Montag, 5. Oktober 2015

Erntezeit im Eichenwald

Herbstzeit ist Erntezeit – das gilt auch für die Früchte der Eichen in den Niedersächsischen Wäldern. Wenn der Wind durch die mächtigen Kronen weht, prasseln im Oktober die reifen Eicheln auf den Waldboden. Um daraus hochwertiges Eichensaatgut für die Forstbaumschulen gewinnen zu können, ist Handarbeit und ausgeklügelte Technik gefragt. Eifrige Helfer sammeln die braunen Früchte einzeln aus der Laubstreu.
Von groben Verunreinigungen befreit, reisen alle Saateicheln in versiegelten Säcken mit speziellen Begleiturkunden in die Lüneburger Heide. Ziel ist die Forstsaatgut-Beratungsstelle (FSB) der Niedersächsischen Landesforsten in Oerrel bei Munster, eine der europaweit modernsten Anlagen zur Aufbereitung und Bereitstellung von hochwertigem Forstsaatgut.

Bei der Ernte hochwertiger Saateicheln ist auch Handarbeit gefragt.                                          Foto: Niedersächsische Landesforsten
Hier werden die Eicheln gereinigt und hohle Früchte ausgeschwemmt. Dann erwartet sie ein warmes Bad im Whirlpool: In der ‚Thermotherapie-Anlage‘ werden die Früchte gegen einen Schwarzfäulepilz behandelt. Dabei kommt es auf den optimalen Temperaturverlauf an: Der Erreger wird abgetötet, während die empfindlichen Eicheln ihre volle Keimfähigkeit behalten. Ein Teil wird nach dieser Aufbereitung an Baumschulen verkauft und gleich ausgesät. Der Rest hält Winterschlaf unter kontrollierten Bedingungen bis zum Frühjahr: „Hohe Luftfeuchtigkeit im Kühlraum schützt die Saateicheln vor Austrocknung“, erklärt FSB-Leiter Andreas Preuß die spezielle Lagertechnik.
Nur die Eicheln vitaler und gesunder Bäume in ausgewählten, geprüften und zugelassenen Erntebeständen dürfen als Saatgut geerntet werden. Nicht in jedem zur Ernte anerkannten Eichenbestand tragen die Bäume genügend Früchte, damit sich die mühsame Ernte lohnt. Besonders der mehrfache Kahlfraß durch Schmetterlingsraupen hat viele Eichenwälder in den vergangenen Jahren geschwächt. „Hochwertiges Eichensaatgut als Grundlage der ökologischen und ökonomischen Stabilität zukünftiger Wälder ist knapp geworden. Nach unseren Schätzungen wird die in den Landesforsten gesammelte Menge von etwa 20 Tonnen ausreichen, um 2 Millionen Eichensetzlinge anzuziehen“, so Förster Preuß. Mit diesen Pflanzen können neue Eichenwälder in der Größe von 350 Fußballfeldern entstehen.
Die natürliche Verbreitung der Eicheln erfolgt häufig über Eichelhäher und Tauben. Eicheln bilden im Herbst besonders für Kleinsäuger, Vögel, Wildschweine, Rot- und Damwild eine wichtige Nahrungsgrundlage.