Montag, 28. Dezember 2020

Die Verkehrswende steckt im Stau

ADFC-Jahresbilanz 2020

Das Fahrrad boomte im Corona-Jahr. Nie wurden mehr Fahrräder verkauft als 2020, nie entdeckten so viele Menschen das Radfahren neu für sich, als während der Pandemie. Dennoch zieht der Fahrradclub ADFC eine ernüchterte Bilanz.

Kein Vergnügen: Fahrradfahren im dichten Autoverkehr. Foto: ADFC / Westrich

ADFC-Vizebundesvorsitzende Rebecca Peters sagt: „Eigentlich stehen alle Zeichen auf Grün für den Radverkehr. Immer mehr Menschen wollen im Alltag das Auto gern häufiger gegen das Rad eintauschen. Erstmals gibt es richtig Geld vom Bund für den Radwegebau in den Kommunen. Die Politik überschlägt sich mit Empfehlungen zum Radfahren. Selbst der ADAC sagt, dass die Radwege in Deutschland schlicht unterdimensioniert sind. Und dennoch kommt die Verkehrswende mit der Neuverteilung des Straßenraums nicht aus den Startlöchern. Politische Mutlosigkeit in Stadträten und Verkehrsverwaltungen sind die Hauptursache des Problems. Verstärkt wird die Blockade durch lautstarke Auto-Traditionalisten, die mit Klauen und Zähnen ihr eingebildetes Recht verteidigen, vor jedem beliebigen Ziel parken zu dürfen – am besten gratis und über zwei Parkplätze hinweg, weil die immer größeren Autos nirgendwo mehr hineinpassen. Den Ländern und Kommunen, die die Zeichen der Zeit erkannt haben und Fahrrad, Fuß und Nahverkehr mehr Platz und Priorität in der Stadtplanung einräumen, gratulieren wir ausdrücklich zu einer zukunftsorientierten Politik. Den anderen rufen wir zu: Fangt endlich an! Auto-first-Politik war gestern – die Menschen wollen gute Alternativen!“

Bundesregierung verfehlt NRVP-Ziel

Der ADFC kritisiert auch die Nicht-Erreichung selbst der ambitionslosen Ziele des jetzt ablaufenden Nationalen Radverkehrsplans (NRVP) 2020. Damit hatte die Bundesregierung einen deutschlandweiten Radverkehrsanteil von 15 Prozent am Gesamtverkehr angestrebt. Zum Vergleich: Die Niederlande haben einen Radverkehrsanteil von 27 Prozent. Hierzulande tatsächlich erreicht wurden nach letzten Studien elf Prozent, das entspricht einem Prozentpunkt Wachstum in zehn Jahren NRVP-Laufzeit. Deutliche Wachstumsraten beim Radverkehr haben nur die Stadtstaaten Bremen, Berlin und Hamburg. Marginal verbessern konnten sich Niedersachen, Schleswig-Holstein, Bayern, Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz, Nordrhein-Westfalen und Mecklenburg-Vorpommern. Bedenklich ist die Entwicklung mit rückläufigem Radverkehrsanteil in Sachsen-Anhalt, Thüringen und besonders in Brandenburg. Das Saarland stagniert mit kläglichen drei Prozent Radverkehrsanteil auf dem letzten Platz.  Peters: „Es reicht nicht, wenn das Bundesverkehrsministerium unverbindlich auf mögliche Wachstumsraten beim Radverkehr hinweist und den alten NRVP als weitgehend umgesetzt erklärt. Wir brauchen klar messbare Ziele, eine Verstetigung der Bundesmittel und ein verbindliches Maßnahmenprogramm für den Bau von Qualitätsradinfrastruktur durch Bund, Länder und Kommunen. Auch ein bundesweites Monitoring des Radwegebaus fehlt bisher. Daran wird sich der künftige NRVP 3.0 messen lassen.“

Gut: Fahrradprofessuren und Sonderprogramm Stadt + Land       

Positiv hebt der ADFC die Finanzierung von Stiftungsprofessuren Radverkehr durch das Bundesverkehrsministerium hervor. Einen deutlichen Schritt nach vorn markiert auch das Klimapaket mit seinem Bekenntnis der Bundesregierung zum kraftvollen Ausbau der Radinfrastruktur zulasten von Kfz-Flächen sowie das damit verbundene Sonder-Investitionsprogramm Stadt + Land und weitere Mittel für Modellprojekte, Radschnellwege und das touristische Radnetz Deutschland. Damit hat der Bund seine Investitionen in den Radverkehr bis 2023 verdreifacht. Peters: „Leider geht es trotz gutem Willen viel zu langsam voran. Nach einem Jahr sind die Fördervoraussetzungen für das Sonderprogramm jetzt fertig, aber viele Kommunen haben weder die personellen noch konzeptionellen Voraussetzungen dafür geschaffen, um das Geld des Bundes für den Radwegebau zu beantragen und verbauen zu können. So bleibt das Fahrradland Deutschland noch lange eine Großbaustelle.“    

Mittwoch, 16. Dezember 2020

Zu Weihnachten ein Calluna-Abo verschenken

Das Calluna-Winterheft erscheint am 21. Dezember und kann ab sofort bestellt werden. Alle Bestellungen, die spätestens am 21. Dezember um 12 Uhr mittags eintreffen, werden umgehend versendet und sollten noch vor Weihnachten eintreffen. 

Abonnentinnen und Abonnenten erhalten das Heft per Post druckfrisch ins Haus geliefert. Dieser Service kostet lediglich 16,- Euro im Jahr. Wenn Sie Calluna nach dem Bezug der ersten vier Hefte (1 Jahr) nicht mehr weiterlesen möchten, können Sie das Abo jederzeit form- und fristlos kündigen. 

Sie haben noch kein Abo? Bestellen Sie es ganz einfach per E-Mail an abo(at)calluna-magazin.de, telefonisch unter 05371 55506 oder per Postkarte an Calluna-Medien, Steinweg 3, 38518 Gifhorn.

Tipp: Überraschen Sie Freunde, Verwandte oder Bekannte zu Weihnachten, zum Geburtstag oder auch ohne bestimmten Anlass mit einem Geschenkabo für ein Jahr oder gern auch mit längerer Laufzeit.  

Donnerstag, 10. Dezember 2020

Mit voller Kraft aus der Krise

Zuerst der Lockdown im Frühling, dazwischen relativ gute Sommermonate und nun die erneuten Einschränkungen – für die Gastronomie- und Übernachtungsbetriebe ist 2020 kein gutes Jahr. Nach dem Motto „mit voller Kraft aus der Krise“ hat der Verein Tourismusorganisation HeideRegion Uelzen deshalb mehrere Maßnahmen auf den Weg gebracht. Das Ziel: baldmöglichst wieder viele Gäste für einen Besuch im Landkreis Uelzen begeistern. 

Anlieferung per Lastenrad: Jürgen Clauß (links) und Peter Gerlach präsentieren die neuen Unterkunftsverzeichnisse für 2021. Foto: HeideRegion Uelzen

Da die Zeit über Weihnachten und den Jahreswechsel gern für die Reiseplanung des kommenden Jahres genutzt wird, musste als erstes das Unterkunftsverzeichnis aktualisiert und produziert werden. Das neue Heft ist ab sofort bei der HeideRegion Uelzen und in den Tourist-Informationen des Landkreises erhältlich. Neben der Print-Ausgabe, die nach wie vor stark nachgefragt ist, wird auch ein E-Book angeboten (www.heideregion-uelzen.de). Inhaltlich präsentiert sich der Katalog deutlich umfangreicher, übersichtlicher und in größerem Format als bisher. Attraktive Doppelseiten mit formatfüllenden Fotos zur Heidelandschaft, Kultur und Geschichte, Kulinarik, Wellness- und Gesundheitsangeboten sollen Lust darauf machen, die Region zu entdecken. In gleicher Weise werden die ADFC zertifizierte Radreiseregion und die Möglichkeiten zum Wandern, Nordic-Walken, Reit- und Wassersport beschrieben. Den Hauptteil des Heftes bilden rund 130 Unterkufstbetriebe: Hotels, Gasthöfe, Ferienwohnungen, Bauernhöfe und private Anbieter stellen sich mit ihren Angeboten vor. Eine Übersichtskarte informiert zu den aktuell besonders gefragten Camping- und Wohnmobilplätzen.

Für mehr Sichtbarkeit in der digitalen Welt. Mit einer Vielzahl datenbankgestützter Angebote will die HeideRegion Uelzen den Tourismus im kommenden Jahr nach vorn bringen. Foto: HeideRegion Uelzen.

Ganz neue Wege beschreitet die HeideRegion in der digitalen Welt. Derzeit werden die ersten Informationen in eine neue, kreisweite Datenbank aufgenommen, die dem von Google, Bing & Co definierten „Open Data“-Standard entspricht. Die Datenbank soll ab 2021 mehrere neue Informationskanäle für Gäste und Einheimische steuern. Neben der für Smartphones optimierten Internetseite wird eine Progressive Web App standortabhängig nahe gelegene Veranstaltungen, Gastronomie, Übernachtungsmöglichkeiten oder Sehenswürdigkeiten zeigen. Digitale Infosteelen (z. B. am Hundertwasser-Bahnhof), Gäste-TVs in Hotels oder Sprachassistenten (Siri, Alexa etc.) können direkt mit Inhalten bestückt werden. Selbst klassische, gedruckte Broschüren, beispielsweise ein Gastronomieführer, lassen sich über das System künftig mit geringerem Aufwand produzieren.

Hinzu kommt, dass die strukturiert erfassten Daten über Schnittstellen mit anderen Onlineportalen ausgetauscht werden können. Dies soll die Sichtbarkeit des Landkreises Uelzen im Internet verbessern und den Aufwand für die Datenpflege reduzieren. Ändert sich z. B. die Öffnungszeit einer Sehenswürdigkeit, reicht künftig die Anpassung des zugehörigen Datenbankeintrags, um diese Information in Echtzeit auf allen verknüpften Kanälen zu verbreiten. Diese Nutzung bleibt nicht auf den Tourismus beschränkt – auch Informationen aus dem Einzelhandel oder kommunale Inhalte wären dann über das neue System der HeideRegion darstellbar.

Donnerstag, 26. November 2020

Wandern auch in Corona-Zeiten

Günter Göhsing ist neuer Leiter der Wandersparte des TVU Uelzen

Große Gruppe: Vor der coronabedingten Beschränkung der Teilnehmerzahl wurden manchmal 80 und mehr Wanderinnen und Wanderer gezählt.

FOLKERT FRELS / Text und Fotos

Traditionell begeht die Wandergruppe des Turnvereins Uelzen (TVU) alljährlich am Buß- und Bettag ihre „Grünkohl-Wanderung“. An diesem Tag, dem 18. November, wollte Ralf Masché die Leitung der Wandersparte an seinen Nachfolger Günter Göhsing übergeben. Doch in diesem Jahr 2020 ist vieles anders. Coronabedingt wurde im November der zweite „Lockdown“ ausgerufen – infolgedessen sind keine Wanderungen mehr möglich, alle Gaststätten haben geschlossen, die „Grünkohl-Wanderung“ fiel aus. Somit konnte auch der „Stabwechsel“ nicht wie geplant vor der versammelten Wander-Gemeinschaft vollzogen werden, sondern ging am Mittwoch der Vorwoche leise vonstatten. Per Email verabschiedete sich Ralf Masché nach acht Jahren Tätigkeit als Leiter der Gruppe von seinen rund 130 Mitgliedern. Wenig später stellte sich Günter Göhsing – ebenfalls mit einem elektronischen Brief – als neuer Spartenleiter vor. 

Günter Göhsing ist als neuer Spartenleiter für das Wandern im TVU Uelzen zuständig.

Schon mehr als 26.000 Kilometer gewandert

2012 übernahm der damals 70- jährige Ralf Masché die Sparte „Wandern“. „Acht Jahre habe ich nun die Abteilung geleitet“ - so schreibt Masché – „und es hat mir viel Spaß und Freude gemacht.“ Einer der Tage, an die er gerne zurückdenkt, ist der 9. Januar 2020. An diesem Tag feierte die Wandergruppe ihren 40. Geburtstag. Der „Heidewanderer“ berichtete über die Höhepunkte dieser Zeitspanne unter bisher insgesamt vier Abteilungsleitern. Gegründet wurde die Wandergruppe am 9. Januar 1980 von Erwin Wahl. Nach etwas mehr als sieben Jahren wurde der 5000. Kilometer überschritten. Wahl führte die Gruppe zehn Jahre, danach trat Arnold Hoppe die Nachfolge an. Im Oktober 1994 waren 10.000 Kilometer erwandert, am 1. April 1998 erfolgte die 1000. Wanderung. Ins letzte Jahr der zwölf Jahre (1999-2011) unter der Leitung des erst vor kurzem verstorbenen Werner Schulz fiel am 6. April 2011 die Überschreitung der 20.000-Kilometer-Marke. 2012 übernahm der damals 70- jährige, im Jahre 2008 zur Gruppe gekommene Ralf Masché den Posten des Abteilungsleiters „Wandern“. Einer der Höhepunkt unter Maschés Leitung war der am 10. Mai 2015 von der Wandersparte des TVU ausgerichtete Landeswandertag des Niedersächsischen Turnerbundes (NTB). Mehrere hundert Teilnehmer aus ganz Niedersachsen reisten dazu nach Uelzen. Es war ein beeindruckendes Ereignis. Das letzte Jahr der „Ära Masché“ überschattet das Corona-Virus. Derzeit ruht der Wanderbetrieb - wie schon in der Zeit des ersten Lockdowns. Zuvor hatte Ralf Masché vom 17. Juni bis zum zweiten Schluss aller sportlichen Veranstaltungen Anfang November für seine Gruppe die Chance genutzt, im Rahmen der bis zu 50 Teilnehmer erlaubten „Sportausübung im Freien unter Anleitung eines Trainers“ mittwochs gemeinsam zu wandern. Die Statistik weist (Stand 28.10.20) als vorläufigen Endpunkt 2235 Wanderungen mit einer Gesamtstrecke von 26.051 Kilometern auf. 

Rolf Masché leitete die Wandersparte von 2012 bis 2020.

Zeitgleich mit Masché wurde Rita Schenk 2012 zu dessen Stellvertreterin berufen. Sie unterstützt den Abteilungsleiter seitdem in allen wichtigen Dingen der Gruppe, organisiert und plant, kümmert sich um die Finanzen und ist auch als Wanderführerin aktiv. Unter dieser Doppel-Spitze wuchs die Abteilung auf zuletzt knapp über 130 Mitglieder, von denen allerdings nicht alle an jeder Mittwochs-Wanderung teilnehmen – die höchste Zahl lag einmal bei 87 Wanderern. Rita Schenk wird auch dem „Neuen“, dem vor ein paar Monaten 70 Jahre alt gewordenen Günter Göhsing, als Stellvertreterin zur Seite stehen.

Rita Schenk bleibt der Wandersparte als stellvertretende Leiterin erhalten.

Mehr Frauen als Männer

2005 zog der als leitender Beamter im Umweltschutzamt der Region Hannover tätige Günter Gösing nach Uelzen, ging 2012 in Altersteilzeit. 2014 trat er in die Wandergruppe des TVU ein und wurde wenig später Wanderführer. Er erinnert sich, dass die erste von ihmgeführte Tour zu den Königsgräbern von Haaßel ging. Der begeisterte Hobby-Ornithologe und große Naturfreund möchte die weiblichen Teilnehmer stärker in die Tour-Planungen einbinden, denn: „Dreiviertel unserer Gruppe sind Frauen, aber als Wanderführer sind sie unterrepräsentiert“. Es sei nicht nötig, „das Rad neu zu erfinden“, da die Grundlagen der Gruppe hervorragend seien. Er tritt mit dem Vorsatz an, darauf aufzubauen und dem Wandern in Stadt und Kreis weiterhin Geltung zu verschaffen. Göhsing betont, dass der offizielle Wechsel an der Spitze der Wander-Sparte in einem würdigen Rahmen nachgeholt  und die allwöchentlichen Mittwochs-Wanderungen wieder aufgenommen werden, sobald die Corona-Bedingungen dies ermöglichen. 

Freitag, 23. Oktober 2020

Kraftvoller Interpret seiner Zeit

 Thema beim nächsten Montagstreff am 2. November: Max Beckmann

FOLKERT FRELS

Max Beckmann ist „in“. Seit dem 25. September und noch bis zum 24. Januar 2021 zeigt die Hamburger Kunsthalle – sofern Corona keinen Strich durch die Rechnung macht – die Max-Beckmann-Ausstellung „weiblich – männlich“. Das Frankfurter Städel-Museum hat just Beckmanns „Selbstbildnis mit Sektglas“ erworben. Und beim nächsten Montagstreff des Kunstvereins Uelzen am 2. November, 19 Uhr, erzählt Claudia Krieghoff-Fraatz im Neuen Schauspielhaus aus Leben und Werk des Künstlers. Zudem berichtet sie über die Ausstellung in Hamburg. Das ganze unterstützt sie mit Bildmaterial.

Max Beckmann (1884–1950) zählt zu den großen Künstlern der Moderne. In zahlreichen seiner Bilder zeigt er die Widersprüchlichkeit im Rollenschema Frau / Mann. In seinem Werk finden sich immer wieder Grundkonstanten menschlichen Zusammenseins. Philipp Demandt, Leiter des Städel, versah das „Selbstbildnis mit Sektglas“ mit dem Prädikat „Ikone das 20. Jahrhunderts“ und wertete es als „Auftaktbild der Weimarer Republik“. 


Max Carl Friedrich Beckmann wurde am 12. Februar 1884 als jüngstes von drei Kindern in Leipzig geboren und verbrachte seine frühe Kindheit dort. Später, nach des Vaters Tod, zog die Familie  nach Braunschweig. 1900 setzte sich der 16jährige Max gegen den Willen der Familie durch – er wollte Künstler werden, wurde Schüler an der Großherzoglich–Sächsischen Kunstschule Weimar. Auf einem Fest an der Kunstschule traf er 1902 Minna Tube; sie war eine der ersten Frauen, die dort zum Studium zugelassen wurden. 1905 richtete sich Beckmann ein Atelier in Berlin-Schöneberg ein, wo er „Junge Männer am Meer“, sein erstes großformatiges Gemälde, malte. 1906 nahm er erstmals an Ausstellungen teil und heiratete im September Minna Tube, die ihm zuliebe die Malerei aufgab und stattdessen Gesangsstunden nahm. Bis zum Frühjahr 1907 lebte das Paar in Florenz. 1908 wurde Beckmann Ordentliches Mitglied der Berliner Secession, trug 1912 in der Zeitschrift „PAN“ eine Diskussion mit Franz Marc Über zeitgemäße Malerei aus. 1914 wurde er Mitbegründer und Vorstandsmitglied der Freien Secession in Berlin, die von Max Liebermann geleitet wurde. Im Ersten Weltkrieg diente Beckmann als Sanitätssoldat, erlitt 1915 einen physischen und psychischen Zusammenbruch und wurde 1917 offiziell aus dem Militärdienst entlassen. Dennoch entstanden in dieser Zeit zahlreiche Zeichnungen. In den Jahren 1918–1923 schuf Beckmann seine berühmten Mappenwerke. 1921 versuchte er sich als Autor – er schrieb die Dramen „Ebbi“ und „Das Hotel“, ein Jahr später folgte das Theaterstück „Der Damenfreund“ und die Lithografie-Mappe „Berliner Reise 1922“. Kurze Zeit später begann er eine Verbindung mit  Hildegard Melms, die aber endete, als Beckmann im Frühjahr 1924 die um 20 Jahre jüngere Mathilde von Kaulbach, genannt Quappi, kennenlernte. Obwohl noch mit Minna verheiratet, verlobte er sich zu Beginn des Jahres 1925 mit Mathilde. Nach der Scheidung von Minna heiratete Beckmann Mathilde im September 1925. Einen Monat später, im Oktober 1925, übernahm er die Leitung der Meisterklasse für freie Malerei an der Frankfurter Kunstschule (Städel Schule). 1928 erreichte sein Ruhm in Deutschland den höchsten Stand – neben anderen Ehrungen wurde er mit dem Reichsehrenpreis Deutscher Kunst ausgezeichnet. Doch nach nur ein paar Jahren hatte das Deutsche Reich nichts mehr mit Beckmann im Sinn: 1937 entsprachen 28 seiner Gemälde und mehr als 500 grafische Werke nicht mehr dem Geschmack der regierenden Nationalsozialisten. Beckmann und Frau gingen nach Amsterdam ins Exil.


Max Beckmann 1928. Foto: Hugo Erfurth

Nach dem Krieg hätte Beckmann Professuren an den Kunstschulen München, Darmstadt, Frankfurt und Berlin übernehmen können, doch er lehnte ab. Stattdessen siedelten die Beckmanns in die USA über – in Saint Louis (Missouri) nahm er seine Lehrtätigkeit auf, festigte seinen Ruf als derzeit bedeutendster deutscher Künstler in den USA. 1949 wurden seine Werke in 23 Ausstellungen in Amerika und Europa gezeigt. 1950 bezogen Max und Mathilde eine Atelierwohnung in New York. Jedoch sollte Beckmann dieses Jahr nicht mehr beenden – bei einem Spaziergang am Central Park erlitt er am 27. Dezember 1950 einen tödlichen Herzinfarkt.

Der Kunstverein und die Referentin würden sich über einen regen Besuch dieser Veranstaltung im Neuen Schauspielhaus freuen. Der Beginn ist um 19 Uhr und der Eintritt wie immer frei. Spenden für die Arbeit des Montagstreffs werden gern entgegengenommen. Aufgrund der begrenzten Anzahl an Plätzen bittet Claudia Krieghoff-Fraatz Interessierte an diesem Vortrag, sich für den Montagstreff im Vorfeld anzumelden unter Telefon 05826 958436 oder mit E-Mail an kunstverein-uelzen-ckf@t-online.de

Donnerstag, 8. Oktober 2020

„Es gibt kein schlechtes Wetter, es gibt nur schlechte Infrastruktur!“

ADFC präsentiert Ergebnisse einer neuen Studie

Gegner des Radinfrastruktur-Ausbaus nutzen häufig das Argument, dass bei schlechtem Wetter fast alle Radfahrenden ins Auto stiegen. Das ist falsch, wie eine neue Studie der Universität Münster zeigt. Wenn das Radwegenetz gut ausgebaut ist, wird das Rad auch bei Niederschlag genutzt, bei schlechter Infrastruktur hingegen ist das kaum der Fall. Der Fahrradclub ADFC fordert den schnellen Ausbau der Radwegenetze, um das Ganzjahresradfahren zu fördern und die Städte von zu viel Autoverkehr zu entlasten.   

Wenn es im Herbst kühl und nass wird, ist das noch lange kein Grund, vom Fahrrad aufs Auto umzusteigen.
Foto: Pixabay

ADFC-Bundesgeschäftsführer Burkhard Stork sagt: „Es gibt kein schlechtes Wetter, es gibt nur schlechte Infrastruktur! Aus der Praxis wussten wir das längst, jetzt ist die These auch wissenschaftlich erwiesen. Es muss Schluss sein mit immer neuen Ausreden – wir brauchen den Radinfrastruktur-Ausbau jetzt. Wenn die Wege einladend zum Radfahren sind - und das Rad die schnellste Alternative ist, dann fahren die Menschen Rad. Bei Regen und bei Sonnenschein.“

Weniger als 5 Prozent Rückgang bei guter Infrastruktur

Die aktuelle Studie zeigt, dass in Städten mit gut ausgebauter Radinfrastruktur der Alltagsradverkehr bei schlechtem Wetter nur wenig zurückgeht – in Oldenburg und Münster um weniger als 5 Prozent, in Göttingen um weniger als zehn Prozent. In Städten mit eher schlecht ausgebautem Radwegenetz – Herzogenaurach, Stuttgart und Würzburg – geht der Radverkehr um bis zu 30 Prozent zurück.    

Daten zu 30 deutschen Städten

Die Studie zu Effekten des Wetters auf das Radfahren haben Kathrin Goldmann und Jan Wessel kürzlich am Institut für Verkehrswirtschaft der Universität Münster vorgelegt. Sie hatten die Daten aus 122 Fahrrad-Zählstationen in 30 deutschen Regionen und Städten bei unterschiedlichen Wetterverhältnissen ausgewertet.

Freitag, 2. Oktober 2020

Klassik auf dem Winkelhof

Nach Theater, Kino und Ausstellungen, findet am Freitag, 30. Oktober, erstmals ein klassisches Konzert im Hofcafé auf dem Winkelhof im Müden (Örtze) statt. Zu Gast sind Lehrkräfte und Schüler der Privaten Musikschule Celle. 

Sie werden Werke der Romantik spielen. Den Auftakt machen Ricca Schikarski (Violoncello) und  Andrzej Berezynski (Klavier) mit Felix Mendelssohn-Bartholdys Lied ohne Worte für Violoncello und Klavier D-Dur op.109. Es folgt Adagio und Allegro op.70 für Violoncello und Klavier von Robert Schumann, gespielt von Meike Lottmann und Claudia Schlawer. Die beiden Schülerinnen bereiten sich derzeit auf den Wettbewerb Jugend musiziert im Januar 2021 vor. Zum Abschluss musizieren nochmals die beiden Lehrkräfte Ricca Schikarski und Andrzej Berezynski und interpretieren die Sonate  für Klavier und Violoncello F-Dur op.99 von Johannes Brahms.

Die Dauer der Veranstaltung umfasst rund 75 Minuten. Der Eintritt ist frei. Über eine Spende würden sich die Musizierenden freuen. Einlass ist ab 17:45 Uhr, Beginn des Konzertes um 18 Uhr. Aufgrund der aktuellen Situation und der begrenzten Sitzplatzzahl ist eine vorherige Anmeldung per E-Mail  an kontakt@winkelhof-mueden.de oder telefonisch unter 05053 94077 mit der Angabe von Name, Adresse und Telefonnummer erforderlich. Während des Konzertes findet eine Lüftungspause statt.

Mittwoch, 30. September 2020

Leise rieselt der Kalk ...

Am Montag, 5. Oktober, beginnen die Niedersächsischen Landesforsten eine großflächige Kalkungsaktion im Bereich der Revierförsterei Schafstall bei Unterlüß. 

So sieht es aus, wenn der Wald vom Hubschrauber aus gekalkt wird. Foto: Niedersächsische Landesforsten

Rund zwei Wochen lang wird ein Hubschrauber von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang, also von etwa 8 bis 20 Uhr, 2500 Tonnen Kalk auf einer Waldfläche von 1000 Hektar ausbringen. „Wir beginnen im südlichen Revierbereich nahe Queloh und kalken dann im Hauptrevier rund um das Waldpädagogikzentrum Haus Siedenholz und die Revierförsterei“, erläutert Einsatzleiter Jobst Böttger das Vorgehen. „Wir bitten alle Waldbesucher und besonders die zurzeit zahlreichen Pilzsucher diese Waldbereiche zu meiden, es wird zeitweise auch zu Wegesperrungen kommen. Nur am Wochenende wird nicht geflogen.“ Der verwendete kohlensaure Magnesiumkalk wird als staubähnliches Material aus der Luft ausgebracht. „Um die Beeinträchtigungen für die Tier- und Pflanzenwelt möglichst gering zu halten, wird erst jetzt zum Ende der Vegetationszeit gekalkt“, so Förster Jobst Böttger. „Die für den Naturschutz relevanten Bereiche, vor allem Feuchtbiotope werden in Abstimmung mit unseren Naturschutzfachleuten von der Kalkung ausgenommen.“ Auch Ortschaften sind von der Maßnahme nicht betroffen „Wir bleiben weit genug von den Ortsrändern entfernt, so dass man allenfalls die Hubschraubergeräusche vernimmt“, erläutert Jobst Böttger weiter.

Eine erste Bodenschutzkalkung fand bereits in den 1980er Jahren als Reaktion auf das damalige Waldsterben statt. Die Kalkung vom Hubschrauber ist den Landesforsten zufolge die preiswerteste und genaueste Ausbringungs-Methode. Außerdem werden durch den Hubschraubereinsatz Beeinträchtigungen beim Befahren der Wälder mit schweren Lastwagen vermieden.

Apfelfest beim NABU auf Gut Sunder

Lange war unklar, ob das traditionelle und beliebte Apfelfest auf dem NABU-Gut Sunder an den Meißendorfer Teichen bei Winsen (Aller) wegen der Coronakrise überhaupt stattfinden kann. Nun steht fest: Es darf stattfinden – selbstverständlich unter Einhaltung aller Corona-Hygieneregeln. Eine weitere Besonderheit in diesem Jahr: Das NABU-Gut Sunder als eine der bedeutendsten Umweltbildungseinrichtungen in Niedersachsen feiert sein 40-jähriges Bestehen.

Beim Apfelfest wird viel Interessantes über die Tier- und Pflanzenwelt vermittelt. Foto: Monika Heinen

Am Sonnabend, 3. Oktober, von 13 bis 17 Uhr wird sich allen Naturinteressierten, ob Groß oder Klein, ein buntes Potpourri rund um das über 350 Jahre alte Teichgut mit seiner vielfältigen Natur und den historischen Gebäuden bieten. Von Erkundungen und Führungen über das Gelände, Keschern für Kinder und Glücksraddrehen sowie vielen interessanten Informationen rund um die Natur bis hin zu kulinarischen Genüssen bei Kaffee und Kuchen, einer heißen Suppe und Brot aus dem Holzbackofen ist für die ganze Familie etwas dabei. Zudem wird das Programm der NABU-geführten Reisen für das kommende Jahr vorgestellt. Ein Höhepunkt wird sicher – wie jedes Jahr – die beliebte Sunder-Rallye sein, die tiefe Einblicke in die dortigen spannenden Lebensräume rund um Dachsbau und Fledermausbunker, Ringelnatterteich und die historischen Großteiche, an denen nicht selten auch Eisvogel und Fischadler zu beobachten sind, bieten wird.


Da die Parkplätze begrenzt sind, wird ein Besuch per Fahrrad besonders begrüßt. Außerdem ist auf Teilen des Geländes und in den Gebäuden das Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes verpflichtend.

 

Dienstag, 29. September 2020

Ferienprogramm für kleine Waldentdecker

 In den Herbstferien bieten die zertifizierten Waldpädagoginnen Katrin Blumenbach und Ulrike Witte-Spohr im Lüßwald wieder ein Ferienprogramm für Grundschulkinder an. 

Spielerisch den Wald entdecken können Grundschulkinder in den Herbstferien. Foto: Veranstalter

Vom 12. bis 14. Oktober finden in Breitenhees in Zusammenarbeit mit den niedersächsischen Landesforsten jeweils von 9 bis 13 Uhr Waldentdeckertage statt. Die Kinder legen Kugelbahnen an, bauen Waldhütten, balancieren auf dem Niedrigseil und lernen nebenbei viel Interessantes über den Wald und seine Bewohner. Anmeldungen nimmt Ulrike Witte-Spohr unter der E-Mail-Adresse Uspohr@gmx.de oder Telefon 05837 140103 entgegen. Treffpunkt ist der Parkplatz an der B4 in Breitenhees.

Eine Woche später, vom 19. bis 21. Oktober, besteht jeweils von 9 bis 13 Uhr im Waldpädagogikzentrum Ostheide im ehemaligen Forsthaus Siedenholz im Franzosengrund bei Unterlüß Gelegenheit, den Wald spielerisch zu entdecken. Auch dort planen die Waldpädagoginnen verschiedene Aktivitäten wie Waldparcours installieren, Fledermauskästen zusammensetzen, Mooshüttenbau und andere schöne Dinge. Anmeldungen nimmt Katrin Blumenbach unter der E-Mail-Adresse info@wald-events.de oder Telefon 05052 5429411 entgegen. Treffpunkt ist am Waldpädagogikzentrum Siedenholz, Siedenholz 1.

Freitag, 18. September 2020

Ein Ort der Lebenden

Friedhof St. Nicolai in Gifhorn ist jetzt Teil des Netzwerks "Immaterielles Erbe Friedhofskultur"

Der Friedhof St. Nicolai in Gifhorn weist jetzt Besuchende darauf hin, dass die Friedhofskultur zum immateriellen Kulturerbe zählt und als solche unter dem besonderen Schutz der Vereinten Nationen steht. Johann Harms und Karsten Wolpers von der Friedhofsleitung brachten am Freitagmorgen ein entsprechendes Schild am Haupteingang des Friedhofes am Wilscher Weg an, um so auf die wichtige Bedeutung der Friedhofskultur für die Stadt aufmerksam zu machen. Gifhorn ist damit Teil eines bundesweiten Netzwerkes von über 100 Städten, die den diesjährigen Tag des Friedhofes an diesem Sonntag der Ernennung der Friedhofskultur in Deutschland zum immateriellen Kulturerbe widmen.

Friedhofsleiter Johann Harms (links) und sein Stellvertreter Karsten Wolpers brachten am Freitag das Schild an, das auf den Stellenwert der Friedhofskultur als immaterielles Kulturerbe hinweist. Foto: Friedhof St. Nicolai

Bereits im März 2020 hatte die Kultusministerkonferenz auf Empfehlung der Deutschen UNESCO-Kommission diese Ernennung zum immateriellen Kulturerbe beschlossen. Allerdings ging die Auszeichnung im Corona-Lockdown völlig unter, weshalb man jetzt mit der Aktion „Friedhöfe auszeichnen“ auch in Gifhorn auf dieses vielschichtige Kulturerbe aufmerksam macht. „Es sind nicht die Friedhöfe an sich zum immateriellen Kulturerbe ernannt worden“, erläuterte Günter Koch vom Friedhofsausschuss in seiner Ansprache, „sondern die Friedhofskultur, also all das, was Menschen auf dem Friedhof tun.“ Dazu gehöre das Trauern, Erinnern und Würdigen genauso wie das Gestalten, Pflegen und Weiterentwickeln.

„Der Friedhof ist vor allem auch ein Ort der Lebenden“, sagte Koch weiter, „der weit über die persönlichen Trauerrituale hinaus identitätsstiftende Bedeutung für unsere Gesellschaft hat.“ Hervorzuheben sei zum Beispiel die historische Dimension der Denkmäler. Der Kulturraum Friedhof bilde zudem den größten Skulpturenpark der Stadt und sei zugleich Inspirationsfläche für viele Kunstformen. Besonders bedeutsam sei seine soziale Funktion: Der Friedhof erweise sich als Treffpunkt für Familien oder Angehörige und wirke auch sozialer Vereinsamung von Hinterbliebenen entgegen. Das aktiv genutzte Friedhofsmobil leiste hierzu einen nicht mehr verzichtbaren Beitrag.

Nicht zuletzt, so Koch, zeige sich dieser Kulturraum über kulturelle und religiöse Unterschiede hinweg als ein Ort der Integration und des Friedens. Nicht zu vergessen sei die Bedeutung der Friedhöfe für den Naturschutz, zum Beispiel auch als Ort der Biodiversität.

Grundvoraussetzung für die Ernennung der Friedhofskultur in Deutschland zum immateriellen Kulturerbe war für die UNESCO „die Lebendigkeit der kulturellen Ausdrucksform“. „Es geht nicht um ein Mumifizieren unserer Friedhöfe, sagte Koch, sondern um deren zeitgerechte Weiterentwicklung“. So werde man auch in Zukunft Bestattungsformen anbieten, die den Wünschen der Menschen entsprechen wie z.B. naturnah gestaltete oder pflegeleichte oder pflegefreie Grabformen.

Die Auszeichnung des Friedhofes St. Nicolai hat das „Kuratorium Immaterielles Erbe Friedhofskultur“ initiiert, das sich der Pflege und Weiterentwicklung dieses Kulturerbes verschrieben hat. Auf seiner Seite www.kulturerbe-friedhof.de finden sich umfangreiche Informationen über die Friedhofskultur in Deutschland, die Ernennung zum immateriellen Kulturerbe und deren Bedeutung für die Gesellschaft.


Das neue Heft ist da!

Pünktlich zum kalendarischen Herbstanfang erscheint am Montag,  21.  September, das neue Calluna-Heft. Alle Abonnentinnen und Abonnenten werden das Heft in den nächsten Tagen in ihren Briefkästen finden. Die  Verteilung der Hefte an die mehr als 350 Auslagestellen in der Südheide hat ebenfalls begonnen. Wenn Sie nicht warten möchten, können Sie hier das Heft direkt bestellen, gerne auch in größerer Stückzahl, um vielleicht Ihren Nachbarn damit eine kleine Freude zu machen. Der Versand erfolgt umgehend nach Bestelleingang per Post.

Möchten Sie das Südheide-Magazin ab dem aktuellen Heft regelmäßig alle drei Monate druckfrisch ins Haus geliefert bekommen? Schicken Sie uns einfach eine E-Mail mit der gewünschten Lieferadresse an abo(at)calluna-magazin.de. Das Abo kostet 16 Euro pro Jahr (4 Hefte). Die Mindestbezugsdauer beträgt ein Jahr. Danach können Sie das Abo jederzeit formlos zum Quartalsende kündigen. Sie haben schon ein Abo? Gut, aber vielleicht möchten Sie noch eins oder mehrere verschenken – als kleine Aufmerksamkeit zum Geburtstag oder einfach nur als Dankeschön.
Noch ein Hinweis: Zum Jahreswechsel stellen wir aus Klimaschutzgründen unser Vertriebssystem um. Die Auslagestellen werden dann nicht mehr direkt beliefert. Stattdessen erfolgt die Lieferung mit DHL. Beliefert werden dann allerdings außer unseren Inserenten nur noch Auslagestellen, die zuvor Hefte bestellt haben. Bitten Sie also den Händler, von dem Sie Ihr Heft bislang geholt haben, rechtzeitig zu bestellen. Oder, noch einfacher: Abonnieren Sie das Südheide-Magazin. Dann kommt es per Post zu Ihnen ins Haus.

Montag, 14. September 2020

Waldtage: Kinder mit Hirschgeweihen

Das Waldpädagogikzentrum Ostheide hat sich erfolgreich am Konzept „LernRäume“ des Niedersächsischen Kultusministeriums beteiligt. Die „LernRäume“ wurden vom Kultusministerium als außerschulisches Bildungsangebot in den Sommerferien angeboten. Schülerinnen und Schüler, die in Zeiten der COVID-19-Pandemie besonderer Unterstützung bedurften, hatten dadurch die Möglichkeit, kostenfrei an verschiedenen Veranstaltungen teilzunehmen. Die Veranstaltungskosten wurden komplett vom Förderprogramm übernommen.

Das Waldpädagogikzentrum Ostheide hat gemeinsam mit Katrin Blumenbach und Ralf Frommhagen Waldtage für Grundschulkinder entwickelt und angeboten. Katrin Blumenbach ist zertifizierte Waldpädagogin aus Hermannsburg und seit neun Jahren für die Niedersächsischen Landesforsten aktiv. Sie wurde bei den Veranstaltungen von Ralf Frommhagen unterstützt, der als Waldpädagoge seit zwei Jahren mit dem Waldpädagogikzentrum zusammenarbeitet.

Veranstaltungsort war das Haus Siedenholz im Franzosengrund bei Unterlüß. Dort stand alles für die erlebnisreichen Tage zur Verfügung, damit die kleinen Waldentdecker auch bei Temperaturen über 30 Grad ihr Ferienprogramm genießen konnten.

Unter fachkundiger Anleitung haben die Kinder Fledermauskästen gebaut.                Foto: Katrin Blumenbach

Die Veranstaltungen fanden an fünf Tagen, jeweils vierstündig, verteilt über den ganzen August statt. Die kleinen Naturforscher begannen mit einer Wissensvermittlung um Grundlagen zu schaffen. Anschließend wurde das gelernte mit Spielen verfestigt. Katrin Blumenbach schmunzelt: „Ein echtes Aha-Erlebnis war für die Kinder immer, als sie mit einem Hirschgeweih durchs Unterholz gehen sollten. Die Frage, wie machen es die Hirsche, die im Wald leben und mit ihren riesigen Geweihen auch flüchten müssen, wurde intensiv diskutiert. Dabei zeigte sich, dass einige Teilnehmerinnen und Teilnehmerinnen schon sehr kundig waren“.

Nach dem Frühstück folgte ein Waldspaziergang mit weiteren Aktionen. Besonders viel Fantasie bewiesen die Kinder beim Bau eines Waldparcours, bei dem es galt, sich Aufgaben für die anderen auszudenken und die entsprechenden Hindernisse oder Zapfenweitwurfstationen nicht nur zu bauen, sondern auch zu erklären. „Das war nicht leicht, denn wir hatten auch insgesamt sieben Kinder dabei, deren Muttersprache nicht Deutsch ist, es entstand Teamgeist“, freut sich die Waldpädagogin.

Die letzte Einheit des Vormittages bildete immer das Werken. „Wir haben Fledermauskästen zusammengesetzt, Wanderstäbe geschnitzt, Bilder aus Naturmaterialien geklebt und Insekten mit Tonkörpern und natürlich sechs Beinen gebastelt. Wunderbare Käfer, Libellen und sogar Fliegen sind auf diese Weise entstanden. So konnten die Kinder alle etwas mit nach Hause nehmen und von ihren Erlebnissen erzählen“, schwärmt Katrin Blumenbach.

Dienstag, 8. September 2020

Der Wald im Klimawandel

Zu einem informativen Waldspaziergang „Unser Wald im Klimawandel“ laden die Niedersächsischen Landesforsten anlässlich der Deutschen Waldtage in den Lüßwald ein. Die geführte Waldwanderung findet am Sonnabend, 19. September, statt. Treffpunkt ist um 15 Uhr am Haus Siedenholz, Siedenholz 1, 29345 Unterlüß. Veranstalter ist das Forstamt Unterlüß. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich. Die Teilnahme ist kostenfrei. An festes Schuhwerk und witterungsangepasste Kleidung sollte gedacht werden. Zur Corona-Prävention ist Mund-Nase-Schutz mitzubringen und im Wald sind die Sicherheitsabstände untereinander einzuhalten. Die Veranstaltung ist nicht barrierefrei.

„Der Lüßwald ist erst vor 150 Jahren aus verarmten Heideflächen neu aufgeforstet worden und hat seitdem eine wechselvolle Geschichte“, so Forstamtsleiter Arne Sengpiel. „Wir wollen den seit fünfzig Jahren stattfindenden Waldumbau, weg vom Kiefern-Reinbestand, genauso zeigen, wie die aktuellen Probleme durch die Stürme und Sommerdürren der letzten drei Jahre, die uns deutlich machen, dass der Klimawandel schneller als gedacht im Wald angekommen ist.“ Zusammen mit Jobst Böttger vom Waldpädagogikzentrum Haus Siedenholz wird Sengpiel auf einem Rundweg von gut zwei Kilometern fünf Waldbilder ansteuern. „Wir werden die Borkenkäfer, Baumarten für den Klimawandel, die Douglasie und die Entwicklung von Mischwäldern genauso ansprechen, wie die Wald-Wild-Thematik, den Schutz des Sperlingskauzes und die natürliche Verjüngung der Wälder“, erläutert Förster und Waldpädagoge Jobst Böttger den Rundweg.

Unter fachkundiger Anleitung eines Försters werden die Teilnehmenden durch den Wald geführt.
Foto: Niedersächsische Landesforsten

Hintergrund: Der gut 6.000 Hektar (60 km²) große Lüßwald ist eines der größten zusammenhängenden Waldgebiete in der norddeutschen Tiefebene. Nach seiner Entwaldung im Mittelalter und anschließender Verarmung der Landschaft, wurden vor 150 Jahren in die riesigen Heideflächen wieder aufgeforstet. Die so entstandenen Kiefernwälder durchliefen eine wechselvolle Geschichte, wie die Waldverluste durch Reparationshiebe nach dem 2. Weltkrieg, der Jahrhundertsturm von 1972 und wenige Jahre später die großen Heidebrände. Der Lüßwald ist zum Schutz des Sperlingskauzes als Vogelschutzgebiet ausgewiesen, und bereits nach 1972 wurden die entstandenen Kahlflächen nicht nur mit Kiefern, sondern auch mit Douglasien wiederaufgeforstet. Der Waldumbau zu Mischwäldern mit Buchen, Douglasien, Kiefern und anderen Begleitbaumarten wurde mit dem Programm zur langfristigen ökologischen Waldentwicklung in den Landesforsten (LÖWE) vor zwanzig Jahren nochmal verstärkt.

Deutsche Waldtage: Initiiert vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) und in Partnerschaft mit dem Deutschen Forstwirtschaftsrat e.V. (DFWR) finden vom 18. bis 20. September 2020 zum dritten Mal die Deutschen Waldtage statt. Unter dem Motto „Gemeinsam! Für den Wald“ stehen die diesjährigen Waldtage ganz im Zeichen gemeinsamer Verantwortung aller, denen der Wald am Herzen liegt. Denn die Zukunft unserer Wälder kann nur gemeinsam gestaltet werden.

Bundesweit laden Forstverwaltungen, Forstbetriebe, Waldbesitzende sowie Verbände und Organisationen, die sich für den Wald engagieren, zu vielfältigen Veranstaltungen und Mitmachaktionen in die Wälder ein. Bürgerinnen und Bürger haben die Möglichkeit, mit den Waldexperten ihrer Region ins Gespräch zu kommen. Im Mittelpunkt stehen dabei die vielfältigen Funktionen des Waldes, die zum Teil dramatischen Auswirkungen, die der Klimawandel auf die Wälder hat, und Maßnahmen zum Schutz und zur Stärkung der Wälder.

Freitag, 4. September 2020

Die Tansey-Miniaturen

Vortrag beim Montagstreff des Kunstvereins Uelzen

FOLKERT FRELS

Immer am ersten Montag im Monat trafen sich Kunstinteressierte zum Montagstreff des Kunstvereins Uelzen im Theaterkeller des Theater. Bis zum März. Dann kam zum einen die sanierungsbedingte Schließung des Theaters an der Ilmenau und zum anderen die Schutzmaßnahmen gegen die weitere Ausbreitung des Corona-Virus‘. Beides bereitete Claudia Krieghoff-Fraatz, der „Macherin“ des Montagstreffs, großes Kopfzerbrechen hinsichtlich der Planung  in diesem Jahr. Es galt, einen Ersatz-Raum für den Theaterkeller zu finden, in dem die Abstands- und Hygieneregelungen eingehalten werden können. Nun gibt es eine Lösung: Das Neue Schauspielhaus an der Rosenmauer in Uelzen wird der neue Veranstaltungsort für den Montagstreff. Claudia Krieghoff-Fraatz: „Das Schauspielhaus darf wegen Corona nicht voll ausgelastet werden, aber etwa 35 Gäste sind möglich. Natürlich müssen die Corona-Regeln im Hinblick auf Abstand und Maske eingehalten werden. Die Maske ist Pflicht bis zum Sitzplatz. Außerdem müssen die Kontaktdaten  hinterlegt werden.“ 

Nun also nach langer Pause das erste Treffen. Es findet am Montag, 7. September, im Neuen Schauspielhaus statt. Referentin ist Juliane Schmieglitz-Otten. Im Bomann-Museum in Celle ist sie die Ansprechpartnerin für die Themenbereiche Landesgeschichte, Residenzmuseum im Celler Schloss und die Stiftung Miniaturensammlung Tansey. Über Letzteres, die Tansey-Sammlung, wird sie am kommenden Montag berichten und den Teilnehmenden am Montagstreff mit Bildbeispielen die im Bomann-Museum gezeigte Sammlung der Miniaturen nahebringen. In den meisten Fällen wurden Miniaturportraits als Erinnerung an einen geliebten Menschen gemalt und sind daher die persönlichsten Zeugen der Kunstgeschichte. Seit Beginn des 16. Jahrhunderts hatten sich Künstler dahingehend spezialisiert. Als “Goldenes Zeitalter” der Miniaturmalerei gilt das ausgehende 18. und frühe 19. Jahrhundert. Die von dem Ehepaar Lieselotte und Ernest Tansey im Verlauf der vergangenen vierzig Jahre zusammengetragene Sammlung umfasst europäische Miniaturen aus der Zeit des späten 16. bis ins frühe 20. Jahrhundert. Fast ausnahmslos handelt es sich um Porträts, doch auch einige Stillleben und Landschaften sind darunter. Es ist eine der weltweit größten und bedeutendsten Kollektionen – sowohl im Hinblick auf ihren Umfang als auch bezüglich der Vielfalt der darin vertretenen Meister. 1997 wurde die Sammlung teilweise in eine Stiftung überführt.

Der Kunstverein und die Referentin würden sich über einen regen Besuch dieser Veranstaltung freuen. Der Beginn ist um 19 Uhr und der Eintritt wie immer frei. Spenden für die Arbeit des Montagstreffs werden gern entgegen genommen. Aufgrund der begrenzten Anzahl an Plätzen bittet Claudia Krieghoff-Fraatz Interessierte an diesem Vortrag, sich für den Montagstreff im Vorfeld anzumelden unter Telefon 05826 958436 oder mit einer E-Mail an kunstverein-uelzen-ckf@t-online.de.      

Freitag, 28. August 2020

Mit Dampfkraft in die Moderne

 Lokomobile im Museumsdorf Hösseringen wird repariert

Schlosser Michael Sehl repariert sonst Diesellokomotiven, schraubt aber auch gerne mal an Oldtimern.
Fotos: Christine Kohnke-Löbert

Gespannt blicken die drei Männer auf den runden Druckmesser, der an prominenter Stelle ganz vorn an der Lokomobile angebracht ist. Dann wandern ihre Blicke auf das Ventil. „Wir haben jetzt fünf Bar“, ruft Bernd Müller. Es zischt und dampft – und an mehreren Stellen tropft Wasser aus der Maschine. Bernd Müller schüttelt den Kopf. „Das darf nicht sein, wenn wir die Lokomobile an unseren Aktionstagen in Einsatz bringen möchten.“ Schon seit einigen Wochen sind Bernd Müller, Horst Meister und Ulrich Weißhaupt, ehrenamtliche Mitarbeiter des Museumsdorfes, mit der Reparatur der historischen Dampflokomobile beschäftigt. Nun haben sie sich fachliche Beratung geholt: Michael Sehl von der OHE in Celle. Der Schlosser repariert an seinen „normalen“ Arbeitstagen Diesellokomotiven und Schienenfahrzeuge. Nun soll er bei der Vorbereitung der Lokomobile für den TÜV helfen. „Ich habe schon als Azubi Dampfmaschinen repariert“, erzählt er. Und weil er auch privat gerne an historischen Motoren schraubt, kann er in Sachen Lokomobile wertvolle Tipps geben. „Wir haben an verschiedenen Stellen Undichtigkeiten und diese müssen in Ordnung gebracht werden. Wenn die Maschine im Einsatz ist, muss sie 10 Bar halten“, fasst er zusammen.

Bernd Müller beobachtet gespannt den Druckmesser der Lokomobile.

Während der Museumssaison ist die Lokomobile meist mehrmals im Einsatz, Besucherinnen und Besucher werden sie insbesondere vom Antrieb der Dreschmaschine beim Erntedankfest in Erinnerung haben. „Sie ist auch ein Dokument für die Veränderungen in der Landwirtschaft im Zuge der Industrialisierung seit dem Ende des 19. Jahrhunderts“, weiß Bernd Müller. Bereits im Jahr 1895 wurden im Regierungsbezirk Lüneburg 3496 Dampfmaschinen zum Dreschen eingesetzt. 1907 waren es schon 8644 und nur noch ein Drittel des Korns wurde auf althergebrachte Weise gedroschen. Die Hösseringer Lokomobile hat eine wechselvolle Geschichte: Im Jahr 1892 war sie von dem Kleinlandwirt Wilhelm Endeward aus Stadensen angeschafft worden. Er wollte als „Lohndrescher“ in der Region arbeiten – und hatte damit Erfolg. Die Nachfrage war so groß, dass er kurze Zeit später noch eine zweite „Dreschgarnitur“ anschaffte und zusätzlich saisonunabhängig eine Mühle und eine Säge betrieb. Das Unternehmen siedelte er nach Nettelkamp über. Hier in Nettelkamp wurde die 1913 von der Firma Lanz in Mannheim hergestellte Lokomobile letztmalig im Jahr 1929 eingesetzt. Danach wurde sie nach Brasilien verkauft und dort und in Paraguay in einem Sägewerk am Rande des Urwaldes eingesetzt. 1987 kam sie zurück nach Deutschland, zunächst nach München. Schließlich erwarb das Museumsdorf Hösseringen die gewaltige Maschine und ließ sie TÜV-fertig herrichten. Das ist nun schon wieder rund 30 Jahre her, kein Wunder, dass nun eine Generalüberholung fällig ist. „Wir hoffen, dass wir die Lokomobile bald wieder vorführen können“, sagt Bernd Müller, der die Maschine gemeinsam mit Horst Meister seit vielen Jahren betreut und 2002 sogar extra den Heizerschein gemacht hat. 

Der Oldtimer im Museumsdorf wird repariert und für den TÜV vorbereitet.

Mittwoch, 19. August 2020

Wunderbaum und Zauberwald

Märchenspaziergang im Arboretum Melzingen

Endlich kann in diesem so außergewöhnlichen Jahr wieder ein Märchenspaziergang im Arboretum Melzingen stattfinden. Am Sonnabend, 22. August, führt Petra Kallen von ab 16 Uhr an Gäste durch den Garten der Bäume der Christa von Winning und erzählt an dessen verwunschenen Orten Märchen aus längst vergangenen Zeiten. Schon seit 20 Jahren ist sie als Erzählerin im Wendland und Umgebung unterwegs und begeistert ihre Zuhörer*innen mit Märchen und manchmal auch mit Harfenklängen. Selbst leidenschaftliche Gärtnerin, erzählt sie am liebsten in der Natur, unter dem Blätterdach Schatten spendender Bäume, auf sonnigen Lichtungen und zwischen duftenden Blumen. Ihre Geschichten handeln von Baumgeistern und Waldfeen, von Zauberfrüchten und Himmelsleitern, von einer Zeit als Mensch und Natur noch innig verbunden waren.

Petra Kallen lädt zu einem Märchenspaziergang in den Garten der Bäume ein. Foto: privat

Der Eintritt beträgt 10 Euro für Erwachsene, Kinder zahlen die Hälfte (kein Vorverkauf).

Dienstag, 18. August 2020

Richtkranz krönt den Schafstall

 „Gesegnet sei das neue Haus und die da gehen ein und aus.“ Mit einem Spruch und dem traditionellen Zerbrechen eines Schnapsglases – nachdem dieses auf das Wohl der fleißigen Helfer geleert wurde – erklärte Zimmermann Matthias Kiemann mit seinen Mitarbeitern Aryan Otremba und Jonathan Ziemer aus Steinhorst den Rohbau des Schafstalles in der Ellerndorfer Wacholderheide als gerichtet. Nach langem organisatorischen Vorlauf war es mit dem Aufbau zügig vorangegangen, und nur wenige Wochen nach Baubeginn konnte die bunte Richtkrone aus blühender Besenheide auf das Dachgerüst gesetzt werden. „Ich danke unserem Auftraggeber, dem Verein zur Erhaltung der Ellerndorfer Wacholderheide, den Werdegang dieses Gebäudes begleiten dürfen. Denn es ist nicht alltäglich, ein altes Gebäude translozieren zu können“, so Kiemann. 

Coronabedingt in kleinem Kreis wurde das Richtfest in der Ellendorfer Wacholderheide gefeiert.
  Fotos: Christine Kohnke-Löbert

Bereits im Jahr 2017 hatte sich der Verein auf Anregung von Dr. Horst Löbert von der Interessengemeinschaft Bauernhaus dazu entschlossen, das „Projekt Schafstall“ in Angriff zu nehmen. „Drei Jahre Vorbereitung gingen ins Land, aber nun ist eine große Etappe auf den Weg gebracht“, so der Vorsitzende des Ellerndorf-Vereins, Götz Schimmack. „Wir sind dankbar, dass auf diese Weise ein heimattypisches Bauwerk erhalten bleiben kann.“

Außenschafställe wie der im Aufbau befindliche waren früher in der Lüneburger Heide so verbreitet, dass sie noch heute als identitätsstiftend gelten und touristisch vermarktet werden. Auch der Tourismusverein des Suderburger Landes trägt den Schafstall in seinem Logo. Mit dem Ende der Heidebauernwirtschaft vor etwa 150 Jahren nahm die Schafhaltung stark ab und die Schafställe verschwanden nach und nach aus dem Landschaftsbild. Der nun translozierte (versetzte) Stall stammt aus der Gemarkung Linden. Ein Spruchbalken über dem Tor zeigt das Baujahr 1756 und die Initialen seiner Erbauer. „Das ist ungewöhnlich für einen Schafstall“, so Löbert, der ein wenig aus deren Familiengeschichte plauderte. 

Das Richtfest fand wegen der Corona-Pandemie in kleinem Kreis statt. „Wir möchten an diesem Tag allen danken, die uns unterstützen. Ohne die vielen ehrenamtlichen Helfer wäre ein solches Projekt nicht umzusetzen“, so Schimmack. 

Montag, 17. August 2020

Daller Werkstätten eröffnen Online-Shop

Der Online-Handel wächst weiter und bekam durch die Coronakrise einen zusätzlichen Schub. Die Werk- und Lebensgemeinschaft Dalle, Wohn- und Arbeitsstätte für Menschen mit Behinderungen, hat auf diese Entwicklung reagiert und jetzt einen neuen Online-Shop in Betrieb genommen, der unter der Adresse www.shop-dalle.de  zu erreichen ist.

Die handgefertigten Produkte aus der Weberei und den anderen Werkstätten der WLG Dalle sind jetzt auch direkt im neuen Online-Shop der Einrichtung bestellbar. Foto: WLG Dalle

Die Nachricht, dass ein komplett neuer Onlineshop für die Daller Produkte entsteht, sorgte für freudige Aufregung in Dalle.  „Sind wir dann wie Amazon?“ fragte eine Bewohnerin. „Nicht ganz, aber es macht Spaß, als kleiner Betrieb große Pläne zu haben!“ sagt Daniel Bleß, Geschäftsführer der WLG Dalle, mit einem Lächeln. „Uns interessiert auch die Frage: Was wäre, wenn wir überregional langfristig Erfolg haben? Dies würde uns die Möglichkeit eröffnen, den Betreuten ein neues Beschäftigungsfeld anbieten zu können. Die Produkte zu verpacken und versandfertig machen, wäre eine Bereicherung der Angebote für Menschen mit Behinderung in Dalle. Hier wäre auch Kreativität gefragt. Möglich wäre zum Beispiel eine persönlich gestaltete Grußkarte in jedem Paket.“ 

Der neue Online-Shop soll das Offline-Angebot der WLG Dalle jetzt noch besser ergänzen. Auf das neu gestaltete Design, und auf den optimierten Bestellvorgang ist die WLG Dalle besonders stolz, vor allem da viele eigene Ideen und Arbeit darin stecken. Es sollen auch Kunden angesprochen werden, die keinen der Märkte oder die Werkstattläden besuchen können.

Das Besondere an dem nachhaltigen Shop-Konzept ist, dass zu 98 Prozent gebrauchte Versandmaterialien verwendet werden. Geölt wird in der Tischlerei mit kinderspielzeuggeeigneten Naturölen, und die Garne der Weberei sind Naturgarne. 
Ein besonderes Highlight ist das selbst gesponnene Garn aus Heidschnuckenwolle aus der Region! 
Auch werden die Werkstätten mit 100 Prozent Ökostrom betrieben. 

Dienstag, 11. August 2020

Neuzugang im Handwerksmuseum

 Alte Buchdruckmaschine aus Uelzen zieht nach Suhlendorf um

Am 1. August 1926 gründete der Buchdruckermeister Hermann Meyer in Uelzen in der Rademacherstraße 9 eine Druckerei. Am 10. Februar 1995 sah sich Enkel Folkert Frels als Betreiber der Druckerei in dritter Generation gezwungen, den Handwerksbetrieb aufzugeben. Die kleine Druckerei war, wie so viele andere, von der technischen Entwicklung überholt worden. „Jeder hatte seinen eigenen Drucker auf dem Schreibtisch und brauchte nicht mehr den Drucker nebenan“, erinnert er sich mit Wehmut an den Tag der Betriebsaufgabe. Nun, ein Vierteljahrhundert später, zeichnet sich ab, dass es für eine der einst vier Heidelberger Buchdrucktiegel im Betrieb eine Zukunft geben wird. 

Die unter Druckern "Windmühle" genannte Druckmaschine. Auf der Plakette "110 Jahre Heidelberger Druckmaschinen" (rechts im Bild) ist "Gott gruss' die Kunst" zu lesen – so grüßten sich die Buchdrucker.
  Foto: Folkert Frels 

Unter den 24 Werk- und Arbeitsstätten auf dem Gelände des Handwerksmuseums Suhlendorf, in denen zahlreiche Handwerksberufe und ihre Entwicklung in den vergangenen hundert Jahren gezeigt und dokumentiert werden, befindet sich seit einiger Zeit auch eine Buchdruckerwerkstatt. Diese erhält nun von Folkert Frels den einen aus Nostalgie-Gründen behaltenen Heidelberger Tiegel, der irgendwann um 1963/64 als Neuteil in der Druckerei Meyer aufgestellt worden war, als Dauer-Leihgabe. Dazu ein komplettes, mit Schriften in unterschiedlichen Größen gefülltes Schriftregal und eine Papier-Schneidemaschine. 

Das Farbwerk der alten Druckmaschine. Foto: Folkert Frels

Das Museum wurde 1974 gegründet mit dem Schwerpunkt „Mühlenhandwerk“. So ganz weit weg ist der Bezug zu den Mühlen nicht – verdankt der Original Heidelberger Tiegel (OHT) seinen propellerförmigen Greifern doch den Spitznamen „Windmühle“. 1921 ging der Tiegel bei der damaligen Schnellpressenfabrik AG Heidelberg in Serie, wurde ab 1926 am Fließband gefertigt. Keine andere Druckmaschine hat den industriellen Buchdruck des 20. Jahrhunderts so geprägt wie dieser Tiegeldruckautomat. Ein besonderes Merkmal der Maschine ist das charakteristische Schnaufen der pneumatischen Sauger, mit denen der Bogen im Anleger angehoben wird, an die windmühlenartigen Greifer übergeben und nach dem Druckvorgang wieder abgelegt wird. Interessierte Besucherinnen und Besucher werden nach dem Wieder-Aufbau der Maschinen im Handwerksmuseum den Drucker Norbert Knoblauch daran arbeiten sehen können. Derzeit allerdings ist er noch damit beschäftigt, zusammen mit Sven Frels, dem Urenkel des einstigen Druckereigründers, den Tiegel und die Schneidemaschine zu zerlegen und für den Transport aufzubereiten.

Druckmaschine
Am Zerlegen der Druckmaschine für den Transport ins Handwerksmuseum beteiligten sich (von links): Norbert Knoblauch, Klaus Friedrich, Tiedeke Heilmann und (hockend) Sven Frels. Foto: Folkert Frels

Mit Folkert Frels, dem daran gelegen ist, die Tradition des Buchdrucks zu bewahren, freut sich Tiedeke Heilmann vom Museumsverein Suhlendorf darüber, dass das Handwerksmuseum mit dem rund 55 Jahre alten Buchdrucktiegel demnächst einen weiteren Anziehungspunkt haben wird – auch wenn diese Maschine vom Alter her nicht mit der über 200 Jahre alten Bockwindmühle "Auguste" mithalten kann, die, für ihr Alter erstaunlich munter, nach wie vor Korn zu Mehl verarbeitet. 

Montag, 10. August 2020

Kultur auf Rädern

Mit Chanson, Märchen und Tanz: Künstler machen auf dem Weg von München nach Sylt Station in Müden an der Örtze 

Not macht erfinderisch: Wenn das Publikum aufgrund der Coronavirus-Pandemie nicht – oder nur mit Beschränkungen – in die Theater, Konzertsäle und Kleinkunstbühnen kommen kann, dann kommen die Künstlerinnen und Künstler zum Publikum. Vom 4. August an fahren drei Künstlerinnen und Künstler und ein Kameramann mit dem Fahrrad in Süd-Nord-Richtung von München nach Sylt durch Deutschland und zeigen unterwegs auf verschiedenen Bühnen ein spannendes Programm voller Märchen, Musik und Tanz.

Am Freitag, 28. August, machen die Kulturreisenden um Kim Mira Meyer gegen 17 Uhr mit ihrem rund einstündigen Programm Station auf dem Winkelhof in Müden an der Örtze. Die Tänzer und Schauspieler möchten sich der allgemein spürbaren Unsicherheit mit Liedern, Texten, Tanz und viel Lebensfreude entgegenstellen. Im Zentrum der Aufführungen stehen Chansons der Sängerin Mira, deren neues Album „Fernweh“ im August erscheint. Die Lieder erzählen von Erlebnissen und Begegnungen auf ihrer Reise durch ferne Länder im vergangenen Jahr. Im Winkelhof in Müden wird das Programm von Thomas Matschoss, Schauspieler aus der Lüneburger Region, gelesen und unterstützt. Außerdem gibt es Tanz, Musik und hoffentlich viele spannende Begegnungen mit kulturhungrigen Menschen jeden Alters.


Die Aufführung steht ganz im Sinne von Spontanität und ungewöhnlichen Momenten: Wie und wo die Aufführung auf dem Winkelhof realisiert wird, hängt ganz vom Wetter und der Anzahl der Zuschauer ab. Um die Hygieneauflagen zu Zeiten von Corona erfüllen zu können, ist es zwingend erforderlich, unter Angabe von Namen, Adresse und Telefonnummer einen Platz vorab zu reservieren. Bei schönem Wetter oder leichtem Regen (Regenschirme mitbringen) wird draußen gespielt. Bei Dauerregen können nur die ersten 40 Personen eingelassen werden, da dann die Aufführung im Hofcafé stattfinden wird, ansonsten warten 60 Stühle auf Kulturhungrige.


Der Eintritt ist frei, jedoch freut sich das junge Schauspielerteam auf einen prall gefüllten Hut am Ende der Aufführung, Flaschengetränke können erworben werden. Parkplätze für Autos stehen im Dorf zur Verfügung, Radfahrende können auf dem Hof parken. Platzreservierungen (zwingend erforderlich) sind ab sofort unter Telefon 0176 36582430 oder mit E-Mail an kimmirameyer@icloud.de möglich. Weitere Informationen unter www.momentbuehne.com 



Donnerstag, 6. August 2020

Blühende Blumen, dicke Bohnen und Altmärker Braunkohl

Blick in den Hausgarten des Brümmerhofes

Jarek Kosiello kümmert sich seit vielen Jahren um den Garten des Brümmerhofes. Er könnte noch Helfer gebrauchen.
Foto: Christine Kohnke-Löbert
Gelb und orange leuchtende Ringelblumen setzen fröhliche Farbtupfer. Verspielt ranken sich die Blüten der Kapuzinerkresse aus dem Beet heraus und die zartlila Rose hat einen Ehrenplatz: Sie ist in der Mitte eines kleinen, zentral gelegenen Rondells gepflanzt und nimmt damit im Hausgarten des Brümmerhofes im Museumsdorf Hösseringen einen besonderen Platz ein. Doch Museumsmitarbeiter Jarek Kosiello, der sich seit vielen Jahren um die Gärten und Außenanlagen des Freilichtmuseums kümmert, hat eine andere, weit weniger spektakulär aussehende Pflanze im Blick: „Diesen Braunkohl ziehen wir schon seit mehr als 30 Jahren im Museumsgarten“, erzählt er und weist auf die großblättrigen, jetzt aber ein wenig zerrupft wirkenden Pflanzen. Und dieser Kohl ist tatsächlich etwas ganz Besonderes, denn es handelt sich um eine alte Sorte aus der Altmark, die mit ihrem Anbau im Museumsdorf bewahrt und ansonsten kaum noch kultiviert wird. Deshalb muss der Museumswart den Samen auch selbst ziehen. „Der Braunkohl, in der Lüneburger Heide auch Grünkohl genannt, ist zweijährig“, erzählt er. Erst im zweiten Jahr nach der Aussaat können die Samenkörner geerntet werden, was in diesem Jahr bereits geschehen sei. „Der Altmärker Braunkohl wird bis zu zwei Meter hoch“, erklärt Jarek Kosiello, heutige Sorten kämen da bei weitem nicht mit.

Nicht nur die Besucherinnen und Besucher des Museumsdorfes, sondern auch die Schmetterlinge freuen sich über die Blütenpracht im Garten des Brümmerhofes. Foto: Christine Kohnke-Löbert
Der Hausgarten des Brümmerhofes ist nach Vorbildern aus der Zeit um 1900 angelegt, damals wurden mit dem Aufkommen des Jugendstils auch in ländlichen Gärten symmetrische Formen modern. So ist er in einzelne Areale gegliedert, die von Buchsbaumhecken begrenzt werden. Doch diese machen dem Gärtner Sorgen, denn auch sie bleiben von der grassierenden Pilzkrankheit nicht verschont. Jarek Kosiello hat es durch starkes Zurückschneiden versucht und hier und da schlagen tatsächlich frische grüne Triebe aus. Nun muss abgewartet werden.

Die Kapuzinerkresse wuchert üppig, während die vom Pilz befallenen Buchsbaumhecken kümmern. 
Foto: Christine Kohnke-Löbert
Vorn im Garten sind die Kräuterbeete angelegt, denn auf ihre Küchenkräuter musste die Hausfrau ja schnell Zugriff haben. Basilikum, Thymian, Kresse und Koriander wechseln sich mit Bohnenkraut und Dill ab, bei den Mehrjährigen punkten Lavendel und Rosmarin. Poree, Sellerie, Spinat und Mangold werden ebenfalls angebaut, und hinter Radieschen und Steckzwiebeln leuchten Studentenblumen. Besonders interessant aber sind die „Dicken Bohnen“, denn diese können durch Knöllchenbakterien Stickstoff aus der Luft binden und damit den Boden aufwerten. „Bohnen gehören zu den Leguminosen und wurden wegen ihres hohen Proteingehaltes früher viel angebaut. Heute sieht man die Dicken Bohnen in der Heide nicht mehr oft“, weiß der Museumswart, der von Besucherinnen und Besuchern oft gefragt wird, was denn mit der Ernte passiere. Abgeerntet wird der Garten niemals ganz, denn es ist ja ein Schaugarten für die Museumsgäste. Doch den einen oder anderen Kohlkopf nehmen sich die Gartenhelfer mit. Einen solchen könnte Jarek Kosiello als Unterstützung gerade gut gebrauchen. „Ein lebendiger Garten muss täglich bewirtschaftet werden“, erzählt er, „da sind helfende Hände immer willkommen.“

Bohnen ranken zwischen den Blumenbeeten. Foto: Christine Kohnke-Löbert
Der Besitzer des Brümmerhofs war ein Heidebauer. Mehr über die Heide können die Besucherinnen und Besucher des Museumsdorfes nicht nur in der Dauerausstellung zu dem Thema erfahren, sondern auch bei der Heideführung am Freitag, 21. August. 
Das Museumsdorf Hösseringen hat dienstags bis sonntags von 10:30 Uhr bis 17:30 Uhr geöffnet. Das aktuelle Veranstaltungsprogramm ist auf der Internetseite www.museumsdorf-hoesseringen.de zu finden.

Dienstag, 28. Juli 2020

Raus in den Wald!

Ferienprogramm für Kinder im August

Raus in den Wald! Das ist das Motto der diesjährigen Waldtage im Waldpädagogikzentrum Ostheide im ehemaligen Forsthaus Siedenholz bei Unterlüß. Für interessierte Kinder zwischen sechs und zwölf Jahren bietet Waldpädagogin Katrin Blumenbach an fünf Tagen im August ein halbtägiges Waldentdeckerprogramm an.

Im Wald gibt es viel zu entdecken.                                                               Foto: Niedersächsische Landesforsten

„Die Idee ist, Grundzüge der Ökologie des Waldes am Beispiel beliebter Tiere zu erforschen“, so Blumenbach zu ihrem Ferienprogramm. „Dabei kommen aber auch Bewegung im Wald, Spielen und gemeinsames Bauen von Waldhütten oder Fledermauskästen oder Schnitzen und Basteln nicht zu kurz.“ Die Waldentdeckertouren beginnen am 6. August mit dem Thema Fledermäuse, am 10. August geht es um Greifvögel und Eulen und am 14. August wird die Lebensweise von Dachs und Fuchs erforscht. Auf die Pirsch nach Reh und Hirsch kann man am 18. August gehen und am 25. August geht es um Insekten im Lebensraum Wald. Die Veranstaltungen finden in Zusammenarbeit mit dem Waldpädagogikzentrum Ostheide der Niedersächsischen Landesforsten statt. 

Katrin Blumenbach.
Foto: privat

Katrin Blumenbach ist zertifizierte Waldpädagogin aus Hermannsburg und seit neun Jahren für die Landesforsten aktiv. Sie wird bei den Veranstaltungen von Ralf Frommhagen unterstützt, der als Waldpädagoge seit zwei Jahren mit dem Waldpädagogikzentrum zusammenarbeitet.
„Wir können die Veranstaltungen in diesem Jahr kostenfrei anbieten, dank eines Förderprogrammes aus dem Kultusministeriums“, freut sich Katrin Blumenbach, die darauf hinweist, dass auch mehre Themen gebucht werden können.

INFO
Treffpunkt Waldpädagogikzentrum Ostheide, Siedenholz 1, 29345 Unterlüß
Dauer: von 9 bis 13 Uhr
Zielgruppe: Kinder der Klassenstufen 1–6 (6 bis 12 Jahre)
Teilnahme kostenlos. Trinkflasche und Frühstück sind mitzubringen
Notwendig ist zweckmäßige dem Wetter angepasste Kleidung und festes Schuhwerk
Anmeldung: Katrin Blumenbach, Telefon 05052/5429411 oder per Mail: info@wald-events.de

Mehr Forstpersonal gefordert

13 Millionen Kubikmeter Schadholz in Niedersachsens Wäldern 

Klimanotstand im Wald: Immer mehr heimische Bäume könnten Dürren, Stürmen und Schädlingen zum Opfer fallen – wenn nicht deutlich mehr für den klimagerechten Umbau der Wälder getan wird. Davor warnt die Gewerkschaft IG BAU und fordert zusätzliches Forstpersonal – besonders auch für die waldreiche Südheide. „Seit Jahren erleben wir einen besorgniserregenden Personalabbau im Forst. Zur Borkenkäferbekämpfung haben die niedersächsischen Landesforsten bislang lediglich einige befristete Förster eingesetzt. Qualifizierte Forstwirtstellen wollen sie weiterhin abbauen. Dem Ausmaß der Schäden wird mit diesen personalpolitischen Maßnahmen in keiner Weise Rechnung getragen“, kritisiert der Bezirksvorsitzende der IG BAU Nord-Ost-Niedersachsen, Dieter Großmann.

Dürre, Hitze und Stürme setzen dem Wald zu. Besonders stark geschädigt sind die nicht mehr zeitgemäßen Monokulturen. Die IG BAU fordert mehr Forstpersonal, um den klimagerechten Umbau heimischer Wälder voranzubringen. Foto: IG BAU

Nach Angaben des Bundeslandwirtschaftsministeriums dürften in Niedersachsen 2018 bis 2020 insgesamt rund 13 Millionen Kubikmeter Schadholz anfallen. Extreme Wetterlagen und Schädlinge wie der Borkenkäfer werden demnach bis Jahresende eine Waldfläche von 26.300 Hektar vernichtet haben.
„Auch wenn zuletzt mehr Regen fiel als in den Vorjahren, bleibt die Lage für die Bäume dramatisch. Neben den besonders anfälligen Reinbeständen aus Fichten und Kiefern trifft es mittlerweile sogar die Buche“, so Großmann. Diese seit Jahrtausenden in Deutschland heimische Art leide zunehmend unter ausgetrockneten Böden und Pilzbefall. Um die Wälder für den Klimawandel zu wappnen, müssten weiter Mischwälder angelegt und klimabeständige Baumarten angepflanzt werden.
Bei solchen klimastabilen Wäldern gehe es darum, weiterhin den heimischen Rohstoff Holz zu produzieren, an dessen Pflege, Nutzung und Weiterverarbeitung viele Arbeitsplätze in der Region hängen „Der Waldumbau ist jedoch eine Mammutaufgabe, für die es viel mehr Förster und Forstwirte braucht als bislang. Betriebe sollten deshalb auch mehr ausbilden und Azubis übernehmen“, betont der Gewerkschafter.