliert und unterdrückt werden. Die Verfolgungen erreichen unter Ludwig XIV. um 1685 einen Höhepunkt, der eine Fluchtwelle von mehr als 200.000Menschen innerhalb Europas, aber auch nach Übersee, auslöst. In der Lüneburger Heide wird der herzogliche Hof in Celle zu einem Sammelbecken für Flüchtlinge, denn Herzog Georg Wilhelm von Braunschweig hat mit Eleonore d‘Olbreuse selbst eine Frau mit hugenottischen Wurzeln. Doch für viele Menschen ist es schwer, einen sicheren Hafen zu finden. So ergeht es auch der Film-Familie Loyal, die auf der Flucht einen Sohn verliert. Ein zweiter Sohn, gespielt von Chiara Vaziri, überlebt die Flucht. Und so kommt es, dass die neunjährige Chiara am Brümmerhof in Hösseringen geduldig auf ihren Einsatz wartet. „Die Dragoner wollen die Hugenotten vertreiben. Deshalb suchen wir ein neues Zuhause in Deutschland“, erzählt sie. Dieses findet Familie Loyal zeitweise in einer „ungastlichen Hütte“ – wozu der Hofschafstall in Hösseringen umdekoriert wird. Pluderhosen baumeln von einer Wäscheleine, auf Holzfässern sind Schüsseln mit Kohlköpfen drapiert und neben dem Stall steht ein Ziehbrunnen, der sonst dort nicht zu finden ist. Für Chiara ist es nicht der erste Dreh: „Ich habe schon in einigen Filmen mitgespielt“, erzählt sie. „Das ist cool, weil man viele Leute kennenlernt und neue Welten entdeckt“, meint sie und klettert auf einen alten Holzwagen am Brümmerhof.
Chiara Vaziri  ist erst neun Jahre alt, hat aber schon reichlich Erfahrung als Filmschauspielerin.  
Das Museum als Drehort hat Regisseurin Saskia Weisheit ausgesucht.“Ich war vor Jahren schon einmal auf Motivtour hier“, erinnert sie sich. Kurzerhand habe man angefragt und sei spontan aufgenommen worden. „Wir freuen uns, dass das Museumsdorf als Hintergrund für diese Filmaufnahmen gewählt wurde. Es steigert unsere Bekanntheit und macht die Museumsarbeit lebendiger“, sagt Museumsleiter Dr. Ulrich Brohm.

Donnerstag, 1. November 2018

Der Zeit weit voraus

Veronika Kranich stellt beim Montagstreff des Kunstvereins Uelzen die Malerin Paula Modersohn-Becker vor

FOLKERT FRELS
Beim nächsten Montagstreff des Kunstvereins Uelzen am Montag, 5. November, im Theaterkeller des Theaters an der Ilmenau spricht die Hamburger Kunstinterpretin Veronika Kranich über die norddeutsche Ausnahmekünstlerin Paula Modersohn-Becker, die nicht nur untrennbar mit der Künstlerkolonie in Worpswede verbunden ist, sondern auch zu den wenigen deutschen Künstlerinnen zählt, die es international zu großem Ansehen brachten. Dies noch dazu in einer Zeit, in der es für Frauen noch schwer war, überhaupt malen zu dürfen. Ihr Vater bestimmte für sie den Beruf der Lehrerin. Widerwillig absolvierte sie die Ausbildung als Preis dafür, sich nebenbei aktiv der Malerei widmen zu dürfen.
Paula Modersohn-Becker in einem Selbstbildnis vor grünem 
Hintergrund mit blauer Iris, um 1905, Öl auf Leinwand.
Foto: Wikipedia, gemeinfrei
1876  in Dresden in eine weltoffene, kulturell sehr interessierte und wohlhabende Familie hineingeboren, zog Paula Becker in jungen Jahren mit ihrer Familie nach Bremen und lernte die norddeutsche Landschaft kennen, die so prägend für die Worpsweder Kolonie werden sollte. Sie begann in Bremen mit dem Malen; ein längerer Aufenthalt in England im Alter von 16 Jahren ermöglichte ihr, dort ausführlichen Unterricht im Zeichnen zu erhalten.
1893 kam Paula anlässlich einer Ausstellung in Bremen das erste Mal mit den Werken der Worpsweder Künstler in Kontakt. 1896 zog sie nach Berlin zu Verwandten und widmete sich hier ausführlich ihrer künstlerischen Ausbildung an verschiedenen Malschulen. 1897 lernte sie Worpswede persönlich kennen und beschloss, dorthin zu ziehen. Eine Erbschaft brachte ihr die dafür nötige Unabhängigkeit. Die Künstler in Worpswede lehnten die Malerei der großen Akademien ab, die Paula aufgrund ihres Geschlechtes sowieso verwehrt geblieben waren. Sie wollten eine unverfälschte Darstellung der Natur erreichen und strebten einen ursprünglichen Zustand an. Paula erhielt Unterricht bei Fritz Mackensen und lernte ihren späteren Ehemann Otto Modersohn kennen. Ihre ersten ausgestellten Bilder fanden keinen Beifall. Zu Beginn des Jahres 1900 ging sie nach Paris, dem damaligen Sehnsuchtsort aller Maler. 1901 heiratete sie den verwitweten Otto Modersohn, der ihr Talent schon früh erkannt hatte, ihre künstlerische Laufbahn nach Kräften unterstützte und förderte, jedoch das verschlafene Worpswede pulsierenden Orten wie Paris vorzog. Paula aber fühlte sich in Worpswede bald eingeengt und ging 1903 wieder nach Paris. 1906 erwog sie sogar, sich von ihrem Mann zu trennen, kehrte jedoch ein Jahr später wieder zu ihm zurück. Nach der Geburt ihres einzigen Kindes im November 1907 starb sie mit nur 31 Jahren. Neben ihrem Mann war es der Künstlerkollege Heinrich Vogeler, der ihr Werk bewahrte und einem breiteren Publikum bekannt machte.
Mit ihren Werken war sie der Zeit weit voraus. Sie hinterließ Porträts, Selbstportraits, Landschaften, Bilder von Kindern und einer ungeschönten bäuerlichen Lebenswelt. Ihre roh erscheinende Pinselführung und der dicke Farbauftrag mit Öl-und Temperafarben waren ungewöhnlich für eine Frau. Zu Beginn war in Paulas Werk noch ein impressionistischer Einfluss zu erkennen, der aber immer mehr vom Expressionismus abgelöst wurde, von dem sie die Reduzierung der Gegenstände auf einfache Formen und die Festlegung der Formen durch dunkle Linien übernahm.
Die Werke Paula Modersohn-Beckers scheinen den Betrachter persönlich anzusprechen, vielleicht sind sie deshalb heute noch so beliebt. Zu Lebzeiten verkaufte sie nur fünf Bilder, heute, über 100 Jahre nach ihrem Tod, ist sie eine geachtete Künstlerin, die richtungsweisend war und der auch heute noch große Ausstellungen gewidmet werden.
Der Kunstverein und die Referentin würden sich über einen regen Besuch freuen. Die Veranstaltung beginnt um 19 Uhr. Der Eintritt ist wie immer frei. Spenden für die Arbeit des Montagstreffs werden gern genommen.